Die versteckte Gedenktafel für die “Vermögensverwertungsstelle”. (Ausstellung)
Die Ausstellung zieht ins Französischen Gymnasium.
Wir nehmen die Gedenktafel in Obhut.
Neuigkeiten vom Bauprojekt
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Die Vorgeschichte
Vor dem Hintergrund des Gedenkortes Güterbahnhof Moabit und des Mahnortes Synagoge Levetzowstraße beschäftigten wir uns auch mit den vorhandenen Tiergartener Gedenktafeln.
Dabei stießen wir auf die Örtlichkeit und die Geschichte der “Vermögensverwertungsstelle” und der dafür aufgestellten Gedenktafel. Ein Besuch am Ort der früheren “Vermögensverwertungsstelle” und der kaum auffindbaren Gedenktafel rief erst einmal Gefühle wie Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit über den Umgang mit der Geschichte der NS-Zeit wach. Die genaue Schilderung der Einzelheiten zu der dort vorgefundenen Gedenktafel folgt unten.
Die Tafel wurde 1994 dort aufgestellt. Heute über zwanzig Jahre später sind wir offenbar noch nicht weiter. Oder sollte seitdem niemand mehr die Gedenktafel gesucht bzw. gefunden haben? Wir mochten uns mit diesem verstörenden Zustand nicht abfinden und überlegten, wie wir ihn beenden könnten. Öffentliche Aufmerksamkeit ist in diesem Fall immer ein guter Weg. Deshalb entwickelten wir eine Unterrichtseinheit und ein Konzept für eine Exkursion. Für dieses Angebot konnten wir im Französischen Gymnasium Interesse finden. Im Sommer 2020 stellten wir das Thema in der Schule vor. Im September 2021 folgte schließlich pandemiebedingt die eigentliche Exkursion.
Im Oktober 2021 präsentierten wir diese unbefriedigende Situation und die Eindrücke der SchülerInnen in einer kleinen Ausstellung vor dem Rathaus Tiergarten.
Die Ausstellung war Teil unseres größeren Projektes Versteckt – Verschlossen – Vergessen , das wir weiter verfolgen.
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Mit den Berliner Gedenktafeln beschäftigen wir uns bereits seit 2014, als wir die Gedenktafel für
Prof. Heinrich Finkelstein an dem ehemaligen Weddinger Kinderkrankenhaus initiierten.
2018 sorgten wir vor dem Abriss des Weddinger Gesundheitsamtes für die Verwahrung der dort angebrachten Gedenktafel für den Stadtarzt Salo Drucker.
2019 regten wir eine Berliner Gedenktafel für die Schriftstellerin Gabriele Tergit an. Sie sollte bereits 2022 enthüllt werden. Wegen einer geplanten Renovierung an dem Haus Siegmundshof 21 verzögert sich die Anbringung.
2021 beantragten wir eine Berliner Gedenktafel für die Malerin Charlotte Berend-Corinth.
Im November 2022 wurde daraufhin eine gemeinsame Gedenktafel für Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth am Haus Klopstockstr. 25 – 27 angebracht.
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Die versteckte Gedenktafel für die “Vermögensverwertungsstelle”
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.Ausstellung im Oktober 2021 in der Vitrine vor dem Rathaus Tiergarten
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Die Ausstellung war in der Vitrine vor dem Rathaus Tiergarten am Mathilde Jacob-Platz 1, 10551 Berlin
in der Zeit vom 1.- 30.Oktober 2021 ganztägig zu sehen.
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Die Ausstellung zieht ins Französischen Gymnasium
Am 9. Dezember 2021 haben wir den Teil der Ausstellung, der die Vermögensverwertungsstelle betrifft, im Französischen Gymnasium neu aufgebaut. Sie soll im Januar 2022 Teil des virtuellen Tags der Offenen Tür der Schule sein.
Gleichzeitig haben wir den Schülerinnen und Schülern berichtet, dass der gerade ernannte Bundesfinanzminister Christian Lindner noch im Dezember einen Brief von uns und auch im Namen der SchülerInnen erhält. In ihm bitten wir ihn, sich für die schon lange überfällige Umsetzung der Gedenktafel in die Straße Alt Moabit einzusetzen. Wir werden die Schüler vom weiteren Fortgang der Angelegenheit informieren.
Am 10.Februar 2022 haben wir aus dem Bundesfinanzministerium eine Antwort erhalten. Wegen einer Rückfrage bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hatte sich offensichtlich die Bearbeitung unseres Schreibens verzögert.
Das Ministerium teilt unsere Ansicht, dass der jetzige Aufstellungsort für die Erinnerungstafel unangemessen ist und im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau eines Bürogebäudes geändert wird. Die SchülerInnen des Französischen Gymnasium und Gleis 69 e.V. sollen bei dem weiteren Vorgang mit eingebunden werden.
Inzwischen hatten wir Arbeiten auf dem Grundstück der ehemaligen Vermögensverwertungsstelle beobachtet, die offensichtlich einer Bauvorbereitung dienten. Dabei erfuhren wir von Anliegern, dass es sich um einen Neubau für den Bundespräsidenten handeln soll, der 2025 seinen renovierungsbedürftigen Dienstsitz im Schloss Bellevue vorübergehend verlassen muss. Auf unsere Anfrage haben wir dann am 10. Februar 2022 aus dem Bundespräsidialamt eine gleichlautende Bestätigung erhalten.
Wir nehmen die Gedenktafel in Obhut.
Nach einem längeren Mailwechsel erhielt Gleis 69 e.V. von der Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen / Aktives Museum den Auftrag, die Gedenktafel in Obhut zu nehmen.
Von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wurden wir informiert, dass die Tiefbauarbeiten bereits im Mai 2022 beginnen.
Bei einer Vorortuntersuchung stellten wir fest, dass sich die Tafel nicht einfach abschrauben lässt. Die Schraubköpfe waren vorsorglich unter der mit einem Kleber befestigten Tafel verborgen. Um die Tafel nicht beim Abbau zu beschädigen, entschieden wir deshalb, die Haltestangen knapp unterhalb der Tafel zu durchtrennen. Dabei kam die benachbarte Feuerwache Tiergarten mit ins Spiel. Der Wachleiter sagte uns seine technische Unterstützung zu und meldete sogar den entsprechenden Einsatzleitwagen für einen kurzen Zeitraum ab. So konnten die Feuerwehrleute ungestört die doch sehr kräftigen Rohre durchtrennen.
So verlief diese Aktion am 30. März 2022 ohne irgendwelche Probleme aber mit der gebührenden Aufmerksamkeit der SchülerInnen des Französischen Gymnasiums und ihrer Lehrerin, ebenso der VertreterInnen des Bundespräsidialamtes, des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und des Vereins Gleis 69.
Anschließend haben wir die Tafel verabredungsgemäß in Obhut genommen.
Neuigkeiten vom Bauprojekt
Am 30. März 2023 fand ein Workshop im FG mit Frau Krumbholz von der Bundesanstalt für Immobilien-angelegenheiten (BIMA) und Gleis 69 e.V. statt, bei dem die beteiligten SchülerInnen Aktuelles zum Interimsbau für den Bundespräsidenten erfuhren.
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