Ausstellung “Jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten”

Eine Ausstellung über die vielfältigen Beiträge jüdischer Menschen zur Medizin in Tiergarten und in der Welt.
Die Ausstellung dauerte vom 6.11.2019 bis zum 16.01.2019 im Meerbaum-Haus, Siegmundshof 20, 10555 Berlin.
Die Ausstellung wurde von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung gefördert.

Inhalt

Danksagungen
Förderung
Gab es eine jüdische Medizin in Tiergarten ?
Zeittafel zum Schicksal jüdischer Ärzte und Apotheker im Dritten Reich

Geschichte jüdischer Ärzte und Apotheker
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Tiergarten
Dr. med. Käte Frankenthal
Dr. med. Julius Moses
Jüdische Ärztinnen und Ärzte mit Wohnung und/oder Praxis in
Tiergarten
Gesundheitsamt Tiergarten

Dr. med. Ernst Haase
Entwicklung der kommunalen Gesundheitsfürsorge in Berlin und
Tiergarten
Jüdische Ärzte am Gesundheitsamt Tiergarten
Städtisches Krankenhaus Moabit
Prof. Dr. phil.nat. Lydia Rabinowitsch-Kempner
Prof. Dr. med. Moritz Borchardt
Geschichte des Städtischen Krankenhaus Moabit
Jüdische Ärzte und Ärztinnen am Städtischen Krankenhaus Moabit
Nobelpreis 1945
Dr. phil. Ernst Boris Chain

Institut für Sexualwissenschaft
Dr. med. Magnus Hirschfeld
Magnus Hirschfeld – sein Werk
Klinik am Hansaplatz
Prof. Dr. med. Friedrich H. Lewy
Geschichte der Klinik am Hansaplatz


Apotheker
Diana – Apotheke in der Turmstr. 28
Wissmanns Apotheke in der Paulstr. 23
Diana – Drogerie in der Levetzowstr. 11 a

Eine Drogerie wird überfallen und enteignet
Pharmazeutische Firma “Labopharma” in der Levetzowstr. 23
Jüdische Apotheker in Tiergarten

Quellen
Vernissage
Aus dem Besucherbuch

Danksagungen

Wir bedanken uns bei den folgenden Personen und Institutionen,
die uns bei der Realisierung der Ausstellung unterstützt haben.

Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Raúl Borchardt
Dr. Ulrike Eisenberg
Angelika Grigat, Meerbaumhaus
Imperial War Museum London
Vera Seehausen, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charitè – Universitätsmedizin Berlin
Kolleginnen und Kollegen des ehemaligen Kinderkrankenhauses Wedding / Rudolf-Virchow-Krankenhaus

Mechthild Merfeld
Prof. Dietrich Milles, Archiv für Sozialgeschichte und -politik des Socium, Universität Bremen
Apothekerin Sabine Müller, Moabiter Apotheke
Karen Noetzel, Berliner Wochenblatt
Dr. Nora Pester, Hentrich & Hentrich
Raimund Wolfert, Magnus-Hirschfeld–Gesellschaft

Magdalena Zagorski

Förderung

Diese Ausstellung wurde von der Berliner Zentrale für politische Bildung gefördert.



Gab es eine Jüdische Medizin in Tiergarten ?

Wer dieser Frage nachgeht, stößt für die Zeit zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Machtergreifung Hitlers auf bemerkenswerte Persönlichkeiten und Institutionen. Von ihnen soll diese Ausstellung berichten.
An erster Stelle steht das Städtische Krankenhaus Moabit, dessen Innere und Chirurgische Abteilung 1920 zu Universitätskliniken erhoben wurden, in Berlin ein Einzelfall. In diesem Krankenhaus arbeiteten zu siebzig Prozent jüdische Ärzte und Ärztinnen. Sieben der neun Abteilungen standen unter Leitung jüdischer Ärzte. Hier wurden Medizin auf hohem Niveau in einem Arbeiterbezirk erbracht, neue chirurgische Operationsverfahren entwickelt und in der Inneren Medizin und der Neurologie psychosomatische Therapieansätze eingeführt.
Georg Klemperer und Moritz Borchardt wurden als Spezialisten an W.I.Lenins Krankenbett gerufen. Gleichzeitig fühlten sich diese Ärzte der Tiergartener Bevölkerung verpflichtet. Deshalb bauten sie zum Teil in Personalunion mit dem neuen Gesundheitsamt im Bezirk vorsorgende und nachsorgende Gesundheitsangebote auf. So konnten Schwangere in der Schwangerschaftsfürsorge betreut und in der Geburtshilflichen Abteilung entbunden werden und, wenn nötig, dann in der Säuglingsfürsorge weitere Hilfe erhalten. Ähnlich verhielt es sich bei den suchtkranken Patienten oder herzkranken Kindern. Damit war hier schon früh eine Verbindung von präventiver und kurativer Medizin geschaffen. Ein Ziel, dass in unserem heutigen Gesundheitssystem so noch immer nicht erreicht ist.

Ebenso versorgten niedergelassene Ärzte und Apotheker die Bevölkerung. Zu dieser Gruppe gehörten in Tiergarten über siebzig jüdische Ärzte und Ärztinnen. Viele behandelten in ihrer Praxis als Fürsorgeärzte auch unversicherte Patienten und andere Hilfsbedürftige. Daneben war ein erheblicher Teil von ihnen berufspolitisch, kommunal-politisch und auch als Reichstagsabgeordnete aktiv.
Daneben beteiligten sich in Tiergarten 17 Apotheken, die von jüdischen Apothekerinnen und Apothekern geführt wurden, an der medizinischen Versorgung des Bezirks. Stellvertretend seien hier Ernst Isidor Levy von der Diana-Apotheke und Alfred Rosenthal von der Wissmanns Apotheke genannt

Aus Tiergarten kam aber auch ein besonderer Impuls durch Magnus Hirschfeld. Er gründete 1919 aus eigenen Mitteln das erste Institut für Sexualwissenschaft und wandte sich damit gegen die Diskriminierung von Homosexuellen.
Am Hansaplatz gründete Friedrich Lewy ein Institut für Neurologie und
entwickelte mit der “Klinik am Hansaplatz” Pläne einer gemeinsamen neurologischen und neurochirurgischen Klinik. Nach seiner Emigration wurden diese Pläne 1934 in Gestalt der ersten Neurochirurgischen Universitätsklinik an diesem Ort verwirklicht – gegen den entschiedenen Widerstand von Ferdinand Sauerbruch, Gustav von Bergmann und Karl Bonhoeffer.
In Alt-Moabit wuchs schließlich auch Ernst Boris Chain auf und ging im Luisengymnasium zur Schule. Nach seinem Studium forschte er an der Charité zu physiologischen Fragestellungen. 1933 nach Großbritannien emigriert erhielt er 1945 zusammen mit Alexander Fleming und Howard Walter Florey den Nobelpreis für die Entdeckung und therapeutische Anwendbarkeit des Penizillins.

Alle genannten Ärzte und Apotheker waren jüdischer Abstammung. Die wenigsten verstanden sich aber als jüdische Ärzte und Apotheker, da sie sich weitgehend in der deutschen Gesellschaft assimiliert fühlten. Die von ihnen vertretene Medizin war keine spezifisch jüdische sondern eine auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
Das Attribut “jüdisch” ist erst mit der Zunahme des Antisemitismus in den zwanziger Jahren und dann nachher “amtlich” im Dritten Reich von entscheidender Relevanz gewesen. Im NS-Staat war dieses Attribut die
Begründung für zunehmende Rechtlosigkeit, Vertreibung und Ermordung.

Um abschließend die oben gestellte Frage zu beantworten:
Ja, es gab in Tiergarten eine durch jüdische Ärzte und Apotheker in vielfältiger Weise geprägte Medizin. Sie fand im Dritten Reich abrupt ihr Ende, und ihre Ergebnisse sind teilweise bis heute nicht wieder erreicht.



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Zeittafel zum Schicksal jüdischer Ärzte und Apotheker im
Dritten Reich

  • 1. April 1933 Boykott von jüdischen Geschäftsleuten, Freiberuflern, darunter Ärzten und Apothekern.
  • Besetzung von Krankenhäusern durch die SA, darunter auch des Städtischen Krankenhauses Moabit,
  • Verhaftung von Ärzten und Einlieferung in wilde SA- Gefängnisse.
  • 7. April 1933 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.
  • Mit dieser scheinlegalen Vorgabe werden jüdische und politisch unliebsame Ärzte aus dem staatlichen Gesundheitswesen, auch aus der Universität und der Charitè kurzfristig entlassen. Sie verlieren neben dem Arbeitsplatz ihren Versorgungsanspruch und ihre Titel.
  • Jüdische Ärzte und Apotheker werden in der Folge aus den jeweiligen Spitzenverbänden und Fach- gesellschaften ausgeschlossen, oft mit Zustimmung ihrer Kollegen und im vorauseilenden Gehorsam.
Reichsgesetzblatt vom 7. April 1933: Erstes Blatt des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Österreichische Nationalbibliothek, Gemeinfrei
  • 22. April 1933 Mit einer Verordnung des Reichsarbeitsministerium werden die Bestimmungen des Gesetzes zum Berufsbeamtentum auch auf die Kassenzulassung der niedergelassenen Ärzte wirksam. Seit diesem Zeitpunkt werden jüdischen Ärzten zunehmend die Kassenzulassung entzogen.
    In der Folge sind sie zu quälenden Auseinandersetzungen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen und dem Reichsarbeitsministerium gezwungen. Bei dem Versuch, ihre Existenz zu retten, sind sie nur in wenigen Fällen erfolgreich, wenn schließlich ihr Frontkämpferstatus im Ersten Weltkrieg anerkannt wird.
  • August 1933 Prüfer in pharmazeutischen Prüfungen benötigen einen Ariernachweis.
  • April 1935 jüdische Apotheker erhalten keine Apothekenkonzession
    mehr.
  • 26.03.1936 Gesetz über Verpachtung und Verwaltung öffentlicher Apotheken: Juden sind als Pächter nicht zugelassen.
  • Jüdische Inhaber von Apotheken unterliegen dem Verpachtungszwang.
  • Im Oktober 1936 gibt es keine Apotheke mit jüdische Inhabern mehr.
  • 1936 Ein Teil der Ärzte, die ihre Arbeit verloren haben, finden eine Tätigkeit im Jüdischen Krankenhaus oder in jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen.
  • 1. Januar 1938 Jetzt verlieren die noch in Praxis arbeitenden jüdischen Ärzte ihre Zulassung zu den Ersatzkassen und damit gleichzeitig auch die Aufgabe als Wohlfahrtsärzte.
  • 3. August 1938 Den jüdischen Ärzten wird mit der 4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz die Approbation entzogen.
  • Ersatzweise wird es einer kleinen Gruppe noch gestattet, als „Behandler“ jüdische Patienten zu behandeln. Die Mehrzahl darf nicht mehr ärztlich tätig sein.
  • 9. Nov. 1938 „Reichskristallnacht“. Zahlreiche der verbleibenden jüdischen Ärzte werden verhaftet, in KZs gebracht und zur Emigration gezwungen.
  • Jetzt wird offensichtlich, dass Juden nicht nur ihrer materiellen, sondern auch ihrer physischen Existenz beraubt werden sollen.

  • 31. Januar 1939 Analog zu den Ärzten wird jetzt jüdischen Apothekern, Zahn- und Tierärzten die Bestallung entzogen.


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Geschichte jüdischer Ärzte und Apotheker


Sucht man nach Hinweisen für eine besondere Beziehung zwischen dem Judentum und der Medizin, findet man sie bereits in Thora und Talmud. Krankenpflege und Krankenbesuch sind Teil des Gebotes der Nächstenliebe ( Mose 3; 19: 18). Das Judentum betrachtet Krankheit und Schmerz nicht als von Gott gegeben. Der Mensch muß sie deshalb nicht unbehandelt ertragen. Stattdessen gibt es eine Verpflichtung zur ärztlichen Behandlung (Mose 2; 21:19).
Schon früh besteht im Judentum die Vorstellung von der Übertragbarkeit von Krankheiten. Die Reinheitsgebote ( Mose 3) schreiben z. B. das Händewaschen vor der Mahlzeit und nach dem Toilettengang vor, auch bei Kontakt mit einer Leiche. Die Speisegesetze (Kaschrut) wurden später auch mit der Hygiene in Verbindung gebracht, sind aber vorrangig religiöse Vorschriften und dienen der Abgrenzung gegenüber anderen Religionen. Dagegen läßt sich die peinliche genaue Reinigung der Wohnung vor dem Pessachfest sehr wohl als eine Hygienemaßnahme verstehen.
In der Thora werden verschiedene Krankheiten, überwiegend Infektionskrankheiten genannt wie Tuberkulose (Mose 3; 26:16), Leishmaniose (Mose 5; 28:27), Pest (Mose 5; 28:21), aber auch Lumbago (Hesekiel; 21:11) und Epilepsie (Mose 4; 24:4).
In die Kenntnisse jüdischer Ärzte geht auch Wissen aus der babylonischen und griechischen Kultur ein. War der jüdische Arzt in der Regel praktischer Arzt und Chirurg in einer Person, gab es daneben aber auch die Hebamme und den Beschneider. Der Rabbi hatte dagegen auf die Einhaltung von Regeln im Umgang mit der Lepra zu achten.
Im 5. Jh. n. Chr. erscheint mit dem “Buch der Heilmittel” das erste medizinische Werk auf Hebräisch. Es wird Asaph ben Berechiahu und Johanan ben Zabda zugeschrieben.
Jüdische Ärzte hatten in der Antike einen ausgezeichneten Ruf und praktizierten in der ganzen damals bekannten Welt. Medizin war ein fester Bestandteil des Unterrichts in den Talmudschulen.

Im Islam des Mittelalters wurden jüdische Ärzte als Vermittler medizinischen Wissens geachtet. Ihre Ausbildung erhielten sie an der hellenistischen Schule von Alexandria oder an der persischen Akademie in Gundischapur. In dieser Zeit sind eine ganze Reihe berühmter jüdischer Ärzte bekannt : Chasdai ibn Schaprut war Mitte des 10. Jh. Leibarzt des Kalifen Abd ar-Rahman III., Isaak ben Salomon Israeli schrieb in dieser Zeit bekannte Bücher über das Fieber und den Harn. Im 12. Jh. lebte Moses Maimonides ( 1135 – 1204 ), berühmter Arzt, Philosoph und Rechtsgelehrter, der unter anderem zehn Abhandlungen über verschiedene Krankheiten und gesundheitliche Themen schrieb.

Im christlichen Kulturkreis wirkte im 10. Jh. als erster bekannter jüdischer Arzt der Italiener Schabbtai Donnolo. Zu der Zeit bestanden bereits die medizinischen Schulen von Palermo, Tarent und Bari, an denen so wohl muslimische, christliche als auch jüdische Ärzte lehrten. In den nächsten Jahrhunderten wurden jüdische Ärzte als Leibärzte der Geistlichkeit und als Stadtärzte sehr geschätzt. 1210 ist das erste jüdische Hospital in Regensburg nachweisbar (Heqdesh oder Heckhaus). Krankenpflege und Krankenbesuche lagen in den Händen der Chewra Kadischa und der Chewra Bikur Holim. Beides sind Vereinigungen in der jüdischen Gemeinde. Sie kümmern sich zum einen um das Begräbnisritual, zum anderen um Krankenbesuche und Krankenpflegepflege.
In Montpellier gründete Kardinal Konrad als Gesandter des Papstes Honorius III. 1220 die erste Medizinische Fakultät in Frankreich. Hier lehrte der Rabbiner und Arzt Moise ben Nahman.

Im 13. und 14. Jh. gab es zunehmend kirchliche Verbote, sich als Christ von muslimischen oder jüdischen Ärzten behandeln zu lassen. Ihnen wurde unterstellt, ihre Patienten bewußt zu schädigen. Gleichzeitig machte die christliche Ritualmordlegende ihren Weg durch Europa. Sie ging 1144 von Norwich in England aus und besagte, dass jüdische Ärzte Blut von christlichen Kindern auch für medizinische Zwecke benutzten.

Jüdischer Arzt, ca. 1568 – Quelle Wellcome Collection gallery unter CC-BY-4.0

Der erste Hohenzollern-Kurfürst, Friedrich I., bringt 1415 aus Nürnberg zwei jüdische Ärzte in seine neue Residenz Berlin und Cölln mit.
Bereits 1678 konnten auf besondere Anordnung des Großen Kurfürsten zwei Juden in Brandenburg das Medizinstudium aufnehmen. In der Viadrina in Frankfurt/O. Mit der Neuzeit und dem Aufkommen der jüdischen Aufklärung, der Haskala, fanden dank der Arbeit
Moses Mendelssohns (1729–1786) insbesondere die deutschen Juden in die bürgerliche Gesellschaft. Vor allem der Arztberuf stand dabei an erster Stelle, um gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen. Seit 1737 die Universität Göttingen und die von Halle-Wittenberg Studenten ohne Ansehen der Religion aufnahmen, konnten auch Juden ohne die frühere Ausgrenzung an der Wissenschaft teilhaben.

Schon 1690 praktizierte in Berlin ein jüdischen Arzt namens Loebel.
1756 wird das Jüdische Krankenhaus in der Oranienburger Straße eröffnet.

Marcus Herz, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch (1795) – Fotograf W.pseudon unter CC BY-SA 4.0

Ab 1765 findet man jüdische Ärzte im Berliner Adressbuch.
Zu Ihnen gehört auch Marcus Herz, Schüler Immanuel Kants und Ehemann der Salonière Henriette Herz. Mit ihrer Teilnahme am gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Leben geraten Juden zunehmend unter Anpassungsdruck, der häufig zur christlichen Taufe führt.
Mit der Reichsgründung 1871 erlangen deutsche Juden zwar die rechtliche Gleichstellung, aber immer noch nicht die soziale. Die Laufbahn als Offizier und als Beamter bleibt ihnen in Preußen nach wie vor verschlossen.

Dagegen gibt es in Wien und Prag erste jüdische Ordinarien.
In Frankfurt/M. ermöglicht Franziska Speyer 1906 mit einer Spende von einer Million Goldmark die Gründung des Georg-Speyer-Haus als Forschungsinstitut für Chemotherapie – und Arbeitsplatz für Paul Ehrlich. Diese Stiftung gab den Impuls für die anschließende Gründung der Frankfurter Universität.
Gleichzeitig nahmen die Vorurteile gegenüber Juden zu.
Der früher religiös begründete Antisemitismus verwandelte sich jetzt in einen biologistisch-rassistischen und legitimierte sich damit scheinbar wissenschaftlich. Durch eine Taufe konnte man die Zugehörigkeit zu den Juden nicht mehr beenden. Als Protagonisten für diese Einstellung seien hier nur der Historiker Treitschke und der Hofprediger Stoecker genannt.

Mit der Gründung der Krankenkassen war am Anfang des 20. Jahrhunderts die Tätigkeit als Kassenarzt für Juden die am ehesten mögliche. In Konkurrenz mit ihren christlichen Mitbewerbern wurden sie dabei häufig als “Kassenlöwen” und “Fabrikärzte” diffamiert. Die Kollegen beschuldigten sie, mit gefährlichen Krankheitserregern umzugehen und sich Frauen gegenüber unärztlich zu verhalten. Alles Vorwürfe, die spätestens nach der Machtergreifung unverhüllt geäußert wurden. Die große Anzahl von jungen Ärzten, die im Ersten Weltkrieg beschleunigt ihr Studium abgeschlossen hatten und jetzt ebenfalls in die Praxen und Krankenhäuser drängten, verschärften die Konkurrenzsituation noch zusätzlich.
Nach Untersuchungen von Rolf Winau gab es 1933 in Berlin ca. 6800 Ärzte, 3500 von ihnen waren Juden. Gleichzeitig war 1933 fast die Hälfte der deutschen Ärzte Mitglied in der NSDAP. Die Spitzenorganisationen der Ärzte und ihre Berufsverbände entledigten sich nach Hitlers Machtergreifung selbst in kürzester Zeit ihrer jüdischen Kollegen.

Aus “Der Stürmer”
Aus “Der Stürmer”

Von den jüdischen Berliner Ärzten und Ärztinnen konnten über achtzig Prozent emigrieren, die übrigen wählten den Freitod oder wurden schließlich deportiert, die meisten von ihnen dann ermordet.

Opfer des Faschismus (O.d.F.)-Großkundgebung in Berlin 1946- Quelle Fotothek – Fotograf Abraham Pisarek unter CC BY-SA 3.0



Bei den Juden Mitteleuropas hat der Beruf des Apothekers im Unterschied zu dem des Arztes und des Rechtsanwaltes nur eine kurze Tradition. Häufig übernahmen die Ärzte auch die Aufgabe des Apothekers, um sicher zu sein, dass die Medikamente nur koschere Zutaten enthielten.
Die Verdächtigung, Patienten zu vergiften, galt auch gegenüber jüdischen Apothekern, sodass erst Ende des 16. Jahrhunderts der erste jüdische Apotheker in Prag registriert wird. 1783 schließlich erlaubte Joseph II. dem Apotheker Michl Jeiteles Arzneien nicht nur an Juden sondern auch an Christen zu verkaufen. Die Verleihung eines Apothekenprivilegs an Juden blieb aber auch in Preußen bis Mitte des 19. Jahrhunderts eher die Ausnahme. Ab 1861 durften jüdische Apotheker eigenverantwortlich ihren Beruf ausüben, aber erst 1892 erhielt ein Jude in Berlin die erste Realkonzession zum Betrieb einer Apotheke. Das Mißtrauen der anderen Apotheker begleitete diesen Vorgang.
In der Weimarer Republik konnten sich schließlich jüdische Apotheker und Apothekerinnen beruflich relativ frei entwickeln und auch in ihren Standesorganisationen Anerkennung erreichen. 1933 wurden in Berlin 131 Apotheken von Juden geleitet. Das waren rund 25 Prozent der Berliner Apotheken. Im Bezirk Tiergarten befanden sich von 38 Apotheken sogar 17 in jüdischem Besitz.
Aber bereits in der ersten Apriltagen 1933 schlossen der Deutsche und der Berliner Apothekerverein ihre jüdischen Vorstandsmitglieder aus. Eine neue Satzung erlaubte dann nur noch Ariern die Mitgliedschaft.
Im Oktober 1936 gab es keine Apotheke unter jüdischer Leitung mehr.

Da die Gründung einer Apotheke für Juden zum Ende des 19. Jahrhunderts noch mit erheblichen Erschwernissen verbunden war, entschlossen sich einzelne Apotheker zum Aufbau einer chemisch-pharmazeutischen Fabrik. Beispiele sind die Übernahme der Firma Beiersdorf durch Oscar Troplowitz, die Gründung der Chemischen Fabrik Tempelhof durch Albert Mendel.
In Tiergarten gründete Dr. Joseph Laboschin 1909 in der Levetzowstr. 23 „Labopharma“, ein Unternehmen mit dem Schwerpunkt Serologie, Bakteriologie und Chemotherapie. 1943 entzog er sich mit einem Suizid der drohenden Verhaftung durch die Gestapo.

Eine ganze Reihe von jüdischen Apothekern aus Posen zogen nach Ende des Ersten Weltkrieges aus der wieder erstandenen Polnischen Republik ins Deutsche Reich. Da sie dort oft das Geld für eine Apothekerkonzession nicht aufbringen konnten, wichen sie auf die Gründung einer Drogerie aus. Die Betreiber von Apotheken bezeichneten sie gern abschätzig als „Apothekerdrogisten“ und versuchten ihnen Regelverstöße nachzuweisen. Wie beispielsweise den Verkauf von apothekenpflichtigen Medikamenten. In Tiergarten waren allein acht Drogerien, von jüdischen Apothekern geleitet, verzeichnet. Da sie in den ersten Jahren des Dritten Reiches nicht von den gesetzlichen Einschränkungen für die jüdischen Apotheken betroffen waren, spürten sie in vielen Fällen die Bedrohung erst nach den Pogromen im November 1938. Dann war es für viele für eine Emigration bereits zu spät.



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Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Tiergarten


Dr. Käte Frankenthal
Quelle: SOCIUM Universität Bremen – Fotograf unbekannt

Dr. med. Käte Frankenthal

Geb. 30.01.1889 in Kiel.
Ihr Vater war Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Kiel.
1909 Abitur am Reform-Realgymnasium in Kiel,
Studium in Kiel, Heidelberg, Erlangen, München, Wien und Freiburg.
1914 Dissertation: Beitrag zur Lehre von den durch Balantidium coli erzeugten Erkrankungen
1914 Approbation als eine der ersten Frauen in Deutschland.
1914 Beitritt zur SPD, Engagement für Frauenstimmrecht.
1915 – 1918 Militärärztin in der österreichischen Karpatenarmee.
Die deutsche Armee hatte sie abgelehnt. Sie hätte dann im Offiziers- rang gestanden und wäre Vorgesetzte von Männern gewesen.
1918 Allgemeinpraktikerin in Praxis,
Wohnadresse: Flotowstr. 12, NW 87.
1919 – 1925 Ärztin in Pathologischen Institut / Charité.
1920 Bezirksverordnete in Tiergarten.
1923 Austritt aus der Jüdischen Gemeinde nach dem Tod ihrer Eltern.
1925 – 1931 Stadtverordnete im Wahlkreis 2 ( Tiergarten ).
1928 Stadtärztin in Neukölln, Aufgabe der eigenen Praxis,
Engagement für Abschaffung des § 218 StGB (Strafbarkeit von Abtreibung), Einrichtung von Eheberatungsstellen mit unent- geltlicher Abgabe von Schwangerschaftverhütungsmitteln.
1931 Wechsel zur SAP ( Sozialistische Arbeiterpartei ),
Vorstandsmitglied des Vereins sozialistischer Ärzte.
1930 – 1932 Abgeordnete im Preußischen Landtag.
1933 als Sozialistin und Jüdin aus Öffentlichem Dienst entlassen.
1933 Flucht in die Tschechoslowakei, nach Frankreich und in die Schweiz.
1936 Emigration in die USA, Gelegenheitsarbeiten wie Eis- und Strumpf- verkäuferin, um ihre Psychotherapie-Ausbildung zu finanzieren.
1939 psychotherapeutische Praxis.
1943 – 1947 Psychoanalyseausbildung.
1947 – 1972 als Psychiaterin und Psychoanalytikerin beim Jewish Family Service of New York, sie blieb unverheiratet.
Gest. 21.04.1976 in New York.

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Dr. Julius Moses
Quelle: Stephan Leibfried, Florian Tennstedt. Berufsverbote und Sozialpolitik 1933, Bremen 1980 . Fotograf unbekannt.

Dr. med. Julius Moses

Geb. 2.07.1868 in Posen /Warthe. Sohn des Schneiders Isidor Moses. Verheiratet, fünf Kinder. Seine Frau Gertrud verstarb 1943 in Theresienstadt.
1892 Dissertation in Greifswald: Die Bluterkrankung – Hämophilie.
1893 Approbation.
1899 Ärztliche Tätigkeit in Liegnitz /Schlesien. Untersuchung zur Kindersterblichkeit. Intensive Beschäftigung mit jüdischer Emanzipation und jüdischem Kulturerbe. Bekenntnis zur jüdischen Religion.
1900 Niederlassung in Berlin als Allgemeinpraktiker und Kinderarzt.
Wohnung und Praxis Bundesratsufer 9, NW 87.

Seine Praxis wird überwiegend von kinderreichen Arbeiterfamilien aufgesucht. Da er täglich die Not dieser Familien sieht, befürwortet er eine Geburtenbeschränkung. Sein Credo: „Medizin ohne Politik gibt es nicht“.
1912 Eintritt in die SPD. Er löst dort die „Gebärstreik“-Debatte aus.
1916 Lebensgemeinschaft mit Elfriede Nemitz, der Tochter der SPD-Politikerin Anna Nemitz, zwei Kinder aus dieser Verbindung.
1913 – 1924 führendes Mitglied im Sozialdemokratischen Ärzteverein
1929 – 1932 Mitglied in der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Vorsitzender des Vereins der Berliner Kassenärzte.
1922 – 1933 Mitglied des Deutschen Reichstages für die SPD,
ab 1924 gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Besonders nach dem „Lübecker Impfunglück“ setzt er sich für die Aufklärung von Probanden und die Verpflichtung, deren Einwilligung bei Experimenten einzuholen, ein. Er lehnt die Eugenik ab.
Mitarbeit an Reichs-Opiumgesetz, Reichs-Jugendwohlfahrtgesetz, Preußischem Tuberkulosegesetz, Reichs-Fürsorgepflichtverordnung, Preußischem Krüppelfürsorgegesetz, Reichs-Lebensmittelgesetz und am Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.
1930 scharfe Polemik in „Vorwärts“ gegen die „Dolchstoßlegende“.
Herausgeber des Organs „Der Kassenarzt“, dort auch Stellungnahmen zum Judentum, zum Antisemitismus und ablehnend zur NS-Gesundheitspolitik.
1.07.1933 Entzug der Kassenzulassung, dadurch in finanziellen Nöten.
1935 Trennung von Elfriede Nemitz auf Grund der Nürnberger Gesetze.
1938 Entzug der Approbation.
3.07.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, dort verhungert.
Gest. 24.09.1942 in Theresienstadt.


Jüdische Ärztinnen und Ärzte mit Wohnung und/oder Praxis in Tiergarten

Dr. med. Otto Bakofen, geb.29.11.1870 in Rastatt, Gynäkologe, Klopstockstr. 44, NW 87, gest. 22.04.1941 in Berlin.

Dr. med. Arthur Bamberger, geb. 23.02.1893 in Braunschweig, Allgemein- Praktiker, Beusselstr. 44, NW 87, 1933 nach Palästina emigriert.

Dr. med. Wilhelm Friedrich Becker, geb. 8.11.1896 in Dörnbach, Orthopäde, Lessingstr. 31, NW 87, 1937 nach USA emigriert.

Dr. med. Martin Bentscher, geb. 5.07.1867 in Michlowitz, Allgemeinpraktiker, Bredowstr. 2, NW 21, gest. am 6.03.1940 in Berlin.

Dr. med. Wilhelm Bernblum, geb.11.02.1892 in Berlin, Allgemeinpraktiker
Birkenstr. 49, NW 21, 28.09.1944 verschollen in Auschwitz.

Dr. med. August K. Bessunger, geb. 8.11.1889 in Darmstadt, Urologe,
Kronprinzenufer 21, NW 40, 8.11.1943 in Auschwitz verschollen.

Prof. Dr. med. Georg-Richard Blumenthal, geb. 8.04.1888 in Biesenthal, Augenarzt, Oldenburger Str. 47, NW 21, in Berlin untergetaucht.

Dr. med. Siegbert Bornstein, 7.06.1903 in Berlin, Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten, Cuxhavener Str. 10, NW 87, in die USA emigriert.

Dr. med. Georg Callmann, geb. 11.11.1892 in Polajewo, Allgemeinpraktiker, Havelberger Str. 5, NW 21, nach Shanghai emigriert.

Dr. med. Boruch Cires, geb. 7.12.1901 in Wilna, Allgemeinpraktiker,
Dortmunder Str. 2, NW 21, 1942 nach Auschwitz deportiert?

Dr. med. James Cohn, geb. 12.06.1886 in Berlin, Urologe,
Bundesratsufer 4, NW 21, 1938 in die USA emigriert.

Dr. med. Leopold Cohn, geb. 11.12.1864 in Zempelburg, Allgemeinpraktiker, Blumeshof 11, W 35, 1939 nach Cuba emigriert.

Dr. med. Max Cohn, geb. 24.11.1876 in Grabow, Allgemeinpraktiker,
Turmstr. 65, NW 87, gest. 28.05.1938 in Berlin.

Dr. med. Hans Damm, geb. 23.06.1898 in Konitz, Internist,
Birkenstr. 57, NW 21, emigriert, gest. in Shanghai 15.08.1944.

Dr. med. Salo Drucker, geb. 17.09.1885 in Lissa, Kinderarzt,
Cuxhavener Str. 18, gest. 19.08.1940 in Sachsenhausen.

Dr. med. Alfred John Ephraim, geb. 10.09.1898 in Berlin, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Turmstr. 70, NW 87, 1937 in die
USA emigriert.

Dr. med. Herbert Arthur Epstein, geb.7.09.1900 in Berlin, Allgemeinpraktiker, Turmstr. 66, NW 87, in die USA emigriert.

Dr. med. Rudolf Erhard, geb. 19.05.1894 in Berlin, Allgemeinpraktiker,
Beusselstr. 45, NW 87, 1938 nach Palästina emigriert.

Dr. med Leo Feldbrandt, geb.19.09.1894 in Geestemünde, Allgemeinpraktiker, Gerhardtstr. 15, NW 52 , nach Bolivien emigriert.

Dr. med. Herbert Flatauer, geb. 24.06.1919 in Fürstenwalde, Allgemeinpraktiker, Calvinstr. 8, NW 52, 24.06.1942 nach Minsk deportiert, verschollen.

Dr. med. Käthe Frankenthal, geb. 30.01.1889 in Kiel, Allgemeinpraktikerin, Flotowstr. 12, NW 87, 1933 in die Tschechoslowakei geflüchtet, 1936 in die USA emigriert.

Dr. med Irwin Freund, geb. 11.07.1905 in München, Allgemeinpraktiker,
Siegmundshof 22, NW 87, 1941 in die USA emigriert.

Dr. med Margot Freund, geb.8.11.1906 in Berlin, Allgemeinpraktikerin,
Siegmundshof 22, NW 87, 1941 in die USA emigriert.

Dr. med. Walter Goldstein, geb. 28.01.1899 in Berlin, Kinderarzt,
Lessingstr. 5, NW 87, 1936 in die USA emigriert.

Dr. med. Eugen Grünberg, geb. 2.03.1889, Internist,
Helgoländer Ufer 7, NW 40, nach Luxemburg emigriert?

Dr. med. Paul Gutmann, geb.2.07.1877 in Stuttgart, Kinderarzt,
Bochumer Str. 12, NW 21, gest. 28.11.1945 in Berlin.

Dr. med. Walter Gutmann, geb. 19.09.1892 in Berlin, Allgemeinpraktiker, Levetzowstr. 19B, NW 87, gest. 23.04.1945 in KZ Dachau.

Dr. med. Georg Josef Hartstein, geb.29.12.1889 in Berlin, Allgemeinpraktiker, Wilsnacker Str. 61, NW 21, 24.09.1942 in Tötungsstätte Raasiku deportiert.

Dr. med. Käthe Hesse, geb. 10.10.1887 in Berlin, Allgemeinpraktikerin,
Claudiusstr. 4, NW 87, 1933 nach Palästina emigriert.

Dr. med. Max Hirsch, geb. 13.04.1886 in Pyritz, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Solingerstr. 8, NW 87, gest. 17.04.1941in Berlin.

Prof. Dr. med. Rahel Hirsch, geb.15.09.1870 in Frankfurt /M., Internistin,
Schöneberger Ufer 31, W 10, 1938 emigriert, gest. 6.10.1953 in London,

Dr. med. Julius Jacobsohn, geb. 2.05.1879 in Insterburg, Facharzt für
HNO-Krankheiten, Levetzowstr. 11 a, NW 87, Suizid 10.03.1943.

Dr. med. Max Jacobsohn, 8.07.1890 in Friedrichsberg, Allgemeinpraktiker,
Turmstr. 42, NW 21, 1938 nach Neuseeland emigriert.

Dr. med. Alfred Abraham Kallner, geb. 13.06.1900 in Bad Mergentheim,
Allgemeinpraktiker, Huttenstr. 63, NW 87, 1933 nach Palästina emigriert.

Dr. med. Jacob Akiva Kallner, geb. 12.10.1870 in Tenenes, Allgemeinpraktiker, Huttenstr. 63, NW 87, 1940 in die USA emigriert.

Prof. Dr. med. Emil Klein, geb.7.03.1873, in Reichenberg, Allgemeinpraktiker, Flotowstr. 1, NW 87, 28.07.1942 nach Theresienstadt deportiert, gest. 21.05.1950 in Weimar.

Dr. med. Erwin Kobrak, geb. 3.12.1874 in Breslau, Kinderarzt,
Alt-Moabit 83 c, NW 21, 1938 in die USA emigriert.

Dr. med. Salomon Laserstein, geb. 13.02.1863, Facharzt für HNO-
Krankheiten, Thomasiusstr. 20, NW 40, zum Tod nichts bekannt.

Dr. med. Heinz Lechner, geb. 19.12.1891 in Tysmienica, Allgemeinpraktiker, Birkenstr. 6, NW 21, gest. 10.05.1941 in Berlin.

Dr. med. Max Leopold, geb.13.11.1876 in Krappitz, Lungenarzt,
Tile-Wardenberg-Str. 26a, NW 87, gest. 17.06.1938 im
KZ Buchenwald.

Dr. med. Friedrich I.S. Leppmann, geb. 24.08.1872 in Raudten, Nervenarzt, Siegmunds Hof 1, NW 87, 1939 in die USA emigriert.

Dr. med. Marianne Leppmann, geb. 12.08.1903 in München, Allgemeinpraktikerin, Siegmunds Hof 1, NW 87, 1939 in die USA emigriert.

Dr.med. Ernst Less, geb.1894 in Berlin, Allgemeinpraktiker,
Perleberger Str. 29, NW 21, in die USA emigriert

Dr. med. Jacob Levy, geb.14.04.1889 in Berlin, Kinderarzt, Schularzt A.I.,
Siegmunds Hof 21, NW 87, 8.01.1939 nach Palästina emigriert.

Dr. med. Leo Samuel Elsasar Lewy, geb.30.01.1894 in Danzig, Allgemeinpraktiker, Gotzkowskystr. 10, NW 87, 12.01.1943 nach Auschwitz deportiert.

Dr. med. Ernst Loewenstein, geb. 23.05.1896 in Berlin, Allgemeinpraktiker
Thomasiusstr. 17, NW 40, 1939 nach Großbritannien emigriert.

Dr. med. Clara Lotte Loewy, geb.20.112.1888 in Berlin, Allgemein- praktikerin, Flensburger Str. 24, NW 87, 1938 in die USA emigriert.

Dr. med. Siegfried Ludwig Loewy, geb. 21.11.1881 in Berlin, Allgemein- praktiker, Havelberger Str. 11, NW 5, 1938 in die USA emigriert.

Dr. med. Johanna Maass, geb.25.08.1873 in Königsberg, Allgemeinpraktikerin, Levetzowstr. 12, NW 87, gest. 12.05.1940 in Hannover.

Dr. med. Max Mannheimer, geb. 3.12.1885 in Leipzig, Augenarzt,Turmstr. 61, NW 87, 14.07.1983 in die USA emigriert.

Dr. med. Leon Merkin, geb. 19.04.1900 in Bendzin, Allgemeinpraktiker,
Solinger Str. 4, NW 87, 1.11.1939 nach Großbritannien emigriert.

Dr. med. Friedrich Albert Fritz Messerschmidt, geb.3.02.1893 in Berlin, Allgemeinpraktiker, Alt-Moabit 114, NW 40, 9.03.1939 nach Brasilien emigriert.

Dr. med. Karl Georg Moritz Meyer, geb. 27.05.1879 in Pankow, Internist,
Klopstockstr. 50, NW 87, 1938 in die USA emigriert.

Dr. med. Paul Jakob Meyer, geb. 13.11.1887 in Köln, Gynäkologe,
Altonaer Str. 4, NW 87, gest. nach 1945 in Berlin.

Dr. med. Simon Mühlfelder, geb. 9.04.1884 in Walldorf, Allgemeinpraktiker, Turmstr. 61, NW 87, gest. 24.07.1965 in Berlin.

Prof. Dr. med. Siegfried Ostrowski, geb. 13.04.1887 in Braunsberg, Chirurg, Alt-Moabit 104, NW 40, 1939 nach Palästina emigriert.

Dr. med. Rudolf Paderstein, geb. 5.04.1873 in Berlin, Augenarzt,
Claudiusstr. 7, NW 87. 1944 in die Schweiz geflohen.

Dr. med. Hermann Pineas, geb. 6.05.1892 in Düsseldorf, Nervenarzt,
Schleswiger Ufer 12, NW 87, 1943 untergetaucht.

Dr. med. Max Pogorzelski, geb. 1.06.1871 in Namslau, Allgemeinpraktiker,
Lübecker Str. 9, NW 21, gest. 05.07.1945 in Theresienstadt/Ghetto.

Dr. med. Max Pollnow, geb. 5.06.1884 in Berlin, Chirurg,
Altonaer Str. 8, NW 87, gest. 1944 in Auschwitz.

Dr. med. Ernst Portner, geb. 8.02.1874 in Berlin, Urologe, Thomasiusstr.1, NW 40, 1945 nach Großbritannien emigriert.

Dr. med. Sally Riess, geb. 22.12.1885 in Landeck /Westpreußen, Chirurg, Alt-Moabit 110, NW 40, 1939 in die USA emigriert.

Dr. med. Paul Salomon, geb. 18.08.1886 in Posen /Warthe, Allgemeinpraktiker, Werftstr. 8, NW 40, 1939 Flucht nach Shanghai.

Dr. med. Eric Gustav Schlesinger, geb. 23.11.1867 in Leobschütz/ Ober- schlesien, Nervenarzt, Lessingstr. 22, NW 87, gest. am 9.03.1943 in Theresienstadt/ Ghetto.

Dr. med. Falk Schlesinger, geb. 4.11.1895 in Hamburg, Allgemeinpraktiker, Siegmundshof 15, NW 87, 1933 nach Palästina emigriert.

Dr. med. Hans Schmoller, , geb. 10.04.1879 in Berlin, Kinderarzt, Alt-Moabit 86 c, NW 87, gest. 2.11.1942 in Theresienstadt/ Ghetto.

Dr. med. Max Schreuer, geb. 6.04.1874 in Breslau, Facharzt für Magen- u. Darmkrankheiten, Klopstockstr. 30, NW 87, gest. 2.06.1943 in Theresienstadt/ Ghetto.

Dr. med. Markus Seckbach, geb. 19.07.1898 in Halberstadt, Internist,
Lessingstr. 29, NW 87, 27.07.1939 nach Großbritannien emigriert.

Dr. med. Hugo Simon, geb. 19.09.1873 in Werden, Allgemeinpraktiker,
Rathenower Str. 74, NW 21, gest. 27.07.1939.

Dr. med. Arthur R.A. Sonnenberg, geb. 18.06.1896 in Kiel, Allgemein- praktiker, Brückenallee 10, NW 87, in die USA emigriert.

Dr. med. Georg Steinitz, geb. 13.12.1869 in Breslau, Allgemeinpraktiker,
Turmstr. 76 a, NW 21, gest. 15.12.1949 in Berlin.

Dr. med. Heinz Hermann Taubenschlag, geb. 5.05.1902 in Polen, Allgemeinpraktiker, Flensburger Str. 29, NW 87, 3.03.1939 in die USA emigriert.

Dr. med. Hugo Tischler, geb. 13.09.1879 in Dobrszyza, Allgemeinpraktiker,Essener Str. 17, NW 21, nach Theresienstadt deportiert?

Prof. Dr. med. Jakob Wolff, geb. 28.11.1861 in Straßburg, Allgemein- praktiker, Lessingstr.22, NW 87, zum Tod keine Angaben.

Dr. med. Leopold Georg Zander, geb. 3.05.1898 in Bautzen, Allgemein- praktiker, Alt-Moabit 104a, NW 21, 1938 in die USA emigriert.

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Gesundheitsamt Tiergarten

Ernst Haase
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt


Dr. med. Ernst Haase

Geb. 9.05.1894 in Königsberg,
1912 Umzug der Familie nach Berlin.
Sein Vater Hugo Haase Rechtsanwalt und sozialdemokratischer Politiker, 1919 von einem Freikorps-Soldaten erschossen. Seine Mutter Theresa Haase war ebenfalls in SPD. Die Eltern haben nur weltlich geheiratet.
Beginn eines Jurastudium, Teilnahme am Ersten Weltkrieg.
1919 Medizinstudium an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin.
1922 Staatsexamen und Promotion : Untersuchung über die Wasserstoff-Ionen-Konzentration im Liquor cerebrospinalis des Menschen mittel der Indikatoren-Methode nach Michaelis. Mitglied in der USPD.
1923 Assistenzarzt in der Inneren Abteilung im Städtischen Krankenhaus Moabit (Prof. Klemperer). Schwerpunkt Psychotherapie, Suchtmedizin und Drogentherapie. –
1928 psycholanalytische Ausbildung bei Prof. Schilder und Alfred Adler in Wien, Hospitation in psychiatrischen Kliniken in Frankreich und Österreich.
Übernahme der neurologischen Station der Inneren Abteilung in Moabit.
1928-1930 Assistenarzt auf der neurologischen Station des Hufeland-Hospitals.
Seit 1929 Leiter der Fürsorgestelle für Alkoholkranke und Giftsüchtige am Gesundheitsamt Tiergarten.
1930 Oberarzt in der neurologischen Abteilung unter Prof. Goldstein.
1924 Heirat mit der Fürsorgerin Hanna Leonhardt. Das Ehepaar hatte vier Kinder.
Haase war im Verein sozialistischer Ärzte aktiv und engagierte sich in der Berufspolitik u.a. für die Straffreiheit der Abtreibung.
Daneben Jugendberatung in der von ihm gegründeten Jugendberatungsstelle der Jugendzentrale der Berliner Gewerkschaften.
Im Frühjahr 1933 Entlassung aus dem Gesundheitsamt. Gleichzeitig wurde die Fürsorgestelle für Alkoholkranke und Giftsüchtige aufgelöst.
Bis 1938 ärztliche Tätigkeit in häuslicher Privatpraxis.
März 1939 Emigration erst nach Großbritannien, dann im
März 1940 in die USA.
Aufbau einer neurologischen Praxis in Chikago, Vorträge und Publikationen. Engagement im „ Council for a democratic Germany“.
Gest. 10.10.1961 in Chikago.

Entwicklung der kommunalen Gesundheitsfürsorge in Berlin und Tiergarten

Ehemaliges Gesundheitsamt Tiergarten 2019. TAL

Vor dem Ersten Weltkrieg bestand kommunale Fürsorge vor allem in der Armenfürsorge. Zwei Berliner Vorstadtgemeinden, Charlottenburg und Schöneberg, gingen da bereits andere Wege. Johannes Rabnow ( Salomon Rabinowicz ) leitete in Schöneberg die Tuberkulosefürsorge und schuf eine umfassende Betreuung der Tbc-Kranken. Als Stadtrat für Kommunale Medizin und Hygiene gründete er die Fürsorge für Säuglinge, Schulkinder und Jugendliche und konnte so deutlich die Säuglingssterblichkeit senken. 1920
wurde er in Groß-Berlin zum Stadtmedizinalrat ernannt und leitete das Hauptgesundheitsamt der Stadt. Dieses Amt gestaltete er nach dem Schöneberger Vorbild. In Charlottenburg entwickelte Adolf Gottstein ebenfalls eine kommunale Gesundheitsfürsorge. Er wechselte dann 1919 in die Preußische Staatsverwaltung und übernahm dort die Abteilung Volksgesundheit. – Beide Sozialmediziner stammten aus jüdischen Familien und waren zum evangelischen Glauben übergetreten.

Der Kreuzberger Allgemeinpraktiker Alfred Grotjahn (1869-1931) war 1905 Mitbegründer des Verein für Soziale Medizin, Hygiene und Medizinalstatistik . Er etablierte dieses Fach schließlich an der Hochschule und wurde 1920 auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Sozialhygiene an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin berufen. Eine Reihe von Ärzten der jetzt entstehenden Berliner Gesundheitsämter gehörten zu seinen Schülern. Nach einem kurzen Anpassungsprozess hatte sich Groß-Berlin dafür entschieden, in jedem der zwanzig Bezirke ein eigenes Gesundheitsamt aufzubauen. Die bezirklichen Gesundheitsämter wiederum entwickelten Angebote für ihre verschiedenen Zielgruppen. In Tiergarten übernahm im Februar 1922 Dr. Dr. Bruno Harms (1890-1967) als Stadtarzt die Leitung des Gesundheitsamtes und die Verantwortung für alle kommunalen Gesundheitseinrichtungen im Bezirk, damit auch für das Städtische Krankenhaus Moabit. Bald bezog das Gesundheitsamt ein ehemaliges Schwesternwohnhaus in der Turmstraße und baute damit auch in räumlich enger Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus eine vorbildliche Vor- und Nachsorge für die Tiergartener Bevölkerung auf. Ein Großteil der entstandenen Fürsorgeeinrichtungen wurden von Fachärzten des Krankenhauses geleitet und befanden sich teilweise auch auf dem Krankenhausgelände. 1933 wurden die jüdischen Ärzte entlassen und dieses umfassende Angebot der Gesundheitsfürsorge innerhalb von Wochen durch die neuen nationalsozialistischen Machthaber zerstört.


Ärzte am Gesundheitsamt Tiergarten

Dr. med. Karl Friedrich Richard Bamberg, geb. 9.09.1881 in Berlin, Kinderarzt, leitender Arzt der Säuglings-und Kleinkinderfürsorge, entlassen 30. Juni 1933, März 1934 Entzug der Kassenzulassung, 1938 nach Belgien emigriert, 1942 untergetaucht, gest. 12.02.1961 in Brüssel.

Dr. med. Rosa Holde, geb. 8.11.1884 in Crossen, Kinderärztin, Ärztin in der Säuglings-und Kleinkinderfürsorge, März 1933 entlassen, , 1933 Entzug der Kassenzulassung, 1933 nach USA emigriert, 1936 nach Palästina emigriert, Kinderärztin bei einer Krankenkasse , gest. 2.09.1965 in Israel.

Dr. med. Ernst Haase, geb. 9.05.1894 in Königsberg, leitender Arzt der Fürsorge für Alkoholkranke und Giftsüchtige (siehe dort).

Dr. med. Max Leffkowitz, geb. 22.02.1901 in Sensburg, Leiter der Fürsorgestelle für jugendliche Herzkranke, Oberarzt in der II. Inneren Abteilung, 3.04.1933 verhaftet, Mai 1933 Emigration nach Palästina, 1950 Chefarzt am Beilison-Krankenhaus, gest. 30.11.1971 in Tel Aviv.

Dr. med. Felix Moses, geb. 25.07.1873 in Cottbus, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, leitender Arzt des Ambulatorium für Geschlechts-kranke, März 1933 entlassen, Entzug der Kassenzulassung 9.12.1938, 1939 Emigration nach Chile, dann nach Argentinien, gest.17.11.1947 in Buenos Aires

Dr. med. Erich Nathorff, geb. 13.07. 1889 in Berlin, Internist, leitender Arzt der Tbc-Fürsorge, März 1933 entlassen, 6.10.1933 Entzug der Kassenzulassung, Privatpraxis, 1938 Entzug der Approbation, 1938 in KZ Sachsenhausen, 1939 nach Großbritannien emigriert, 1940 in die USA, Allgemeinpraktiker in New York , gest. 25.06.1954 in New York.

Dr. med. Erwin Rabau, geb. 15.11.1899 in Berlin, Gynäkologe, leitender Arzt der Schwangerenfürsorge, März 1933 entlassen, Oberarzt in Gynäkologischer Abteilung (Dr. Joseph), 1933 Emigration nach Palästina, Gynäkologe in verschied. Krankenhäusern, Professor in Tel Aviv, gest. 14.06.1983 in Tel Aviv.

Dr. med. Isaac Raschkes, geb.31.12.1896 in Lodz, Gynäkologe, sportärztlicheBeratungsstelle, März 1933 entlassen, dann prakt. Gynäkologe, 1933 Entzug der Kassenzulassung, 1933 Emigration nach Palästina, Tätigkeit in verschiedenen Krankenhäusern,1950 Praxis, gest. 23.11.1972 in Tel Aviv.

Liste des Bezirksamtes Tiergarten mit den zu entlassenden jüdischen Ärztinnen und Ärzten
– gesehen in der Ausstellung des SA-Gefängnis Papestraße


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Städtisches Krankenhaus Moabit

Lydia Rabinowitsch-Kempner
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt

Prof. Dr. phil. nat. Lydia Rabinowitsch-Kempner

Geb. 22.08.1871 in Kowno/ Litauen.
Studium in Zürich und Bern, da sie als Frau kein Studium im Russischen Reich aufnehmen konnte.
1894 Promotion an der Universität Bern mit dem Thema: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Fruchtkörper einiger Gastromyzeten. Assistentin bei Robert Koch als einzige Wissenschaftlerin am Königlich Preußischen Institut für Infektionskrankheiten in Berlin.

Lydia Rabinowitsch-Kempner
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt


1896 als Dozentin Women´s Medical College in Philadelphia/ USA.
1898 dort zur Professorin ernannt,
Gründung eines Bakteriologischen Instituts und Untersuchungen zum
Nachweis von Rindertuberkulose als häufiger Ursache von Tuberkulose beim Menschen.
Rückkehr an das Institut für Infektionskrankheiten in Berlin, dort gemeinsame Forschung mit ihrem Ehemann Walter Kempner, einem Assistenten Robert Kochs.
1902 gemeinsame Forschungsreise mit ihrem Ehemann nach Odessa, um dort bei der Bekämpfung der Pest zu helfen.
1903 wechselte sie als Assistentin an das Institut für Pathologie der Charité.
1904 Untersuchung der Milch der Meierei Bolle im Auftrag des Magistrats von Berlin und Robert Kochs. Nachweis von Tuberkelbakterien in der Rohmilch der Meierei Bolle. Wegen eines Täuschungsversuchs mit gekochter Milch kam es im „Moabiter Milchkrieg“ zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Meierei Bolle . Rabinowitsch-Kempner gewann den Prozeß.
1912 erhielt sie als erste Frau in Berlin vom Kaiser den Professorentitel verliehen.
Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit trat sie für die Rechte und für die akademische Karriere von Frauen ein.

Lydia Rabinowitsch-Kempner
George Grantham Bain Collection – Library of Congress – Fotograf unbekannt -Gemeinfrei


1920 übernahm sie die Leitung des Bakteriologischen Instituts im Städtischen Krankenhaus Moabit und arbeitete eng mit Prof. Jacoby und Prof. Benda zusammen.
Seit 1914 Schriftleitung der Zeitschrift für Tuberkulose.
1934 als Jüdin entlassen.
Gest. 3.08.1935 in Berlin.

Carl Benda
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt





Moritz Borchardt – Quelle Raúl Borchardt , Fotograf unbekannt

Prof. Dr. med. Moritz Borchardt

Geb. 6.01.1868 in Berlin.
Vorfahren gehören zu den 50 jüdischen Familien aus Wien, denen der
Große Kurfürst 1673 die Ansiedlung in Berlin gestattet hatte.
Studium in Zürich, Berlin, Leipzig und Heidelberg.
1892 Promotion in Leipzig „Über die sogenannte Pseudoleukämie“
1892 Assistent in der Inneren Abteilung des Urban-Krankenhaus
( Prof. Fränkel), dort erste Publikation zu gemeinsamer Forschung mit Koassistent Heinrich Finkelstein.
1894 Assistent in der Chirurgischen Abteilung des Urban-Krankenhaus ( Prof. Körte). Dort verfasste er eine umfangreiche Untersuchung zu Verläufen bei Blinddarmentzündungen.
1896 Assistent bei Prof. Ernst von Bergmann an der Chirurgischen Klinik der Berliner Universität, später dort Oberarzt.
1901 Habilitation mit dem Thema „Behandlung der Pankreasblutung“. Ernennung zum Privatdozenten. Formulierung der Borchardtschen Trias,
den Symptomen des Magenvolvulus.
1905 Ernennung zum außerordentlichen Professor
1906 Chefarzt der Chirurgischen Abteilung am Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Bei der Versorgung der Kriegsversehrten hat Borchardt neue Behandlungsmethoden und Hilfsmittel entwickelt und angewendet.

Ärzte der Chirurgischen Abteilung: In der ersten Reihe von links
Erwin Rabau, Siegbert Joseph, Moritz Borchardt, Max Marcus
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt


1919 Chefarzt der Chirurgischen Abteilung am Städtischen Krankenhauses Moabit.
Früh interessierte er sich für für neurochirurgische Fragestellungen, entwickelte Untersuchungsverfahren und neue Operationstechniken. So entwickelte er zusammen mit dem Ingenieur Paul Eimler die Borchardtsche Pflugfräse, ein Vorläufer der heutigen Trepanationsgeräte.
1920 wird diese Abteilung als III. Chirurgische Universitätsklinik anerkannt.
Borchardt operierte auch W.I.Lenin und den Reichstagspräsidenten Paul Löbe.
Am 1.04.1933 Entlassung und Hausverbot im Krankenhaus.
Ärztliche Tätigkeit an der Unger´schen Klinik.
Später ärztliche Tätigkeit an seiner Privatklinik in der Nassauischen Straße.
1939 Emigration nach Buenos Aires / Argentinien zu seinem Sohn.
In Argentinien Vorträge und beratende Tätigkeit in der Universitätsklinik.
1943 Schlaganfall.
Gest. 6.01.1948 in Buenos Aires.


ehemaliges Städtisches Krankenhaus Moabit 2019 – TAL

Geschichte des Städtischen Krankenhaus Moabit

1872 als Barackenlazarett der Stadt Berlin eröffnet. Später werden eine Kinderstation eingerichtet und Fleckfieber- und Cholerakranke aufgenommen.
Die Anlage besteht aus Fachwerkbaracken im Pavillonsystem. Bis 1896 ersetzte Stadtbaumeister Blankenstein sie durch Ziegelbauten.
1893-95 baut Stadtbauinspektor Fridolin Zekeli das viergeschossige Personalwohnhaus an der Turmstraße, das 1924 vom neugeschaffenen Gesundheitsamt bezogen wird.
Von 1902-1906 errichtet Stadtbaumeister Ludwig Hoffmann den repräsentativen Verwaltungsbau an der Turmstraße und das dahinterliegende Wohnheim für Pflegerinnen.
1921 – 1923 entsteht der chirurgische Pavillon und später der U-förmige Nordpavillon. Das kleine Hörsaalgebäude wird 1936-37 erbaut.

1875 wird Heinrich Curschmann zum ärztlichen Direktor des jetzt ordentlichen Krankenhauses ernannt.
In den 1880er Jahren experimentiert Robert Koch hier zu Desinfektion und Sterilisation. 1890 unternimmt Paul Ehrlich Versuche zur Tuberkulosetherapie.
1890 Eröffnung einer chirurgischen Abteilung und
offizielle Bezeichnung als Städtisches Krankenhaus Moabit.
1904 Gründungder ersten städtische Krankenpflegeschule Berlins.
1906 Prof. Georg Klemperer übernimmt die Innere Abteilung.

Georg Klemperer
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt


1919 Prof. Moritz Borchardt übernimmt die Chirurgische Abteilung.
1920 wird es als einziges städtisches Krankenhaus Berlins zum Universitätsklinikum erhoben.
1924 wird auf dem Gelände das Gesundheitsamt Tiergarten eingerichtet und eng mit mit dem Krankenhaus verbunden.
Da das Krankenhaus bei der NSDAP als „jüdisch und rot“ galt, werden ab April 1933 30 von 47 Ärzten entlassen, sie werden teilweise mißhandelt und verjagt. Dabei handelt es sich um erfahrene und fachlich anerkannte Ärztinnen und Ärzte.
An ihre Stelle treten NS-Ärzte in Uniform. In der Chirurgie nehmen die Komplikationen zu, die Sterberate steigt, im Krankenhaus werden Zwangssterilisationen und Röntgenkastrationen durchgeführt. 1935 Umbenennung in Städtisches Robert-Koch-Krankenhaus. 1939 Reservelazarett.
1943 umfangreiche Bombenschäden, Auslagerung von Abteilungen, nach dem Krieg Wiederaufbau. 1986 Trägerwechsel und
2002 endgültige Schließung.

Jüdische Ärzte und Ärztinnen am Städtischen Krankenhaus Moabit ( Stand 1933 )

I. Innere Abteilung / IV. Innere Universitätsklinik ( Prof. Klemperer)

Prof. Dr. med. Georg Klemperer, geb. 10.05.1865 in Landsberg/ Warthe, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der I. Inneren Abteilung, 1933 emeritiert, 1935 in die USA emigriert, gest. 25.12.1946 in Cambridge.

Dr. med. Friedrich Klemperer, geb. 2.01.1909 in Berlin, Medizinalpraktikant, 1933 entlassen, in die USA emigriert, zuletzt Professor an New York State Universität, gest. in Saranac Lake (?).

Dr. med. Peter Fleischmann, geb. 7.09.1892 in Berlin, Assistenzarzt, 2.05.1933 entlassen, 1936 nach Palästina emigriert, zuletzt Direktor der I. Inneren Abteilung des Central Emek Hospitals in Afula und Clinical Associate Professor der Universität Jerusalem, gest. 26.05.1984 in Haifa.

Dr. med. Siegesmund Kaplan, geb. 28.05.1904 in Wilna, Assistenzarzt, März 1933 entlassen, 1933 Emigration nach Frankreich, im Untergrund als Arzt für Resistance tätig, zuletzt Arztpraxis in Paris, gest. 1989.

Hertha Nathorff-Einstein und Erich Nathorff
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt

Dr. med. Erich Nathorff, geb. 13.07.1889 in Berlin, Oberarzt, Leiter der Tuberkulosefürsorge, 1933 entlassen, Privatpraxis, 1938 in KZ Sachsenhausen inhaftiert, 1938 über Großbritannien in die USA emigriert, zuletzt als Allgemeinpraktiker in New York tätig, gest. 25.06.1954 in New York.

Dr. med. Karl Posener, Schicksal unbekannt.

Dr. med. Paul Radt, geb. 28.12.1902 in Berlin, Assistenzarzt, 1933 entlassen und nach Palästina emigriert, zuletzt 1963 Chefarzt am Regierungskrankenhaus Tel-Hashomer, gest. 20.04.1971 in Herzlya.

II.Innere Abteilung ( Prof. Zinn)

Dr. med. Max Leffkowitz, geb. 22.02.1901 in Sensburg, Oberarzt, am
3.04.1933 verhaftet, Krankenhausverbot, 9.05.1933 Emigration nach Palästina, 1950 Chefarzt am Beilison-Krankenhaus, gest. 30.11.1971 in Tel Aviv.

Dr. med. Rudolf Goldstein, geb. 17.06.1908, Medizinalpraktikant, nach Palästina emigriert, als Kinderarzt tätig, gest. in Nahariya (?)

Kurt Goldstein
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt


Neurologische Abteilung ( Prof. Goldstein)

Prof. Dr. med. Kurt Goldstein, geb. 6.11.1878 in Kattowitz, Leitender Arzt, 1.04.1933 verhaftet und in das SA-Gefängnis General-Pape-Straße gebracht, 5.04.1933 Emigration über die Schweiz in die USA, dort zuletzt Professur in Tuffs Medical School in Boston, danach Neuropsychiater in New York,
gest. 19.09.1965 in New York.

Dr. med. Walter Czapski, geb. 16.12.1896 in Berlin, Volontärarzt, 1933 entlassen, nach Palästina emigriert, zuletzt niedergelassener Internist, gest. 9.04.1948 in Jerusalem.

Dr. med. Lipman Halpern, geb. 10.12.1902 in Choroszcz, Assistenzarzt, 1933 entlassen, 1933 in die Schweiz, dann nach Palästina emigriert, zuletzt Leiter des Ezrat-Nashim-Krankenhaus für Psychiatrie und Professor an der Hadassah Medical School der Universität Jerusalem, gest. 26.09.1968 in Jerusalem.

Dr. med. Dr. rer.pol. Fritz Stern, geb. 14.03.1902 in Olsberg, Assistenzarzt, in die USA emigriert, dort als Psychiater und Neurologe tätig,
gest. 19.05.1985 in New York.

Dr. med. Eva Teichmann, geb. 25.03.1906 in Breslau, Volontärärztin, 1933 entlassen, 1934 in die Schweiz emigriert (?).

Dr. med. Erna Weil, geb. 5.07.1907 in Augsburg, Volontärärztin, 1933 entlassen, 1933 nach Italien emigriert, wegen antisemitischer Erfahrungen dort Rückkehr nach Deutschland, 1939 in die Schweiz, dann in die USA emigriert, dort in Praxis für Kinderpsychiatrie tätig, gest. in USA.

Chirurgische Abteilung / III. Chirurgische Universitätsklinik ( Prof. Borchardt )
Prof. Dr. med. Moritz Borchardt (siehe dort).

Dr. med. Hans-Gerhard Aronsohn, geb. 10.04.1905 in Bernburg, Assistenzarzt, 1933 entlassen, danach am Jüdischen Krankenhaus in Berlin,
1934 in die USA emigriert, gest. 15.08.1982 in Chicago.

Dr. med. Ernst Berla, geb. 11.01.1901 in Hamm, Oberarzt, Mai 1933 aus der Klinik vertrieben, Herbst 1933 nach Italien emigriert, 1938 dann nach Palästina, dort Privatpraxis, 1950 Rückkehr nach Deutschland, gest. 1.02.62 in Hamm.

Dr. med. Hans Gossmann, geb.14.06.1901 in Berlin, Assistenzarzt, 1933 entlassen, 1934 in die USA emigriert, dort ab 1942 als Arzt tätig.

Dr. med. Walter Hahn, geb. 20.10.1907 in Berlin, Hilfsarzt, April 1933 entlassen, 1934 nach Palästina emigriert, dort als Allgemeinpraktiker tätig, gest. 29.08.1971 in Ramat-Gan.

Dr. med Leopold Kaufer, geb. 17.03.1903 in Virje, Assistenzarzt, 2.05.1933 entlassen, Privatassistent bei Prof. Borchardt und Dr. Joseph, 1939 nach Jugoslawien emigriert, dort in Haft, dann Leitung eines Lazaretts bei den Tito-Partisanen, zuletzt Professor an Universitätsklinik in Sarajewo, gest. 25.12.1992 in Bosnien (?).

Dr. med Erich Loewenthal, geb. 19.01.1905 in Schneidemühl, Assistenzarzt, 2.05.1933 entlassen, Praxis, Privatassistent bei Prof. Borchardt, 1939 nach Australien emigriert, dort als Arzt tätig, gest. 25.01.1997 in North Caulfield.

Dr. med. Hellmut Treu, geb. 18.08.1897 in Berlin, nach Palästina emigriert, gest. in Israel.

Dr. med. Carl-Felix List, 14.09.1902 in Salbke, Assistenzarzt, 1934 in die USA emigriert, Assistant Professor am Universitätskrankenhaus Ann Arbor/ Michichigan, Praxis für Neurochirurgie und Neurologie, zuletzt Consultant in Grand Rapids/ Mich., gest. 12.12.1968 in Grand Rapids.

Gynäkologische Abteilung ( Dr. Joseph )

Dr. med. Siegbert Joseph, geb. 18.07.1893 in Konitz, Leiter der Gynäkologischen Abteilung, 20.03.1933 entlassen, ab 1935 Leitung der Gynäkologischen und Geburtshilflichen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses und Privatpraxis, 1939 von Russen in Riga interniert, von der Deutschen Wehrmacht in das Ghetto Riga verschleppt, dann im KZ Libau, dabei weiterhin ärztlich tätig, gest. unter unklaren Umständen bei Kriegsende im KZ Libau.

Dr. med Erwin Rabau, geb. 13.11.1899 in Berlin, Oberarzt, 1933 Leiter der Schwangerenfürsorge, April 1933 nach Palästina geflohen, dort zuletzt Leiter der Frauenabteilung des Regierungskrankenhaus Tel-Hashomer und Professor an den Universitäten Jerusalem und Tel Aviv, gest. 14.06.1983 in Tel Aviv.

Dr. med. Hermann Fröhlich, geb. 11.09.1902 in Recklinghausen, Assistenzarzt, 1933 entlassen, 1936 in die USA emigriert, zuletzt Allgemeinpraxis, gest. März 1978 in den USA.

Dr. med. Hans-Joachim Loewenstein, emigriert nach Palästina, gest. in Israel.

Dr. med Heinz Lewinski, geb. 8.07.1904 in Berlin, Assistenzarzt, 1933 entlassen, 1933 Flucht nach Belgien, dann nach Palästina emigriert,
Arbeit in der Landwirtschaft, Kibbuz Ramot Hashavim, Suizid 9.09.1943.

Dr. med. Doris Mosheim, geb. 28.04.1901 in Wrexen, 1933 entlassen, 1937 Ärztin in Essen, Emigration in die USA, Ärztin in San Francisco,
gest. 12.03.1994 in San Francisco.

Chemisches Institut ( Prof. Jacoby )

Prof. Dr. med. Martin Jacoby, geb. 28.01.1872 in Berlin, Leiter des Chemischen Instituts, 1933 in Ruhestand versetzt, bis 1938 ehrenamtliche Leitung des Chemischen Instituts im Jüdischen Krankenhaus, Emigration nach Großbritannien, gest. 18.07.1941 in Manchester.

Bakteriologisches Institut (Prof. Lydia Rabinowitsch-Kempner)

Prof. Dr. med. Lydia Rabinowitsch-Kempner (siehe dort)

Rudolf Jaffé am Sektionstisch
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt

Pathologisches Institut (Prof. Rudolf Jaffé)

Prof. Dr. med. Rudolf Jaffé, geb. 14.10.1885 in Berlin, Direktor des Pathologischen Institut, Zwangsversetzung an das Krankenhaus Buch, 1934 entlassen, 1935 nach Venezuela emigriert, zuletzt Leiter des Pathologischen Institut des Hospital Vargas in Caracas, Professor an der Zentraluniversität Caracas, gest. 13.03.1975 in Caracas.

Dr. med. Julian Casper, geb. 16.09.1899 in Bromberg, Assistenzarzt, 30.09.33 entlassen, Oktober 1933 nach Palästina emigriert, zuletzt Leiter des Pathologischen Instituts des Beilinson-Krankenhaus, Professor an der Universität Jerusalem, gest. 30.11.1968 in Tel Aviv.

……….………………….

Helmuth Böhm, geb. 19.09.1902 in Berlin, Arzt in Röntgenabteilung, Schicksal unbekannt.

Erna Cohn, geb. 1.12.1906 in Berlin, Volontärärztin, 1933 entlassen, 1934 nach Palästina emigriert (?).

David Ostfeld, 1933 entlassen.

Riesenfeld, 1933 entlassen, Volontärärztin in der Röntgenabteilung.

Prof. Dr. med. Hans Schirokauer, geb.15.09.1878 in Breslau, Urologe, Beratender Arzt, 27.11.1938 in die USA emigriert, gest. 22.05.1941 in Quito/ Ekuador.
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Max Marcus
Bildarchiv / Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charite – Universitätsmedizin Berlin. Fotograf unbekannt

Dr. med Max Marcus, geb. 30.10.1892 in Rees, Chirurg, lange Zeit Oberarzt bei Prof.Borchardt, dann Dirigierender Arzt in Krankenhaus Friedrichshain. April 1933 entlassen, Emigration nach Palästina, nach 1945 Lehrstuhl in Deutschland abgelehnt, 1955 Professor an Hebräischer Universität Jerusalem, gest. 17.09.1983 in Tel Aviv.

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Nobelpreis 1945

Ernst_Boris_Chain_1945
Ernst Boris Chain 1945 – Nobel Foundation – Gemeinfrei .
Fotograf unbekannt

Dr. phil. Ernst Boris Chain


Geb. 19.06.1906 in Berlin.
Der Vater stammte aus Moskau und war zur Gründung einer chemischen Fabrik nach Berlin übergesiedelt. Nach dem Tod des Vaters 1919 waren Mutter und Schwester gezwungen, in der Wohnung Alt-Moabit 109 eine Pension zu betreiben. Chain, intellektuell und musikalisch hochbegabt, besuchte bis zum Abitur das Luisen-Gymnasium in der Turmstraße.
Ab 1924 Studium der Chemie und Medizin an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin.

Jüdisches Adressbuch von 1931 , S. 57
Historische Postkarte. Vorn Luisengymnasium, Turmstraße Ecke Wilsnacker Straße.
Fotograf unbekannt.
Direktorhaus und Vorschule des Luisengymnasium in der Wilsnacker Str. 7-8. TAL


1930 Promotion mit dem Thema „Enzymatische Esterbildung und Ester-spaltung“ bei Wilhelm Schlenk.1930 – 1933 Forschung an der Chemischen Abteilung des Pathologischen Institut der Charité bei Peter Rona.
April 1933 Emigration nach Großbritannien, dort weitere Forschungen am Institute for Biochemistry / Cambridge und Lehre an der Sir William Dunn School of Biochemistry.
1935 Chemiker und Dozent für Chemische Pathologie in der Abteilung von Howard Walter Florey / Universität Oxford.
1939 britische Staatsangehörigkeit.

Penicillin Past, Present and Future- the Development and Production of Penicillin, England, 1944
Quelle Imperial War Museum, D17806.jpg Gemeinfrei – Fotograf unbekannt Chain im Labor
S. Waksman, H. Florey, J. Trefouel, E. Chain, A. Gratia, ( hinten – von links nach rechts)
P. Fredericq and Maurice Welsch ( davor)

Quelle Wellcome Iconographic Collections, L0012312. unter CC-BY 4.0 – Fotograf unbekannt
Prof. Sir Ernst Boris Chain,Chemische Struktur des Penicillin
Wellcome Images L0029523.jpg – CC-BY 4.0
Equipment used for making early forms of penicillin.
Wellcome Images L0015393.jpg CC-BY 4.0 – Fotograf unbekannt


1945 Nobelpreis für Medizin : Entdeckung und therapeutische Anwendbarkeit des Penicillin.
1949 Direktor des Forschungsinstituts für chemische Mikrobiologie am Instituto Superiore de Sanità in Rom.
1961 Professor für Biochemie und Direktor am Imperial College of Science and Technology in London und 1973 emeritiert.

Chain forschte über Schlangengifte, den Stoffwechsel von Tumoren, das Enzym Lysozym sowie über Stoffwechselvorgänge im Nervengewebe. Seine größte Leistung bestand darin, unter den Bedingungen des Zweiten Weltkriegs die Beobachtung des Penicillin-Effektes durch A. Fleming für die Therapie von Infektionen nutzbar gemacht zu haben. Mit Florey zusammen isolierte und analysierte er die Substanz und ermöglichte deren industrielle Produktion.
Er hatte mit der russischen Biochemikerin Anne Beloff drei Kinder, die er bewußt in der jüdischen Religion erzog.

Sir Ernst Boris Chain mit Frau Wellcome Images L0029522 CC BY 4.0 – Fotograf unbekannt


Seine Mutter und seine Schwester sind in Deutschland geblieben. Nach der Emigration von Ernst Boris Chain haben sie offenbar die große Wohnung in Alt Moabit 109 aufgegeben und sind nach Charlottenburg gezogen. Die Mutter, Margarete Chain, wurde am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und von dort am 29.September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka transportiert. Dort wird sie unmittelbar nach Ankunft ermordet worden sein. Seine Schwester Hedwig Helene Chain, geb. 24.10.1909 in Berlin, wurde am 29. Januar 1943 mit dem 27. Osttransport in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Über Ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Bei der Schreibweise des Familiennamen tauchen verschiedene Versionen auf: Chain-Chaikin und Chaim-Chaikin.
Sir Ernst Boris Chain starb 12.08 1979 in Castlebar / Irland.

Berliner Gedenktafel im Sicherheitsbereich der Staatsanwaltschaft, Turmstr. 22. TAL


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Institut für Sexualwissenschaft

Magnus Hirschfeld 1930
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt

Dr. med. Magnus Hirschfeld

Geboren 14. Mai 1868 in Kolberg in die bürgerlich-jüdische Familie von
Dr. med. Hermann und Friederike Hirschfeld, geb. Mann.
Der Vater schrieb seine Dissertation bei Rudolf Virchow und bekannte sich in ihr als Jude. Seit 1852 war er in Kolberg niedergelassen, engagierte sich daneben auch gesundheitspolitisch und in der jüdischen Gemeinde. Als Anerkennung für seinen bürgerschaftlichen Einsatz wurde er zum Sanitätsrat ernannt. Nach seinem Tod errichtete man ihm ein Denkmal in seiner Heimatstadt.

Magnus Hirschfeld hatte sieben Geschwister, seine zwei Brüder wurden ebenfalls Ärzte. Die älteste Schwester Recha zog später verwitwet zu ihm ins Institut. In Magnus Hirschfelds Aufzeichnungen finden sich keine Hinweise, wie weit jüdische Bräuche und Gesetze im Familienleben beachtet wurden.
Beim Tod seines Vaters 1885 besucht Hirschfeld noch das Gymnasium. Die Kosten für sein späteres Studium brachten Verwandte in Berlin auf. Sein Studium von 1887 bis 1894 führte ihn von Breslau über Straßburg, München, Berlin bis nach Würzburg, wo er sein Staatsexamen ablegte. In München nahm er die Gelegenheit wahr, sich mit der Naturheilkunde des Pfarrers Sebastian Kneipp in Wörishofen zu beschäftigen. In Berlin verfasste er seine Dissertation zum Thema „Über die Erkrankungen des Nervensystems im Gefolge der Influenza“. In der Prüfungskommission saß neben Bois-Reymond auch Virchow. Während des Studiums hatte er sich von der jüdischen Religion losgesagt und bezeichnete sich seitdem als Dissident.

Nach dem Examen trat er seine erste große Reise an. In den USA besuchte er seinen Bruder Eduard und andere Verwandte, der Rückweg führte über Nordafrika und Italien.

Es folgte eine erste Niederlassung in Magdeburg, nach Auseinander-setzungen mit Kollegen wechselte er 1896 nach Charlottenburg, wo er in der Berliner Straße 121 ( heute Otto-Suhr-Allee 98 ) eine naturheilkundliche Praxis betrieb. In diesem Zusammenhang hielt er Vorträge und schrieb Aufsätze in Fachzeitschriften.

1897 gründete er das Wissenschaftlich-humanistische Komitee, um für die Rechte der Homosexuellen einzutreten. Daneben setzte er sich für eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise ein, lehnte Alkohol ab und interessierte sich für die Nacktkörperkultur. Neben dem Umgang mit Literaten und Dichtern suchte er Entspannung in der Musik. Als weitere Leidenschaft sammelte er Bücher, die Grundlage für seine spätere Institutsbibliothek.

1919 lernte er bei den Dreharbeiten zu dem Aufklärungsfilm „ Anders als die Andern“ Karl Giese kennen, seinen langjährigem Gefährten, der bald die Rolle der „Frau des Hauses“ übernahm. Zu seiner eigenen Homosexualität äußerte sich Hirschfeld nicht, dazu gab es nach seiner sexualmedizinischen Erkenntnis auch keinen Anlass.

Durch die Bekanntschaft mit August Bebel während seines Studium bekam Hirschfeld Kontakt zur SPD und nutzte ihn zur Unterstützung von wiederholten Petitionen zur Abschaffung des §175 StGB (Strafbarkeit von Homosexualität). Später war er wie etliche seiner Mitarbeiter Mitglied im Verein sozialistischer Ärzte. In den zwanziger Jahren brachte er einer Reihe von Arbeiterführern sexualreformerische Gedanken nahe.

Er gründete die Stiftung des Instituts für Sexualwissenschaft und initiierte die Internationalen Tagungen für Sexualreform auf sexualwissenschaftlicher Grundlage.

Wissenschaftliche Sammlung.
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt
Darstellung von sexuellen Zwischenformen.
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt

1930 trat er seine zweite große Reise an ( „ Die Weltreise eines Sexualforschers“ ). In den USA und in Mexiko hielt er an vielen Orten Vorlesungen. In der Presse erschienen über ihn („Einstein des Sex“) mehrere große Artikel. Er setzte die Reise nach Japan und China fort. Dort lernte er den Medizinstudenten Li Shiu Tong als seinen künftigen Schüler und Gefährten kennen. Auf der Weiterreise erkrankte er in Bombay an Malaria und kehrte schließlich über Ägypten und Palästina nach Europa zurück. Dort erreichten ihn bedrohliche Nachrichten aus Berlin, die ihn schließlich in Nizza ins Exil gehen ließen.

NS-Studenten vor dem Institut. 6. Mai 1933.
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt
NS-Studenten vor dem Institut. 6. Mai 1933.
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt
Das geplünderte Institut. 6. Mai 1933.
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt
Das geplünderte Institut. 6. Mai 1933.
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt


Sein Institut für Sexualwissenschaft in Berlin musste er verloren geben, es wurde am 6. Mai 1933 von NS-Studenten geplündert. Die Materialien und Bücher wurden in die ganze Welt zerstreut.
Magnus Hirschfeld starb am 14. Mai 1935, seinem 67. Geburtstag, in Nizza und ist dort begraben.

Institut für Sexualwisenschaft
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt

Magnus Hirschfeld – sein Werk

Die Erfahrung eines Suizids, den ein Patient wegen seiner Homosexualität begangen hatte, war der unmittelbare Anlass sich gegen den § 175 des Strafgesetzbuches zu wenden.
Neben vielen anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen gab er das Jahrbuch für sexuelle Zwischenformen heraus, das die Geschichte der Homosexualität darstellt.
Im Rahmen der Bemühungen um eine Sexualreform arbeitete er eng mit Helene Stöcker als einer Vertreterin der Frauenbewegung zusammen. Themen waren dabei Homosexualität, Ehe und Scheidung, Abtreibung, Prostitution und Pornographie.

Gründung des Wissenschaftlich-humanistischen Komitees 1897

  • Für Abschaffung des §175 StGB, u.a.Petitionen an den Reichstag.
  • Einsatz für die Rechte der Homosexuellen.
  • Aufklärung der Bevölkerung über die Homosexualität als eine natürliche Variante der Sexualität.
  • Engagement für die wissenschaftliche Erforschung z.B. in der Erblehre, der hormonellen Steuerung und in der Lehre der Zwischenstufen.

Gründung des Instituts für Sexualwissenschaft 1919

  • Erwerb des Hatzfeldschen Palais,In den Zelten 10, in Tiergarten.
  • Mitarbeiter aus den verschiedensten Fachdisziplinen, dazu zählten
    Dr. Dr. Kronfeld, Dr. Dr. Weil, Dr. Schapiro, Dr. Friedenthal, Dr. Lewy-Lenz, Dr. Hodann, Dr. Abraham.
  • Schwerpunkte in der Arbeit des Instituts:
    – Forschung
    – Akademische Lehre und Volksaufklärung
    – Medizinische Behandlung
  • Das Arbeitsgebiet Sexualreform und Sexualpolitik wurde vom Wissenschaftlich-humanistischen Komitee bearbeitet.

Gründung der Weltliga für Sexualreform 1928. In der Folge fanden vier Inter-nationale Kongresse (Kopenhagen 1928, London 1929, Wien 1930, Brünn1932) statt.

http://gleis69.de/magnus-hirschfelds-bemuehungen-weiterhin-aktuell

https://www.spektrum.de/news/institut-fuer-sexualforschung-die-erste-transgender-klinik/1996666?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute

Informationstafel am Magnus-Hirschfeld-Ufer Tiergarten. TAL
Informationstafel am Magnus-Hirschfeld-Ufer Tiergarten.
Augen der abgebildeten Menschen sind mit Feuerzeug ausgebrannt, September 2009. TAL
Informationstafel am Magnus-Hirschfeld-Ufer Tiergarten.
Augen der abgebildeten Menschen sind mit Feuerzeug ausgebrannt, September 2009. TAL

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Klinik am Hansaplatz

Friedrich H. Lewy
Quelle : GstA, I. HA Rep. 76, Kultusministerium Va Sekt. 2 Tit: X Nr. 228, Bd. 1; Titel Okt. 1928 – Aug. 1933. Blatt 204. / Dissertation Michael Hondros, Charité- Universitätsmedizin,
Berlin 2015 Fotograf unbekannt.

Prof. Dr. med. Friedrich H. Lewy

Geb. 28.01.1885 in Berlin.
Sein Vater war der Arzt Sanitätsrat Heinrich Lewy.
1904 legte er am Friedrichwerderschen Gymnasium das Abitur ab.
Er studierte in Berlin und Zürich Medizin.
1910 Promotion mit dem Thema „ Degenerationsversuche am akustischen System des Kaninchens und der Katze, zugleich ein Beitrag zur Anwendung der Marchischen Methode“.
1909 – 1910 als Assistent am Physiologischen Institut in Breslau und Berlin.
1910 – 1912 Forschung im Labor von Alois Alzheimer in der Psychiatrischen Universitätsklinik München ( Emil Kraepelin ).
1912-1914 mit Alois Alzheimer nach Breslau als Leiter des Labors.
1914 – 1918 Militärarzt.
1919 Volontärarzt an der II. Medizinischen Klinik der Charitè ( Gustav von Bergmann ).
1921 Habilitation in Neurologie.
Ernennung zum a.o. Professor für Neurologie und Innere Medizin:
1926 Chef der neurologischen Abteilung der Charitè und
1930 des neurologischen Instituts in Berlin.
1932 gründete er eine eigenständige neurologische Klinik und ein Forschungsinstitut am Hansaplatz.
1933 Verlust der Lehrbefugnis auf Grund seiner jüdischen Abstammung und Verkauf des Klinikgebäudes.
Sommer 1933 Emigration erst nach Großbritannien und dann in die USA.
Übertritt zum evangelischen Glauben ( Quäker ).
1934 Rockefeller Fellowship an der Neurologischen Fakultät der Universität von Pennsylvania.
1943 – 1945 Militärärzt.
Gest. 5.10.1950 in Haverford / Pennsylvania.

Friedrich Lewy (ganz rechts) mit Mitarbeitern, der dritte von rechts hinten ist Alois Alzheimer. Nervenklinik München, 1. Januar 1909. Gemeinfrei. Fotograf unbekannt.
Lewy, Friedrich Heinrich. Geschichte und Taetigkeit des Ortslazaretts Haidar Pascha. Berlin: Stritzke Verlag, 1920. Gemeinfrei. Fotograf unbekannt.
Lewy-Körperchen in der Substantia nigra bei Parkinsonerkrankung
Fotograf Marvin 101 – unter CC BY-SA 3.0

Lewy entdeckte die nach ihm benannten Lewy-Körperchen, Eiweißeinschlüsse in Nervenzellen bei an der Parkinsonschen Krankheit erkrankten Menschen. 1923 beschrieb er diese Einschlüsse auch bei der Lewy-Body-Demenz.

AEG-Klinik am Hansaplatz. (Bildband) Berlin 1927 –
Fotograf unbekannt. – Dissertation Michael Hondros,
Charité- Universitätsmedizin, Berlin 2015

Geschichte der Klinik am Hansaplatz

1880 wurde das “Sanatorium am Hansaplatz” in der Lessingstr. 51 eröffnet. In den nächsten Jahren fanden Erweiterungen des Sanatoriums auf die Grundstücke Altonaer Str. 11 und Lessingstr. 46 statt. Die ärztliche Leitung lag 1906 bei einem Dr. Pollack, dessen Witwe 1926 Grundstück und Sanatorium an die AEG-Betriebskrankenkasse verkaufte. In der “A.E.G.Klinik am Hansaplatz” wurden dann Patienten stationär und ambulant behandelt.

1932 erwarb der Verein „Neurologisches Institut, Kranken- und Forschungsanstalt e. V. in Berlin“ Klinik und Grundstück. Damit konnte der Privatdozent Dr. Friedrich Lewy dort aus privaten Mitteln ein neurologisches Forschungsinstitut gründen. Die Medizinische Fakultät der Berliner Universität lehnte eine universitäre Anbindung und damit einen entsprechenden Lehrstuhl ab. Nach der Emigration von Dr. Lewy übernahm dann 1934 die Charité das Institut als Neurologische Abteilung der I. Medizinischen Universitätsklinik. Gleichzeitig gab es in der Klinik eine chirurgische Abteilung, die zur Chirurgischen Universitätsklinik gehörte.

Als Privatdozent Dr. Paul Vogel aus Heidelberg 1934 die Neurologische Abteilung der Klinik am Hansaplatz übernahm, wurde diese durch ministeriellen Erlass zur Neurologischen Klinik aufgewertet.

In dieser Zeit setzte die Klinik auch die nationalsozialistische Erbgesundheitspolitik um. Sie meldete Patienten nach dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchs” an staatliche Stellen oder stellte selbst Anträge beim Erbgesundheitsgericht Berlin. In der Regel mußten sich die Patienten dann in der Charitè zwangsweise einer Sterilisations-Operation unterziehen.

Januar 1937 erwarb die Charitè-Stiftung das benachbarte Grundstück und Gebäude Lessingstr. 45 und schuf so die Voraussetzung für eine neurochirurgische Abteilung. Sie wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Tönnis am 1. April 1937 als erste deutsche Neurochirurgische Universitätsklinik eröffnet. – Bei den schweren Luftangriffen am 22. und 23. November 1943 erlitt die Klinik am Hansaplatz so weitgehende Schäden , dass eine weitere Nutzung nicht mehr möglich war.
Die Ruine wurde nach dem Krieg abgerissen.

Ruine der Klinik am Hansaplatz, nach 1945. Rechts alter Verlauf der Lessingstraße.
Der Dissertation von Michael Hondros entnommen. Fotograf unbekannt.
Ruine der Klinik am Hansaplatz, nach 1945. Links Altonaerstraße und Stadtbahnbrücke.
Der Dissertation von Michael Hondros entnommen. Fotograf unbekannt.



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Apotheker

Diana – Apotheke in der Turmstraße 28 1

Diana – Apotheke um 1909
Quelle M. Schumacher / Govi – Verlag Eschborn. Fotograf unbekannt

Die Diana-Apotheke war Moabits zweitälteste Apotheke. Sie existierte seit 1885 in der Turmstraße …und war von 1907 – 1939 in Besitz von Ernst Isidor Levy aus Kulm/Westpreußen. 1927 vergrößerte er die Offizin. 1936 verpachtete er unter Zwang seine Apotheke und verkaufte sie schließlich 1939. Er emigrierte mit seiner Familie nach England. Trotz seiner praktischen Erfahrung konnte er das für die englische Berufserlaubnis notwendige Zusatzstudium nicht erfolgreich abschließen, weil er an der Sprachbarriere scheiterte. 1950 erhielt Ernst Isidor Levy das Grundstück und die Konzession zurückerstattet und baute die im Krieg zerstörte Diana-Apotheke wieder auf.
2015 starb der letzte Besitzer der Diana-Apotheke, der Apotheker Berg.
Er hatte die Apotheke im Jahr 2000 übernommen. Auf Grund einer besonderen Klausel im Mietvertrag konnte der Vermieter jetzt die Räume kündigen. Die Diana Apotheke schloss am 4. September 2016.

Diana – Apotheke um 1927
Quelle M. Schumacher / Govi – Verlag Eschborn. Fotograf unbekannt
Diana – Apotheke um 195
Quelle M. Schumacher / Govi – Verlag Eschborn. Fotograf unbekannt
Diana Apotheke 2016
Quelle Berliner Wochenblatt. Fotografin Karen Noetzel
Ehemalige Diana Apotheke 2019. TAL

Wissmanns Apotheke in der Paulstr. 23

Wissmanns Apotheke 2013
Quelle und Fotografin Mechthild Merfeld

Die Wissmanns Apotheke wurde am 21. Februar 1891 eröffnet. Zu dieser Zeit lebten in Moabit mehr als 90.000 Menschen, und Wissmanns Apotheke war die sechste Apothekengründung in Moabit. Im September 1928 übernahm der Apotheker Alfred Rosenthal die Apotheke und wurde auch Besitzer des Hauses. Da er als Jude 1936 gezwungen wurde seine Apotheke zu verpachten, verkaufte er Haus und Apotheke an den Vorbesitzer. 1937 verzichtete er auch auf die Konzession, um die Genehmigung der englischen Behörden zur Einwanderung nach Palästina zu erhalten. Die Einwanderungsbestimmungen verlangten ein Vorzeigegeld von 1000 LP (Palästina-Pfund) unabhängig von Einwanderungsquoten und beruflicher Qualifikation. Waren 1933 noch 12 500 Reichsmark erforderlich, um das Vorzeigegeld zu erhalten, so erhöhte sich der Betrag bis zum Kriegsbeginn auf 40 000 RM. Im Kaufvertrag für die Wissmanns Apotheke zwischen Apotheker Alfred Rosenthal und Apotheker Otto Bachmann, der als Vorbesitzer die Apotheke 1936 zurückkaufte, heißt es: „…der Käufer hat für die Apotheke den Gegenwert von 1000 LP (Palästina-Pfund) nebst Zuschlägen zu bezahlen, die notwendig sind, um eine Genehmigung seitens der englischen Behörde zur Einwanderung nach Palästina zu erhalten, d.h. den Betrag, der bei der Reichsbank eingezahlt werden muss…“1 1933 hatten Rosenthals ihre ältere Tochter Ruth zum Studium nach England geschickt und dann 1936 zusammen mit ihrer jüngeren Tochter Eva nach Palästina. Dort besuchte Eva weiterhin die Schule und erhielt bis 1939 noch Geldzahlungen ihrer Eltern aus Deutschland. Das Ehepaar Rosenthal verließ aber Deutschland nicht. Möglicherweise wollten sie so lange wie möglich ihre Kinder in Palästina finanziell unterstützen. Sie verloren dann ihre Wohnung, mußten in das Jüdische Krankenhaus in die Iranische Straße im Wedding umziehen und wurden schließlich 1943 nach Theresienstadt deportiert. Alfred Rosenthal und seine Frau Betty geb. Stahl wurden Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Die Wissmanns Apotheke wurde im Dezember 2017 geschlossen, da ein neuer Hauseigentümer keinen langfristigen Mietvertrag mehr abschließen wollte. Eva Riese, geb. Rosenthal starb in Israel am 19.1.2018 im Alter von 98 Jahren. 1 Nach Friedhelm Reinhard zitiert aus Akten des Landesarchivs Berlin.

Etiketten der Wissmanns Apotheke
Quelle M. Schumacher / Govi – Verlag Eschborn. Fotograf unbekannt

Diana – Drogerie in der Levetzowstr. 11 a

Eine Drogerie wird überfallen und enteignet1

Der Apotheker Max Chaskel ( geb. in Mogilno 1882 , gest. 1959 in Leeds / Großbritannien ) schildert die Beschlagnahme seiner Drogerie am 11. November 1938:

Der Überfall war so, dass ein Mann von vielleicht 35 Jahren mit 50 oder mehr halbwüchsigen Burschen kam, die mit Steinen die drei Schaufenster, Schaukästen im Vorgarten und Gegenstände im Laden zerstörten. Es war eine Unmenge von Steinen, die wir aufsammelten und ins Kontor brachten. Mein Sohn wurde von der Polizei aus unserer Wohnung geholt und gezwungen, die drei Schaufenster mit Brettern zu vernageln. Es war ein alter Polizeibeamter, der mir sagte, er wäre froh, daß ich zur rechten Zeit den Laden verlassen hätte, da ich sonst ins Konzentrationslager gekommen wäre.

Der Überfall war am 10. November um ca. 4 Uhr … Ich wurde gezwungen, die zertrümmerten Schaufenster beider Geschäfte mit 1600 RM zu bezahlen. Ich war zwar bei der Drogisten-Gruppe Moabit versichert und Glasermeister Schulz wollte die Scheiben von der Versicherung einsetzen, was ihm aber von der Nazi-Partei nicht erlaubt wurde. Am 11. November war ich mit meinem Sohn im Geschäft damit beschäftigt, den Laden aufzuräumen, als ein Mann an einer der Geschäftstüren klopfte. Ich öffnete und er sagte und zeigte mir auch ein Schreiben der Partei, daß er der Geschäftsnachfolger wäre. Ich sagte ihm, er möge am nächsten Tage wiederkommen. Mir wurde von einem Freund … geraten, auf alles einzugehen, da ich sonst ins Konzentrationslager kommen würde. Bei ihm hatte ich Zuflucht genommen, als meinem Sohn die Lage für mich zu bedrohlich erschien. Als nun der Mann am nächsten Tage wiederkam, willigte ich in alles ein. Er sagte mir, daß von der Kreiswirtschaftsstelle zwei weitere Leute zu ihm kommen würden, um den Preis festzusetzen. Die drei mit Parteiabzeichen kamen und setzten 8400 Mark fest, was kaum dem Wert der Einrichtung entsprach. Der Parfumschrank, Mahagoni mit Spiegelglas-Rückwand, ebenso der Fotoschrank haben über 4500 Mark gekostet. Die Dunkelkammer war ganz modern eingerichtet, da wir alle Photoarbeiten selbst machten. Die National-Registrierkasse …. kostete ca. 4000 Mark … Den Betrag für das Geschäft sollte ich bei der Getreidebank … in der Friedrichstrasse … abholen. Als ich dort ankam, wurde mir gesagt, dass nur 8000 Mark angewiesen waren. Ich nahm das Geld und zahlte von dem Betrag gleich 2000 Mark Judenabgabe bei der Post ein … Als ich den Georg Schulz um die restlichen 400 M. fragte, sagte er mir, dass er den Betrag zurückhalte, bis er sich überzeugt habe, dass ich keine Schulden zurückgelassen hätte. Was nun den Betrag der geplünderten Waren anbelangt, kann ich nur schätzen, dass es vielleicht 3000 M. waren; eine Menge teurer Fotoapparate, Parfumerien, Luxus-Puderdosen waren verschwunden. Ich habe aber bestimmt noch ein Warenlager von 25000 Mark übergeben. Die Angelegenheit mit dem Zweiggeschäft Jagowstrasse 5 wurde erst ungefähr eine Woche später erledigt und ging so vor sich, dass Koecker mit 2 Leuten kam, um das Geschäft zu kaufen. Sie schätzten es auf 500 Mark und ich war einverstanden aus den bekannten Gründen. Mir lag nur daran, in Ruhe gelassen zu werden, damit ich auswandern konnte…”

Danach war noch die Reichsfluchtsteuer zu bezahlen, sodass für die Finanzierung der Auswanderung nur noch wenig übrig blieb. –
Das Haus Levetzowstr. 11 a wurde im Krieg zerstört.

1Zitiert nach Frank Lehmkugel. Wege jüdischer Apotheker. Govi-Verlag, Frankfurt /M. 1991. Seite 94 / 95.

Neubau in der Levetzowstr. 11 a. TAL




Pharmazeutische Firma „Labopharma“ in der Levetzowstr. 23

In Tiergarten gründete Dr. Joseph Laboschin 1909 in der Levetzowstr. 23 „Labopharma“, ein Unternehmen mit dem Schwerpunkt Serologie, Bakteriologie und Chemotherapie. 1943 entzog er sich mit einem Suizid der drohenden Verhaftung durch die Gestapo.

1Zitiert nach Frank Lehmkugel. Wege jüdischer Apotheker. Govi-Verlag, Frankfurt /M. 1991. Seite 94 / 95.

Abfaßraum 1 und 2 – Salle de conditionnement 1 – Sala 1 de Acondicionamiento
Fotos – Quelle: Friedhelm Reinhard, Apotheken in Berlin, Govi-V. 1998 Eschborn.
Fotograf unbekannt.
Fabrikgebäude in Levetzowstr. 23. TAL


Jüdische Apotheker in Tiergarten

Im Jahr 1933 lebten im Verwaltungsbezirk Tiergarten 251.924 Einwohner, der Anteil der jüdischen Bevölkerung betrug 4,88% (in Groß-Berlin 3,78%). Von den 38 bestehenden Apotheken befanden sich 14 im Besitz eines jüdischen Apothekers, zwei wurden in Gesellschaftsform von jüdischen Apothekern betrieben und an der Internationalen Apotheke war seit 1930 der jüdische Apotheker Dr. Felix Malligson als Stiller Gesellschafter u. Verwalter beteiligt. In Groß-Berlin hatten von 530 Apotheken 139 einen jüdischen Besitzer.

Hansa Apotheke, Klopstockstr.37, eröffnet am 08.02.1900. Seit 1905 im Besitz von Dr. Siegmund Danziger. Er verstarb 1933, seine Witwe Hedwig Danziger verkaufte die Apotheke vor dem 01. 10.1936 ( ab dem 26.03. 1936 war Juden der Besitz einer Apotheke verboten, ab 01. Oktober 1936 bestand Verpachtungszwang).

Hohenzollern-Apotheke, Admiral-von-Schröder-Str. 4, eröffnet am 14.11.1884. Seit 1922 im Besitz von Siegfried Falk, Verkauf vor dem 01.10.1936.

Augusta-Apotheke, Tirpitzufer 22, eröffnet 13.10.1869. Seit 1914 im Besitz von Richard Landsberger und Walter Kröner. Verkauf vor dem 01.10.1936.

Kurfürsten-Apotheke, Woyrschstr.20, eröffnet am 05.08.1874. Seit 1920 im Besitz von Julius Wohlauer, Verkauf vor dem 01.10.1936. Das Ehepaar Wohlauer konnte 1939 nach Palästina emigrieren. Dorthin war der Sohn als Apotheker bereits ausgewandert.

Lützow-Apotheke, Wichmannstr. 28, eröffnet am 08.11.1887. Seit 1928 im Besitz von Dr. Kurt Levy, Verkauf vor dem 01.10.1936. Dr. Kurt Levy emigrierte schon 1934 nach Südamerika.

Westend-Apotheke, Kurfürstenstr. 80 eröffnet am 07.07.1885. Seit 1919 im Besitz der Apotheker Adolf Cohn und Paul Schlome. Paul Schlome und seine Frau Ruth wurden nach Riga deportiert, die Tochter konnte noch rechtzeitig auswandern. Adolf Cohn wurde mit Frau und 18jähriger Tochter im März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Dem Sohn gelang es auszuwandern.

Moltke-Apotheke, Großadmiral-von- Koester-Ufer 15, eröffnet 26.11.1887. Seit 1919 im Besitz von Louis Laser. Die wirtschaftliche Lage der Apotheke war so schlecht, dass Apotheker Laser keinen Pächter finden konnte. Eine Auswanderung war nicht möglich, er wurde im Oktober 1942 deportiert.

Bellevue-Apotheke, Potsdamer Str.1a, als älteste Apotheke im Bezirk Tiergarten 1833 konzessioniert und seit 1913 im Besitz von Dr. Georg Herzberg. Dort betrieb Dr. Herzberg auch eine pharmazeutischer Fabrik. Trotz eines Kaufvertrages für Apotheke und Firma über 260 000 Reichsmark, setzte der Polizeipräsident einen Preis von 60 431 RM fest. Einige Monate später wurde der 71jährige Dr. Herzberg wegen Rassenschande verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Potsdam gebracht, wo er seine Zustimmung zum Kaufvertrag geben musste. Sein Haus in Klein-Machnow wurde beschlagnahmt, das Mobiliar versteigert und das gesamte Vermögen des „Reichsfeindes“ Dr. Herzberg zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Die einzige Tochter konnte auswandern. Dr. Herzberg verstarb am 21.November 1942 bei einer „Evakuierung“ des Zuchthauses Brandenburg- Görden.

Diana-Apotheke, Turmstraße 28, eröffnet am 07.04.1885. Seit 1907 im Besitz von Ernst Isidor Levy. Apotheker Levy verpachtete seine Apotheke vor dem 01. Okt. 1936, verkaufte sie 1939 und emigrierte mit seiner Familie nach England.

Königin-Luise-Apotheke, Bülowstr.17, eröffnet am 18.01.1887. Seit 1930 im Besitz von Apotheker Kurt Altmann. Die Apotheke wurde 1936 für
5 Jahre zwangsverpachtet. Kurt Altmann und seine Frau Charlotte emigrierten 1937 nach Palästina.

Nord-West-Apotheke, Rathenower Str.26, eröffnet am 07.10.1892. Seit 1903 im Besitz von Dr. Louis Mottek. Dr. Mottek verpachtete seine Apotheke gezwungenermaßen nach 33 Jahren zum Oktober 1936 und verkaufte sie 1939. Dem Ehepaar Mottek gelang die Emigration zu ihren Töchtern in die USA einen Monat vor dem Auswanderungsverbot. Im November 1941 schlug die Gestapo das Ehepaar Mottek zur „Ausbürgerung“ vor, sodass das gesamte Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen werden konnte. Das bei der Spedition noch lagernde Umzugsgut wurde versteigert. Schon 1948 hatte Dr. Mottek von New York aus die Rückübertragung seiner Apothekenkonzession beantragt. 1952, zwei Jahre nach seinem Tode endete vor der Wiedergutmachungskammer die Rückerstattung mit einem Vergleich. Die Witwe von Louis Mottek erhielt die Betriebsrechte zurück und verkaufte die Apotheke 1953 an Apotheker Ernst Jost.

Phönix-Apotheke, Wilsnacker Str.47, eröffnet 12.03.1987. Seit 1932 im Besitz von Sally Engel. Apotheker Sally Engel verstarb 1936. Seiner Witwe Esther Engel gelang 1939 gemeinsam mit ihrem Sohn die Emigration in die USA.

Wissmanns Apotheke, Paulstr.23, eröffnet am 21.02.1891. Im September 1928 übernahm Alfred Rosenthal die Apotheke und wurde auch der Besitzer des Hauses. Da er 1936 als Jude gezwungen wurde, seine Apotheke zu verpachten, verkaufte er Haus und Apotheke an den Vorbesitzer Apotheker Otto Bachmann. 1937 verzichtete er auf die Konzession, um die Genehmigung der englischen Behörde zur Einwanderung nach Palästina zu erhalten. Tragischerweise emigrierte das Ehepaar Rosenthal nicht, wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.

Wittes Apotheke, Potsdamer Str. 84a, eröffnet 29.11.1889. Seit 1903 im Besitz von Julius Hirschberg. Er musste 1936 seine Apotheke zwangs-verpachten. Zwei seiner Kinder konnten auswandern, ihm gelang es nicht. Er starb im Mai 1944 in Theresienstadt.

Apotheke am Arminiusplatz, Turmstraße.84, eröffnet 03.07.1928 von Theodor Behnsch. Auch der Apotheker Theodor Behnsch musste seine Apotheke 1936 verpachten. Eine Emigration gelang dem Ehepaar Behnsch nicht, aber glücklicherweise konnten vier Kinder auswandern. Apotheker Theodor Behnsch starb im Dezember 1943 in Theresienstadt.

Gotzkowky-Apotheke, Alt-Moabit 52, am 06.12.1922 von Apotheker Max Sittner eröffnet. Er musste seine Apotheke 1936 zwangsverpachten. 1942 wurden Sittner und seine Frau nach Theresienstadt deportiert, er starb dort im Dezember 1944.

Internationale Apotheke, Potsdamer Platz 1, eröffnet am 01.08.1929.
Dr. Felix Malingson war Verwalter und Teilhaber seit 1930. Er schied Ende Oktober 1936 als Verwalter aus und emigrierte 1937 nach Südamerika.

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Quellen

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Vernissage am 5. November 2019 im Meerbaumhaus

Meerbaumhaus Siegmunds Hof 20

Die Vorbereitungen eines Jahres haben ihr Ziel erreicht: Am 5.11.2019 konnten wir mit über siebzig interessierten Gästen im einladenden Ambiente des Meerbaumhaus die Ausstellung “Jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten” eröffnen. Dem Thema entsprechend waren viele Berufskolleginnen und -Kollegen gekommen. Daneben konnten wir aber auch viele auf unterschiedliche Art und Weise dem Bezirk Tiergarten verbundene Besucher begrüßen, die sich den Bildern und Texten mit großem Interesse widmeten. Es kam zu zahlreichen Nachfragen und intensiven Gesprächen. Die Ausstellung fand zu unserer Freude allgemeine Zustimmung. Besonders berührt hat mich die Begegnung mit einem Neffen von Dr. Erwin Rabau, dem Oberarzt in der Gynäkologischen Klinik des Moabiter Krankenhaus. Er stand lange vor den Bildern, die seinen Onkel zeigten. Auch etliche Mitglieder der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft waren anwesend. Die Gesellschaft hatte unsere Arbeit mit Hinweisen und Photos sehr unterstützt
Allgemeines Interesse fand unsere Ankündigung, dass bereits am Samstag die Konfirmanden der Kirchengemeinde Tiergarten zu einer Besichtigung kommen und wir auch an die verschiedenen Tiergartener Schulen mit einem entsprechenden Angebot herantreten werden.
Einen herzlichen Dank an alle gestrigen Besucherinnen und Besucher.
TOL-

jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten
Vernissage am 5. November 2019 im Meerbaumhaus –
Ausstellung “Jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten”. TAL


Aus dem Besucherbuch