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Ohne die umfassende Beteiligung der Deutschen Reichsbahn an der Deportation der Juden und Jüdinnen aus dem Deutschen Reich und aus Europa wäre der Holokaust nicht möglich gewesen.
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Zu den Deportation der Berliner Juden sind bis jetzt – 75 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches – keine Fotos aufgetaucht. Deshalb sind hier Bilder aus Bielefeld, Wiesbaden und Würzburg zu sehen, die Eindrücke von den dortigen Deportationen wiedergeben (Quelle: Yad Vashem).
Alfred Gottwaldt hat sich mit dem „Viehwaggon“ als dem Symbol für die Deportation mit der Deutschen Reichsbahn umfangreich auseinandergesetzt, u.a. im Gedenkstättenbrief Nr. 139 (2007).
Ebenfalls ist von Alfred Gottwald die Monographie „Mahnort Güterbahnhof Moabit“ bei Hentrich&Hentrich erschienen.
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Die Deportation der Berliner Juden begann mit dem ersten Transport am 18. Oktober 1941 nach Lodz. Bis zum Frühjahr 1942 mußten die Menschen die Deportationszüge auf Sondergleisen des Bahnhof Grunewald besteigen.
Danach setzten die Züge am Güterbahnhof Moabit auf den Militärgleisen 69, 81 und 82 ein. Der genaue Zeitpunkt des Wechsels und der Grund sind nicht dokumentiert. Die sogenannten Alterstransporte nach Theresienstadt gingen überwiegend vom Anhalter Bahnhof ab. Dort wurden dann zwei Sonderwaggons 3. Klasse an den fahrplanmäßigen Personenzug nach Dresden bzw. Prag gehängt: Abfahrt 6.07 Uhr von Gleis 1.
Die Zahl der Deportierten verteilte sich folgendermaßen auf die verschiedenen Bahnhöfe:
Bahnhof Grunewald 10 137 Menschen,
Anhalter Bahnhof 9 635 Menschen,
Güterbahnhof Moabit 32 201 Menschen
Vom Güterbahnhof Moabit fuhren folgende Transporte ab:
1 – 28.März 1942 ab Berlin – an 30. März 1942 in Piaski
2 – 2. April 1942 ab Berlin – an 5.April 1942 in Warschau
3 – 14. April 1942 ab (Magdeburg, Potsdam) Berlin – an 16. April 1942 in Warschau
4 – 13. Juni 1942 ab Berlin / Potsdam – an 15. Juni1942 in Sobibor
5 – 24. / 26. Juni 1942 ab Berlin über Königsberg – an 26. Juni1942 in Minsk
6 – 11. Juli 1942 ab Berlin – an Warschau? Auschwitz?
7 – 15. August 1942 ab Berlin – an 18. August 1942 in Riga
8 – 17. August 1942 ab Berlin – an 18. August 1942 in Theresienstadt
9 – 5. September 1942 ab Berlin / Insterburg – an 8. September 1942 in Riga
10 – 14. September 1942 ab Berlin – an 15.September 1942 an Theresienstadt
11 – 24. / 26. September ab Frankfurt (M) / Berlin – an 30. September 1942 in Raasiku
12 – 3. Oktober 1942 ab Berlin – an 4. Oktober 1942 in Theresienstadt
13 – 19. Oktober 1942 ab Berlin – 22. Oktober 1942 in Riga
14 – 26. Oktober 1942 ab Berlin – 29. Oktober 1942 in Riga
15 – 29. November 1942 ab Berlin – an – in Auschwitz
16 – 9. Dezember 1942 ab Berlin – an 10. Dezember 1942 in Auschwitz
17 – 14. Dezember 1942 ab Berlin – an – in Auschwitz
18 – 12. Januar 1943 ab Berlin – an 13. Januar 1943 in Auschwitz
19 – 29. Januar 1943 ab Berlin – an 30. Januar 1943 in Auschwitz
20 – 3. Februar 1943 ab Berlin – an 4. Februar 1943 in Auschwitz
21 – 19. Februar 1943 ab Berlin – an 20. Februar 1943 in Auschwitz
22 – 26. Februar 1943 ab Berlin – an 27. Februar 1943 in Auschwitz
23 – 1. März 1943 ab Berlin – an 2. März 1943 in Auschwitz
24 – 2. März 1943 ab Berlin – an 3. März 1943 in Auschwitz
25 – 3. März 1943 ab Berlin – an 4. März 1943 in Auschwitz
26 – 4. März 1943 ab Berlin – an 6. März 1943 in Auschwitz
27 – 6. März 1943 ab Berlin – an 7. März 1943 in Auschwitz
28 – 12. März 1943 ab Berlin – an 13. März 1943 in Auschwitz
29 – 17. März 1943 ab Berlin – an 18. März 1943 in Theresienstadt
30 – 19. April 1943 ab Berlin / Potsdam – an 20. April 1943 (?) in Auschwitz
31 – 17. Mai 1943 ab Berlin – an 19. Mai 1943 in Auschwitz
32 – 28. Mai 1943 ab Berlin – an 29. Mai 1943 in Theresienstadt
33 – 16. Juni 1943 ab Berlin – an 17. Juni in Theresienstadt
34 – 10. Januar 1944 ab Berlin – an 11. Januar 1944 in Theresienstadt
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Jede Deportation löste vielfältige Verwaltungsvorgänge und einen umfangreichen Schriftwechsel aus, der auffällig um den Anschein der Rechtsstaatlichkeit bemüht war.
Hier sind die Transportunterlagen, die wahrscheinlich dem „15. Osttransport“ zuzuordnen sind, der auch den dritten Transport aus Potsdam beinhaltet. Der Transport wird hier als „Großer Transport mit 747 Personen“ und auch als 14. Welle bezeichnet. In dem Zug sollen sich unter anderen Kinder und Erwachsene aus der Israelischen Erziehungsanstalt für geistig zurückgebliebene Kinder in Beelitz befunden haben. Er verließ Berlin am 13. Juni 1942 und erreichte Sobibór am 15.06.1942.
In Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945 von Alfred Gottwaldt und Diana Schulle wird noch darauf hingewiesen, dass es zu diesem Transport keine Unterlagen gäbe. Vielleicht lässt sich in Zukunft noch Genaueres dazu feststellen.