Unser Interesse gilt Berliner Gedenktafeln in Tiergarten und auch im Bezirk Mitte.
Bei gefährdeten Tafeln kümmern wir uns um ihre Inobhutnahme,
bei nach unserer Einschätzung fehlplatzierten um eine Veränderung und
bei fehlenden um die Anbringung einer neuen Gedenktafel.
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Heinrich Finkelstein 1865–1942

Fotograf unbekannt. Unter CC-BY 4.0
Finkelstein war als langjähriger Ärztlicher Direktor des Weddinger Kinderkrankenhauses offensichtlich in Vergessenheit geraten. Wie auch das über hundert Jahre alte Kinderkrankenhaus, das 1890 von Adolf Baginsky und Rudolf Virchow als Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus gegründet und 1995 geschlossen worden ist.
Schmieden, v. Weltzien & Speer hatten das Krankenhaus nach den neuesten Erkenntnissen der Infektionslehre in Pavillonbauweise errichtet. Finkelstein leitete das Krankenhaus von 1918 bis 1933. Als Jude wurde ihm dann eine weitere ärztliche Tätigkeit unmöglich gemacht. Er floh 1939 nach Santiago de Chile.
Seine Forschungen auf dem Gebiet der Säuglingsernährung haben vielen Kindern das Leben gerettet.
Mit einer Initiative Berliner Kinderärzte zusammen konnten wir erreichen, dass ihm zu Ehren 2016 eine Berliner Gedenktafel auf dem Gelände seiner ehemaligen Kinderklinik enthüllt wurde.




Salo Drucker 1885 – 1940
Als erster Stadtarzt im Wedding baute er das dortige Gesundheitsamt auf und widmete sich ab 1919 allen Bereichen der Öffentlichen Gesundheitsfürsorge. Er starb 1940 im KZ Sachsenhausen. Seine Frau Liesbeth wurde wurde am 27. November 1941 nach Rumbula /Riga deportiert und dort direkt nach Ankunft erschossen.
Seine Gedenktafel wurde auf Betreiben des Weddinger Amtsarztes Walter Grimm 1990 am Gesundheitsamt in der Reinickendorfer Straße angebracht. Das Gesundheitsamt wurde wegen Vernachlässigung 2019 abgerissen.
2018 konnte Gleis 69 e.V. veranlassen, dass Salo Druckers Gedenktafel in Obhut genommen wurde.
Es ist geplant, auf dem freigeräumten Grundstück eine Schule zu errichten. Gleis 69 e.V. wird sich um eine angemessene Präsentation der Gedenktafel dort bemühen


Vermögensverwertungsstelle 1941 – 1945

In diesem Gebäude in Alt Moabit 143 befand sich 1941 -1945 die
Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten Berlin – Brandenburg. Gemeinfrei.
Diese Einrichtung der Finanzverwaltung stellte einen wichtigen Teil des NS-Staates bei der Ausplünderung und Vernichtung des deutschen Judentums dar. Die Gedenktafel war 1994 bewusst deplatziert aufgestellt worden. Diese Tatsache wurde fast dreißig Jahre offiziell unwidersprochen akzeptiert. Seit 2019 hat Gleis 69 e.V. mit dem Französischen Gymnasium dazu ein Projekt entwickelt. In dessen Rahmen nahm der Verein die Tafel im März 2022 vor Bauarbeiten auf dem Gelände in Obhut. Es ist geplant sie angemessen an dem kommenden Neubau wieder anzubringen.

Am 30. März 2023 fand ein Workshop im FG mit Frau Krumbholz von der Bundesanstalt für Immobilien-angelegenheiten (BIMA) und Gleis 69 e.V. statt, bei dem die beteiligten SchülerInnen Aktuelles zum Interimsbau für den Bundespräsidenten erfuhren. Außerdem legten die SchülerInnen gemeinsam den
sinnvollsten Ort für die Neuanbringung der Gedenktafel fest.

Ernst Boris Chain 1906 – 1979

Fotograf unbekannt
Der maßgeblich an der Entwicklung des Penizillins beteiligte Nobelpreisträger hat lange Zeit seines Lebens in Tiergarten gewohnt. Er wurde 1990 mit einer Berliner Gedenktafel im Gesundheitsamt Tiergarten geehrt. Nach dem Abriss des Gesundheitsamtes entstand auf demselben Grundstück ein Gebäude für die Berliner Staatsanwaltschaft. Jetzt hängt die Gedenktafel dort im Sicherheitsbereich. Besucher sind damit nicht zugelassen. Die Tafel ist praktisch „unsichtbar“ geworden. Der Verein Gleis 69 möchte das verändern. Ein entsprechendes Projekt wird zur Zeit mit der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule entwickelt.


Gabriele Tergit 1894 – 1982

Im Rahmen von Recherchen regte Gleis 69 e.V. 2019 eine Berliner Gedenktafel für Gabriele Tergit an. Ihre letzte Berliner Wohnung vor der Flucht ins Exil lag in Siegmunds Hof fast direkt neben dem Meerbaumhaus, in dem wir 2022 eine Ausstellung über jüdische Künstlerinnen, darunter auch Gabriele Tergit, zeigten.
Ihre Gedenktafel soll nach Abschluss von Renovierungsarbeiten am Nachbarhaus angebracht werden.

Charlotte Berend-Corinth 1880-1967

Bei den Vorbereitungen für die Ausstellung “Zwischen Emanzipation und Assimilation, jüdische Künstlerinnen und Künstler in Tiergarten” haben wir uns auch mit der Malerin Charlotte Berend-Corinth beschäftigt. Ihr Werk und ihre Rolle neben ihrem Mann Lovis Corinth ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Gleis 69 e.V. hielt das für vollkommen unberechtigt und hat deshalb 2021 eine Berliner Gedenktafel für sie beantragt.
Am 30.November 2022 wurde daraufhin eine gemeinsame Gedenktafel für Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth am Haus Klopstockstr. 25 – 27 eingeweiht.
