2023 – ein Rückblick

Doppeltür am alten Rathaus in Görlitz. TAL

Hier ein Rückblick zu unserer Arbeit im Jahr 2023.

So konnten wir in diesem Jahr drei Ausstellungen zeigen, unser Projekt mit dem Französischen Gymnasium zu der Vermögensverwertungsstelle fortführen (seit 2019) und das Projekt zum 11. Osttransport Moabit – Piaski mit der Humboldt-Universität und der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule abschließen (seit 2021).

Schon traditionelle Projekte laufen ebenfalls weiter. Daneben pflegen wir den Kontakt zu den jüdischen Gemeinden in Dessau und Chemnitz und unterstützen die Arbeit mit Kindern in politischen Brennpunkten.

Wir freuen uns über die Anerkennung, die zwei unser Gründungsmitglieder für ihre langjährige Erinnerungsarbeit in Ungarn und Polen erhalten haben, und über den neuen Kontakt, der zum Künstlerpaar Timo und Nadia Kaabi-Linke entstanden ist.

Mit Interesse verfolgen wir den Aufbau des Deutsch-polnischen Hauses durch Dr. Agnieszka Wierzcholska. Ein glücklicher Umstand hat uns den Kontakt zu Prof. Joachim Schlör beschert, der uns in 2024 eine Ausstellung zur Familie Freudenheim und dem Haus Brückenallee 33 ermöglichen wird.

Bei unseren Besuchen in Polen haben wir von Adam Bartosz in Tarnów immer wieder Anregungen zu Nachforschungen im westlichen Galizien erhalten . Gleichzeitig konnten wir eine wichtige Zusammenarbeit im Zusammenhang mit der Graphik Novel Mietek na Wojnie / Rudi im Krieg von Natalia Gancarz aufbauen und fortführen.

Zum Schluss seien unsere anhaltenden Bemühungen um den Erhalt der massiv gefährdeten Deportationsrampe am Gleis 69 des ehemaligen Güterbahnhofes Moabit erwähnt. Unter der Leitung von Dr. Andrea Riedle hat ein Runder Tisch eindeutige Schwerpunkte für das weitere Vorgehen benannt. Die finden sich aber, vollkommen unverständlich, kaum in den Ausschreibungsunterlagen des BA Mitte für eine Machbarkeitsstudie wieder. Da werden wir noch viele Unterstützung und Kreativität benötigen, um die historische Rampe des größten Deportationsbahnhofs Berlins zu retten.

Wir sind dankbar dafür, dass sich der Freundeskreis um unseren Verein vergrößert hat und uns so durch seine Mitarbeit und seine großzügigen Spenden die Weiterarbeit ermöglicht. Dankbar sind wir ebenfalls für die unproblematische Möglichkeit, unsere Ausstellungen in der Hansabibliothek und dem Mitte Museum zu zeigen.
Wir sind darauf gespannt, welche Aufgaben in 2024 auf uns warten.

Seit einigen Jahren beteiligen wir uns in unterschiedlichen Formen an dieser Form des stillen Gedenkens.
Viele Mahnorte haben sich dieser Aktion angeschlossen.

Am 27.Januar 2023 nahmen wir an der Gedenkzeremonie des Bezirksamtes Mitte aus Anlass des Holokaust-Gedenktages teil und erinnerten an den stummen Zeitzeugen: Die weiter verrottende Deportationsrampe in der Mitte des Bildes.

Seit 2018 treffen wir uns mit Gleichgesinnten in der Tiergartener Thomasiusstraße und putzen die dort verlegten 114 Stolpersteine.

Durch glückliche Umstände lernten wir die Nachkommen der Familie Wolffs kennen und halfen mit der Bekanntgabe der Stolpersteinverlegung auf unserer Website.

“Tarnów” war das Schlüsselwort, dass uns mit Agnieszka Wierzcholska zusammengebracht hat. Wir konnten ihre wichtige Arbeit begleiten und freuen uns jetzt um so mehr, als daraus ein Standardwerk für den mikrohistorischen Ansatz in der Geschichtsschreibung entstanden ist.
Agnieszka Wierzcholska ist jetzt mit dem Aufbau des Deutsch-Polnischen Hauses betraut.

Unsere Kooperation mit dem Französischen Gymnasium schloss in diesem Jahr die Teilnahme am Studientag und einen Workshop im Zusammenhang mit unserem gemeinsamen Projekt zur Vermögensverwertungsstelle ein.

Im April 2023 gestalteten wir mit Bella Zchwiraschwili / World Jewish Congress und Thomas E. Herrich von Hertha BSC eine Gedenkveranstaltung für Herthas ersten Mannschaftsarzt Dr. Hermann Horwitz.

Anfang Mai 2023 fand die Eröffnung dieser Ausstellung in der Hansabibliothek statt. Das dabei geschilderte Geschehen hatte sich in unmittelbarer Nähe vor hundert Jahren in Siegmundshof abgespielt.

Zwei unserer Gründungsmitglieder, Vera Braun und Beate Stollberg-Wolschendorf, wurden für ihre langjährige Gedenkarbeit in Ungarn und Polen mit Auszeichnungen in diesen Ländern geehrt.

Im Mai 2023 trafen wir uns hier mit Prof. Schlör vom Parkes Institut der Universität Southampton, um unsere Zusammenarbeit für eine Ausstellung zu eben diesem Haus zu besprechen.

Lange blieb dieses zerstörte Kabel am Mahnort Synagoge Levetzowstraße unbemerkt und die Flammenwand dunkel. Wir haben uns gekümmert. . . . mehrmals.

Im Juni 2023 haben wir uns entschlossen, den fortschreitenden Verfall der Deportationsrampe hier zu dokumentieren. Wir wollen ein “Hätten wir mal . . . .” vermeiden.

Kurz danach wurde Alfred Messel mit einer Berliner Gedenktafel geehrt. Dabei hatten wir zu einer Begegnung mit dem neuen Kultursenator Joe Chialo Gelegenheit und konnten ihm unsere Wünsche an sein Haus vortragen.

Besuch der uns schon aus Berlin bekannten Ausstellung “Der Kalte Blick”, die inzwischen auch in Tarnów, dem Ort des Geschehens, angekommen ist. In dem Zusammenhang fand auch ein Gespräch mit Adam Bartosz zu unserer weiteren Kooperation mit der Graphik Novel Mietek na Wojnie / Rudi im Krieg von Natalia Gancarz statt.

In Frysztak im früheren westlichen Galizien erinnert heute nur noch wenig an das umfängliche jüdische Leben bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs. Dazu gehört das Grab der Tochter des Zadiks Elimelech aus Leżajsk, eines der wichtigen Persönlichkeiten des Chassidismus.

Im August hatte wir ein längeres Gespräch mit Frau Prof. Herold von der Denkmalpflege an der Technischen Universität Berlin. Vielleicht ergibt sich daraus ein Projekt mit interessierten StudentInnen.

Tag des Offenen Denkmals. Der erste Besucher erscheint. – Anschließend konnten wir einer Gruppe von Interessenten die schwierige Lage an der bedrohten Deportationsrampe erläutern.

Der Tag des Offenen Denkmals schloss mit einem Empfang auf dem Dachgarten des sonst verschlossenen ICC. Dabei ergab sich die Gelegenheit für Gespräche mit Bausenator Christian Gaebler und Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut.

Die Ausstellung “Zwischen Emanzipation und Assimilation. Jüdische Küstlerinnen und Küstler in Tiergarten” konnten wir im September 2023 ein zweites Mal im Mitte Museum eröffnen. Sie ist dort noch bis zum 18. März zu sehen.

Bei unserem diesjährigen nachbarschaftlichen Treffen am Mahnort Synagoge Levetzowstraße überraschte uns ein kräftiger Guss. Heißer Tee und Kekse kamen da gerade richtig.

Die Einladung zur Eröffnung der neuen Synagoge in Dessau gab Gelegenheit, dieses interessante Bauwerk kennenzulernen und Neues über Zusammenhänge der jüdischen Gemeinde und der Stadtgeschichte zu erfahren.

Im Oktober musste wir nicht erklärbare Beschädigungen am Gedenkort Güterbahnhof Moabit feststellen. Die Polizei hat die weitere Untersuchung übernommen.

Am 27.Oktober haben wir die Stolpersteine der Familie Arndt in der Essener Straße geputzt und uns insbesondere an Moritz Arndt erinnert, einem jüdischen Lehrer an der Vorgängerschule der Theodor Heuss-Gemeinschaftsschule.

Im November 2023 erhielten wir die Möglichkeit unsere Ausstellung zum 11. Osttransport von Moabit nach Piaski noch einmal zu zeigen. Sie war in diesem Monat in der Hansabibliothek zu sehen.

Die unverhoffte Bekanntschaft mit dem Künstlerpaar Timo und Nadia Kaabi-Linke gab die Gelegenheit im Zusammenhang mit ihrem Objekt “Platform 69” auch über den historischen Hintergrund zu informieren.
Die Ausstellung “Seeing Without Light” ist noch bis zum 7. April 2024 im Hamburger Bahnhof zu besichtigen.

In Tiergarten fanden an verschiedenen Orten Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Reichspogromnacht im November 1938 statt. Wir waren an der Veranstaltung der Theodor Heuss-Gemeinschaftsschule am Gleis 69 und an der des Französischen Gymnasiums am Mahnort Synagoge Levetzowstraße beteiligt.

Topographie des Terrors – Tagungsort des Runden Tisches zur Rettung der gefährdeten Deportationsrampe am Gleis 69.

Nach mehreren Sitzungen des Runden Tisches zur Rettung der gefährdeten Deportationsrampe am Gleis 69 folgte jetzt ein unbefriedigendes Zwischenergebnis. Die Ausschreibung für die Machbarkeitsstudie enthielt nur wenig von dem, was der Runde Tisch erarbeitet hatte. Die Bezirksverordnetenversammlung hat sich jetzt u.a. damit beschäftigt.

Eine Einladung der Jüdischen Gemeinde Chemnitz gab Gelegenheit, am Entzünden des achten Lichtes teilzunehmen.

In diesen schwierigen Zeiten braucht es Taten – für die Schwächsten und die Verletzlichsten, die Kinder.

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Selbstverständlich erhalten Sie von uns eine Spendenbescheinigung.
Gleis 69 e.V.