Ausstellung “Zwischen Emanzipation und Assimilation. Jüdische Künstlerinnen und Künstler in Tiergarten”

Design Magdalena Zagorski

Eine Ausstellung über die vielfältigen Beiträge jüdischer Künstlerinnen und Künstler in Tiergarten und in der Welt. Die Ausstellung war vom 28. April bis zum 15. Juni 2022 im Meerbaum-Haus, Siegmundshof 20,
10555 Berlin am S-Bahnhof Tiergarten und vom 21. September 2023 bis zum 18.März 2024 im Mitte Museum in der Pankstr. 47, 13357 Berlin zu sehen.

Um Ihnen auch etwas von unserer Arbeit an dieser Ausstellung zu vermitteln, boten wir an Donnerstagsterminen ( 17 – 19 Uhr) Führungen durch die verschiedenen KuratorInnen an.
Die Ausstellung endete mit einer Finissage am 15. Juni 2022.

Am Donnerstag, dem 28. April, stellten wir Ihnen Kurt Tucholsky vor.
Am Donnerstag, dem 5. Mai, machten wir Sie mit Alexander Granach bekannt,
am Donnerstag, den 12. Mai mit Charlotte Berend-Corinth
am Donnerstag, den 19. Mai mit Joseph Roth,
am Donnerstag, den 2. Juni mit Alfred Kerr und
am Donnerstag, den 9. Juni mit Walter Benjamin.

Im Mitte Museum boten wir ebenfalls eine Reihe von Führungen an.

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Idee, Recherche, Texte und Zusammenstellung der Fotos
durch Mitglieder des Vereins Gleis 69 e.V. unter Mitarbeit von
Ulrike Berg-Dreithaler
Dorota Krawczyk-Janisch
Erwin Single
Ulrike Ufert-Hoffmann

Kuratiert durch
Magdalena Zagorski
Thomas Abel


Inhalt

Danksagungen
Förderung
Einführung und stadtgeschichtlicher Hintergrund
Künstlerinnen und Künstler:


Hier begegnen wir
Kurt Tucholsky als antimilitaristischem Schriftsteller mit Berliner Schnauze,
Gabriele Tergit, der Schriftstellerin mit sozialem Gespür,
Joseph Roth, dem ruhelosen Wanderer zwischen Osten und Westen.
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Wir berichten von
Nelly Sachs, der sensiblen Lyrikerin des Holokaust und
Else Lasker-Schüler, der Dichterin in vielen Gestalten,


Wir stellen vor
Fritzi Massary, die Königin der Operette, und
Alexander Granach, das schauspielerische Naturtalent aus Galizien.
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Wir zeigen
Max Liebermann, den Maler in großbürgerlicher Unabhängigkeit,
Charlotte Behrend-Corinth, Muse und Künstlerin zugleich, und
Herrmann Struck, den Meister der Graphik.
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Auch erinnern wir an
Walter Benjamin, den scharfsinnigen Kulturphilosophen, und an
Alfred Kerr, den gefürchteten Kritiker.

Um den Eindruck von Tiergarten zu vervollständigen, erwähnen wir neben
den Salons der Familie Berend-Corinth und Hermann Strucks
das Ateliergebäude in Siegmunds Hof und
Magnus Hirschfelds Institut der Sexualwissenschaft.

Bildquellen in der Reihenfolge der Abbildungen:
Bildarchiv der Akademie der Künste Berlin
Gabriele Tergit Nachlass
WWW.CAMBRIDGEFORECAST
Literaturarchiv Marbach
Else Lasker-Schüler Gesellschaft
Bain News Service, publisher – Library of Congress
Bildarchiv der Akademie der Künste Berlin
Bundesarchiv
Lovis Corinth, eine Dokumentation
Jewish National Fund
Bildarchiv der Akademie der Künste Berlin
Bildarchiv der Akademie der Künste Berlin

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Danksagungen

Einen herzlichen Dank an alle, die uns auf vielfältige Weise bei der Vorbereitung dieser Ausstellung geholfen und unterstützt haben:

Johannes Abel
Bayrisches Hauptstaatsarchiv
Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Ulrike Berg-Dreithaler
Michael Bienert
Bilddatenbank des Bundesarchiv Koblenz
Bernd Brüntrup / Kurt Tucholsky – Gesellschaft
Elke Linda Buchholz
Deutsche Fotothek Dresden
Nathan Friedenberg / Mitte Museum
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Domberger Brotwerk
Ev. Kirchengemeinde Tiergarten
Fotothek des Stadtmuseum Berlin
Franz Marc-Museum, Kochel am See
Germanisches National-Museum, Nürnberg
Angelika Grigat Meerbaumhaus
Grisebach Auktionen
Hajo Jahn / Else Lasker-Schüler- Gesellschaft
Jekkes Museum Teven, Israel
Dr. Elke-Vera Kotowski / Nachlass Gabriele Tergit
Dorota Krawczyk-Janisch
Landesarchiv Berlin
Erich Pätzold
Sabine Wolf / Archiv Akademie der Künste Berlin
Raimund Wolfert / Magnus Hirschfeld Gesellschaft
Dr. Beate Schaaf
Martin Seidemann
Erwin Single
Ulrike Ufert-Hoffmann
Magdalena Zagorski

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Förderung

Diese Ausstellung wurde von der Berliner Zentrale für politische Bildung gefördert.

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Einführung und stadtgeschichtlicher Hintergrund
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In dieser Ausstellung richten wir unsere Aufmerksamkeit vor allem auf das Hansaviertel und das Tiergartenviertel – und auf zwölf Persönlichkeiten aus jüdischen Familien, die an diesem Ort in den 40 Jahren vor 1933 gewohnt haben .
Diese Auswahl haben wir auch nach persönlichen Gesichtspunkten zusammengestellt. Sie erlaubt einen Einblick aus unterschiedlichen Perspektiven in das Leben der damaligen Künstler und Künstlerinnen und in ihre vielfältigen Beziehungen untereinander. Wir haben versucht alle Künste miteinzubeziehen, Literatur und Dichtung, Malerei und Graphik, Theater und Operette. Die Persönlichkeiten agieren vor dem Hintergrund der jüdischen Assimilation und des aufkommenden Zionismus, der bürgerlichen und der weiblichen Emanzipation. Aber auch im imperialistisch geprägten Europa mit nachfolgendem Ersten Weltkrieg und mit den Umbrüchen nach dem Frieden von Versailles und den Revolutionen in Deutschland und Rußland.

Das Hansaviertel entstand ab 1874 als bürgerliches Wohnviertel südlich der Spree am Rand des Tiergartens. Es erhielt sein charakteristisches Aussehen durch eine eklektizistische Architektur. Gleichzeitig aber auch durch eine Blockrandbebauung mit Seitenflügeln und Hinterhäusern. Dementsprechend wohnten dort sowohl kleine Angestellte als auch großbürgerliche Familien. 1872 begann der Bau der Stadtbahn, die dieses Wohngebiet dann in Ost-West-Richtung durchschnitt, aber das Hansaviertel auch verkehrsgünstig an das Zentrum anschloss.
Am nördlichen Spreeufer siedelten sich währenddessen eisenverarbeitende Fabriken an, darunter die von Borsig. Bereits um 1900 wurden diese Betriebe weiter an den Stadtrand verlagert und stattdessen das Rheinisch-Westfälische Viertel errichtet. Seine Häuser zeichneten sich durch eine moderne Architektur aus und wurden überwiegend im Jugendstil errichtet.
Als kulturell-künstlerische Mittelpunkte lassen sich hier das Atelierhaus in Siegmunds Hof 11 identifizieren, ebenso das Institut für Sexualwissenschaft, In den Zelten , 1919 von Magnus Hirschfeld gegründet. Außerdem der Salon von Hermann Struck in der Brückenallee 33 und der der Familie Berend-Corinth in der Klopstockstraße 48. An diesen Orten fanden regelmäßig gesellschaftliche Begegnungen und fachlicher Austausch statt.
In dem Stadtteil befanden sich neben verschiedenen Kirchen auch die Synagogen in der Levetzowstraße (liberaler Ritus, erbaut 1913) und Flensburger Straße (orthodoxer Ritus, erbaut 1909). 1924 kam die Synagoge von Adass Jisroel im umgebauten Atelierhaus Siegmunds Hof dazu. Etwas entfernter lagen die orthodoxe Synagoge am Schöneberger Ufer (Einweihung 1875) und die liberale in der Lützowstraße (Einweihung 1898).
Weil sich die ausgewählten Persönlichkeiten durch sehr unterschiedliche Einstellungen zu ihrem Judentum auszeichnen, haben wir die Ausstellung unter die Überschrift Zwischen Emanzipation und Assimilation gestellt. So tritt Kurt Tucholsky bereits mit 24 Jahren aus der jüdischen Gemeinde aus und distanziert sich später scharf vom jüdischen Bourgeois in den Geschichten von Herrn Wendriner.
Walter Benjamin erlebt schon als Kind in seiner assimilierten Familie das christliche Weihnachtsfest und setzt sich später geschichtsphilosophisch mit jüdischem Denken auseinander.
Alexander Granach aus Galizien besitzt über das jiddische Theater eine enge Verbindung zum osteuropäischem Judentum.
Hermann Struck versucht als orthodoxer Jude und überzeugter Zionist mit der Gründung der Misrachi-Bewegung eine Verbindung zwischen Orthodoxie und säkularem Zionismus herzustellen.
Gabriele Tergits Eltern waren weitgehend assimiliert und eher religionsfern. Dafür hielten die Großeltern streng die jüdischen Religionsgesetze ein und vermittelten ihr Kenntnisse des Judentums.

Ähnlich unterschiedlich stellt sich die familiäre Herkunft der hier beschriebenen Persönlichkeiten dar. Sie reichte von großbürgerlichen Verhältnissen, über kleine Handwerkerfamilien bis zu alleinerziehenden Müttern. Stammten die meisten aus Berliner Familien, so kommen zwei auch aus Galizien, Alexander Granach und Joseph Roth, Fritzi Massary aus Wien, Else Lasker-Schüler aus Wuppertal und Alfred Kerr aus Breslau.
In Tiergarten begegneten sie sich schließlich und schätzten sich, lernten voneinander und bereicherten ihre Zeitgenossen und uns heute mit ihren Werken.
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Kurt Tucholsky 1890 – 1935
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Kurt Tucholsky 1896. Fotograf Liebe. Gemeinfrei.

Geboren 9.01.1890 in Berlin, gestorben 21.12.1935 in Göteborg.
Tucholskys Familie stammt ursprünglich aus Posen.Der Vater Alex ist bereits in Greifswald geboren (1855-1905), die Mutter Doris geb. Tucholski (1861-1943) noch in Posen. KT kam 1890 in Neu Moabit, Lübecker Str.13 in eher klein-bürgerlichem Milieu zur Welt. Der Vater machte als Bankangestellter bei der Berliner Handelsgesellschaft Karriere und wurde 1893 nach Stettin versetzt. Dort wurden die Geschwister Fritz und Ellen geboren und KT eingeschult. 1899 nach Berlin zurückgekehrt wohnt die Familie in der Dorotheenstraße. KT besucht das Kgl. Französische Gymnasium. 1905 stirbt der Vater. KT setzt sich lebenslang mit dem frühen Tod des geliebten Vaters auseinander und mit der Lieblosigkeit der herschsüchtigen Mutter. KT legt schließlich als Externer sein Abitur am Kgl. Luisen-Gymnasium ab. Seinen Mitschülern galt KT als wacher und kritischer Geist, der bei Scherzen immer die Lacher auf seiner Seite hatte.

KT mit Geschwister Ellen und Fritz 1904. Fotograf unbekannt. Gemeinfrei.

Er beginnt ein Jura-Studium an der Friedrich Wilhelm-Universität Berlin, in der Absicht Strafverteidiger zu werden, beendet das Studium vorzeitig und wird 1915 schließlich in Jena zum doctor juris promoviert. 1914 ist er bereits aus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausgetreten.
1915 wird er zum Militär eingezogen. Ins Baltikum versetzt hat er sich bald einen Schreibstubenposten verschafft, gibt eine kleine Zeitung heraus und erlebt den Krieg eher aus der Distanz. Dort verliebt er sich auch in Mary Gerold (geb. 27.11.1898, gest. 16.10.1987 ). Sie wird ihn als seine spätere zweite Frau das ganze Leben begleiten. Und auch noch nach seinem Tod, indem sie seinen Nachlass verwaltet.

KT 1918 in Rumänien. Sonja Thomassen.
Unter GNU-FDL, CC BY-SA 3.0

In einer Anwandlung von Bürgerlichkeit befördert er seine Karriere bei der Militärpolizei. Er wird Feldpolizeikommissar in Rumänien, um Mary heiraten zu können, und lässt sich in diesem Zusammenhang 1918 auch evangelisch taufen.

Mary Gerold. 1919. O. Angaben. Gemeinfrei

Seine Eindrücke aus dem Krieg machen ihn zu einem überzeugten Pazifisten und Sozialisten. . .und frühen Europäer. Er gehört zu den Gründern des Friedensbundes der Kriegsteilnehmer und tritt 1920 in die USPD ein.
In seinen Schriften bezieht er unerbittlich Stellung gegen das Militär, die Offizierskaste und die Klassenjustiz. Der SPD wirft er Verrat an der Revolution und die Verbrüderung mit dem Militär vor.
Bereits 1907 gibt es von ihm eine Veröffentlichung in der Satirezeitschrift Ulk. 1912 erscheint sein erstes Buch Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte. Dort tritt seine spätere erste Frau Else Weil als Claire Pimbusch auf. Die folgenden Veröffentlichungen erscheinen unter den Pseudonymen Ignaz Wrobel, Peter Panter und Theobald Tiger. Seit 1913 schreibt er für die Schaubühne, die spätere Weltbühne. Ihr Herausgeber Siegfried Jacobsohn (1881-1926) wird ihm zum väterlichen Freund. Aber KT verfasst auch Gedichte, Chansons fürs Kabarett und Texte für eine Nelson-Revue. 1922 erscheint unter dem Pseudonym Kaspar Hauser die erste Geschichte des Herrn Wendriner, in der er sich mit der Rolle der Juden in der Weimarer Republik auseinandersetzt. Daneben reflektiert er aber auch sein eigenes Judentum.
1924 trennt er sich von seiner ersten Frau Else Weil, die er 1920 geheiratet hat, und geht als Korrespondent für die Weltbühne und die Vossische Zeitung nach Paris. Er lässt ein ihn bedrückendes Deutschland zurück und lebt, fließend französisch sprechend, in Frankreich richtiggehend auf.
Er heiratet jetzt Mary Gerold. Aber bereits im nächsten Jahr auf ihrer Reise durch die Pyrenäen kommt es zu ernsten Konflikten. Im Pyrenäen-Buch erscheint sie nicht mehr.
1926 tritt er in die Gruppe Revolutionäre Pazifisten ein, später in die Deutsche Liga für Menschenrechte und in die Rote Hilfe. 1927 stirbt Jacobsohn. KT übernimmt umgehend die Leitung der Weltbühne und behält sie bis 1928. In dieser Zeit lernt er die Journalistin Lisa Matthias kennen. Sie ist das Lottchen in seinen Erzählungen.

Lisa Matthias 1932. Fotograf unbekannt. Unter GNU-FDL .

Jetzt unternimmt er auch die Spessartwanderung mit seinen alten Freunden Karlchen und Jakopp. Gute Freunde und Bekannte erhalten bei ihm regelmäßig neue Namen, wie auch er gern hinter Pseudonymen und anderen Bezeichnungen verschwindet.

Karlchen und KT, Spessart 1927. o.A.
AdK, Kurt Tucholsky-Archiv.

Seit dieser Zeit klagt er über wiederkehrende und quälende Nasenbeschwerden. Den Sommer 1928 verbringt er in Schweden. 1930 zieht er endgültig dorthin, in die Villa Nedsjölund in Hindas. Er leidet weiter an ständigen Nasen- und Magenbeschwerden. 1931 zerbricht die Beziehung mit Lisa Matthias nach ihrem Aufenthalt in Hindas.
KT veröffentlicht bei Rowohlt das Buch Schloss Gripsholm. Ein Sommermärchen. 1929 das Buch Deutschland, Deutschland über alles.
Im August 1931 erscheint in der Friedensausgabe der Weltbühne der Artikel „ Der bewachte Kriegsschauplatz“ mit der Feststellung: „Soldaten sind Mörder“ . Ossietzki wird als Herausgeber dafür von der Reichswehrführung angezeigt, aber 1932 vom Gericht freigesprochen.

Hedwig Müller. O. Angaben. Gemeinfrei.

Im August dieses Jahres lernt KT im Tessin die Züricher Ärztin Hedwig Müller kennen und lebt mehrere Monate bei ihr. In seinen Schriften erscheint sie als Nuuna.
Am 10. Mai 1933 werden auf dem Berliner Opernplatz auch Bücher von KT verbrannt. Im August erscheint sein Name auf der ersten Ausbürgerungsliste. Auf Druck des NS-Regimes wird KT von seiner Frau Mary Tucholsky geschieden. Nachdem sein Reisepass abgelaufen ist, erhält er im Januar einen schwedischen Fremdenpass, den er alle sechs Monate verlängern lassen muss. Im Mai 1935 ist KT finanziell am Ende und wird daraufhin von Hedwig Müller unterstützt.
Im November schreibt er einen Abschiedsbrief an Mary Gerold und schickt ihn aber nicht ab. Darin schreibt er
. . .Hat einen Goldklumpen in der Hand gehabt und sich nach Rechenpfennigen gebückt; hat nicht verstanden und hat Dummheiten gemacht, hat zwar nicht verraten, aber betrogen, und hat nicht verstanden.
Am 21.12.1935 stirbt er nach einer Überdosis Veronal im Sahlgrenska Krankenhaus in Göteborg. Seine Urne wird in der Nähe von Schloss Gripsholm in Mariefred begraben.

Villa „Nedsjölund“ in Hindås 1930. Sonja Thomassen. Unter GNU-FDL .
Diesen Grabspruch hatte er sich gewünscht – aber nicht bekommen.

Weiterlesen. . . . .

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Gabriele Tergit 1894 – 1982

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Gabriele Tergit ist als Journalistin des Berlins der zwanziger und dreissiger Jahre und als Schriftstellerin bekannt geworden. Am 4. März 1894 in Berlin als Elise Hirschmann geboren, wuchs sie in einer gutbürgerlichen jüdischen Familie in Friedrichshain auf. Ihr Vater war der Gründer der Deutschen Kabelwerke. Ihre Eltern waren weitgehend assimiliert, aber die Großeltern noch fest dem Judentum verbunden. Sie gaben ihr die Liebe zu den Propheten mit. Jesaja: Folge nicht dem großen Haufen nach, richt Dich nicht nach dem Urteil der Menge.
In ihrer Kindheit konnte sie während der ersten 14 Lebensjahre prägende Erfahrungen in ihrem Wohnumfeld machen, die früh ihr Interesse für soziale Fragen weckten.

Elise Hirschmann 1910. Fotograf unbekannt. Nachlass Gabriele Tergit


So beschäftigte sie sich in ihrer ersten Veröffentlichung mit dem Frauendienstjahr und forderte die Berufstätigkeit der Frauen. Sie brach die Oberschule ab, um bei Alice Salomon deren Soziale Frauenschule zu besuchen. Nach ersten Erfahrungen in Sozialarbeit holte sie 1918 das Abitur extern nach und absolvierte als eine der ersten Frauen ein Studium. Um qualifiziert als Journalistin arbeiten zu können, wählte sie die Studienfächer Geschichte, Philosophie und Soziologie und schloß mit 1924 einer Promotion zum Paulskirchen-Abgeordneten Carl Vogt ab. Besonders geprägt hat sie dabei der Berliner Historiker Friedrich Meinicke. Schon während des Studium verfasste sie regelmäßig Beiträge u.a. für die Vossische Zeitung, den Berliner Börsencourier und die Weltbühne.

Kriminalgericht Moabit. TAL

Früh beschäftigte sie sich mit Themen des Feuilltons und schrieb Gerichtsreportagen. Dabei lag ihr Schwerpunkt im Unterschied zum Vorbild Paul Schlesinger, unter „Sling“ bekannt, auf Prozessen mit besonderen menschlichen Konflikten und sozial schwachen Beteiligten.

Elise Hirschmann vor 1925. Fotograf unbekannt. Nachlass Gabriele Tergit.

1925 gelang es ihr, von Theodor Wolff, dem Chefredakteur des Berliner Tageblatt, zu einem sehr guten Gehalt als Pauschalistin angestellt zu werden.

Mosse Zeitungshaus 1923. o.Abgaben. Bundesarchiv Bild 102.00.182.

Das linksliberale Tageblatt war das journalistische Flagschiff der Reichhauptstadt.In seiner Redaktion befand sich u.a. auch Alfred Kerr. Dort entwickelte sie ihr eigenes Profil, nahm gegen den §218 Stellung, übte Kritik an der standesbetonten preußischen Justiz, berichtete über den Soroptimistenclub beruflich arrivierter Frauen und kannte sich bald bestens im Zeitungsviertel aus. Aber auch in der Berliner Gesellschaft und den Moabiter Gerichtssälen. Aus diesem Wissen bezog sie den Stoff für ihren ersten Gesellschaftsroman Käsebier erobert den Kurfürstendamm. Hier hielt sie den Medien, der Wirtschaft und der Gesellschaft in Berlin einen kritischen Spiegel vor. Das Buch erschien 1931 bei Erich Rowohlt, der es gleichzeitig mit Erich Kästners Fabian und Falladas Bauern, Bonzen und Bomben herausbrachte.

Kurfürstendamm 1934, Willy Pragher. Unter CC BY 3.0

Ihren Stil beschrieb die Wiener Allgemeine Zeitung als „ebenso frech wie graziös und ebenso flink wie spitz“. Das Buch war ein voller Erfolg, auch wenn eine ganze Reihe ihrer Kollegen etwas pikiert reagierten. Da sie sich auch zu politischen Themen äußerte, zog sie bald die offene Feindschaft der Nationalsozialisten auf sich. So schrieb Goebbels: „Nun kennen wir also auch diese miese Jüdin“.
1929 hatte sie den Architekten Heinrich Reifenberg geheiratet. Das Paar zog in eine große Wohnung in Siegmundshof 22. Dort wurde auch ihr Sohn Peter geboren.

Kalenderblatt 1933. Nachlass G. Tergit

An ihrem Geburtstag, dem 4.März 1933, stand der SA-„Mördersturm 33“ vor ihrer Tür und versuchte, sie aufzubrechen. Von guten Bekannten vorgewarnt hatten sie die Tür verstärken lassen, die so dem Ansturm standhielt. Noch am selben Tag brachte ihr Mann sie in der Tschechoslowakei in Sicherheit. Für einige Monate konnte sich Tergit in Prag mit journalistischen Beiträgen über Wasser halten, dann folgte sie 1934 ihrem Mann nach Palästina nach. Schon auf dem Schiff begann sie sich mit ihrer neuen Heimat auseinanderzusetzen, beobachtete aus innerer Distanz die hoch-gestimmten Mitreisenden, die Erez Israel freudig entgegensahen. Bereits hier wurde nach Zionisten und [deutschen] Assimilanten unterschieden. Was sollte sie auf die Frage, kommen Sie aus Überzeugung oder kommen Sie aus Deutschland, antworten? In Palästina angekommen fühlte sie sich in ihrer antizionistischen Haltung bald ausgegrenzt. Sie vermisste schmerzlich die Großstadt Berlin und fand beruflich keinen Anschluß. Als sie, ihr Mann und ihr Sohn dann noch ernsthaft erkrankten, entschlossen sie sich 1938 nach London zu gehen. Das war dank ihrer britischen Palästina-Pässe ohne zusätzliche Schwierigkeiten möglich.

Nachlass Gabriele Tergit

Trotz schwieriger Lebensbedingungen atmeten sie dort erst einmal auf. Sie genossen die europäische Metropole und ihr Kulturangebot. Nach Kriegsbeginn galten sie allerdings als „enemy aliens“ und hatten so keinerlei Arbeitsmöglichkeiten mehr.
Sie engagierte sich in einer jüdischen Flüchtlingsorganisation und hielt als langjähriges P.E.N.-Mitglied weiterhin Kontakt zum Exil-P.E.N.Club in London. Dort übernahm sie 1957 bis kurz vor ihrem Tod 1982 die Aufgabe des Sekretärs.
In dieser Zeit konnte sie auch ihren großen Familienroman Die Effingers abschließen, der erst 1951 in Deutschland erschien. Nachdem sie 1948 ihren Britischen Pass erhalten hatte, reiste sie regelmäßig nach Berlin. Trauer um das untergegangene Berlin mit all seinen Faszetten bestimmten den ersten Eindruck. Auch bei späteren Besuchen gelang es ihr nicht, wieder an alte Verbindungen anzuknüpfen. Die Distanz zu den Hiergebliebenen war nicht zu überbrücken.
Bis auf ihre posthum erschienene Autobiographie Etwas Seltenes überhaupt konzentrierte sie sich auf Gartenbücher. Der Garten ihres Londoner Hauses war nach dem Tod von Mann und Sohn ihr Refugium. Sie starb am 25. Juli 1982.

Auf unsere Anregung hin soll 2022 eine Berliner Gedenktafel an Gabriele Tergit erinnern. Ihr Ort steht noch nicht fest.

Gabriele Tergit 1982. Fotograf unbekannt. Nachlass Gabriele Tergit.

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Weiterlesen. . . .

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Joseph Roth 1894 – 1939

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.JR war ein brillianter Journalist und ein großartiger Geschichtenerzähler. Zwischen 1920 und 1939 verfasste er neben Novellen und Essays unzählige Feuilletonbeiträge und 16 Romane. 1920 war er als junger Mann nach Berlin gekommen und schrieb hier unter anderem die Romane Hotel Savoy, Hiob und Radetzkymarsch. Er lebte in dieser Stadt, bis er 1933 nach Paris ins Exil ging. Hier wohnte er auch das einzige Mal für kurze Zeit in seinem Leben in einer eigenen Wohnung , in der Potsdamer Straße 115 a.

Berlin Tiergarten Potsdamer Str. 115a. TAL

Sonst lebte er in Hotels und arbeitete überwiegend in Cafés oder Gasthäusern.
Geboren wurde Moses Joseph Roth am 2. September 1894 im ostgalizischen Brody, unmittelbar an der Grenze zwischen dem russischen Zarenreich und Österreich-Ungarn. Er stammte aus einer religiösen jüdischen Familie. Der Vater war ein orthodoxer Chasside und handelte mit Holz und Getreide. Da er früh verschollen war, hat JR ihn nie kennengelernt, nur die Legenden, die sich um sein Verschwinden spannen. Er selbst hat seine Kindheit als durch Armut bestimmt beschrieben, konnte aber gute deutschsprachige Schulen besuchen und Geigenunterricht nehmen. Nach dem Abitur 1913 studierte er Germanistik und Philosophie in Lemberg und in Wien. Dabei zeigte er Ehrgeiz und erzielte gute Noten.
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Studentenausweis Mit Photo von Joseph Roth 1914.
Center for Jewish History NYC, Gemeinfrei

Sobald er über nennenswerte eigene Einkünfte verfügte, legte er Wert auf eine gute Garderobe. Deshalb galt er auch bei bei einem Teil seiner Kommilitonen als arrogant.
Überraschend meldete er sich 1916 freiwillig zum Militärdienst. Im November 1916 erlebte er dann den Tod Kaisers Franz Joseph I. als tiefen Einschnitt und als Signal für das bevorstehende Ende des Habsburger Reich. Und gleichzeitig als Symbol für den Verlust der Heimat und des Vaterlandes. Seine Romane Radetzkymarsch und Kapuzinergruft handeln davon.
Nach dem Krieg muß er sein Studium abbrechen und sein Geld als Redakteur beim Wiener Neuen Tag verdienen. Dort trifft er auf Egon Erwin Kisch als Kollegen. In dieser Zeit lernt er auch seine Frau, Friederike Reichler, kennen. Sie ist eine attraktive, eher schüchterne junge Frau und stammt als Jüdin ebenfalls aus Galizien.
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Friederike (Friedl) Roth geb Reichler, ca 1920. Autor unbekannt. Gemeinfrei.

1920 wechselt JR nach Berlin und schreibt dort für unterschiedliche Zeitungen. 1923 wird er schließlich von der bürgerlich-liberalen Frankfurter Zeitung als Feuilletonkorrespondent angestellt. Mit dieser Position avanciert er zu einem der bestbezahltesten Journalisten und fühlt sich als literarisch und zeitkritisch ambitionierter Journalist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Sein StiI zeichnet sich durch Witz, äußerste sprachliche Pointiertheit und Klarheit aus. In dieser Zeit benutzt er eine neue journalistische Form, die der literarischen Reportage. Dazu nimmt er die unterschiedlichsten Rollen ein, die des Flaneurs, des Plauderers oder des distanzierten Berichterstatters, aber auch die des Satirikers oder Kritikers. In Berlin hat er sich das Café des Westens, auch als Café Größenwahn bekannt, als Arbeitsplatz gewählt, später Mampes gute Stube, nur wenige Häuser weiter.
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Mampes gute Stube, Kurfürstendamm 14. Historische Postkarte, Sammlung Mein Sammlerportal. Sampor.de

In seinem ruhelosen Leben pendelt er zwischen Berlin, Wien und Prag und geht schließlich 1925 für ein Jahr als Frankreichkorrespondent der Frankfurter Zeitung nach Paris. Dabei ist er weiterhin erstaunlich literarisch produktiv. 1926 unternimmt er eine längere Reise in die UdSSR, dann nach Albanien und Jugoslawien. 1928 fährt er schließlich nach Polen und Italien. Seine Reiseeindrücke verarbeitet er zu Reportagen. Während ihm diese Unstetigkeit als Lebenelixier dient,
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Joseph Roth (rechts) mit seiner Frau Friedrike (Friedl) auf einem Ritt 1925. Fotograf unbekannt.
flickr.com/photos/center_for_jewish_history. Gemeinfrei.

leidet seine Frau unter dem ständigen Wechsel. 1928 erkrankt sie, es wird eine Schizophrenie bei ihr diagnostiziert. Anfangs wird sie zu Hause gepflegt, dann wird sie aber zunehmend apathischer und muß schließlich in einer Pflegeanstalt untergebracht werden. Im Sommer 1940 wird sie in der NS-Tötungsanstalt Hartheim ein Opfer der NS-Krankenmorde.
Friedrikes Erkrankung stürzte JR in eine tiefe Sinnkrise, und er quälte sich bis zu seinem Tod mit Schuldvorwürfen. Dabei kümmerte er sich auch nach ihrer Scheidung weiter um sie.
Spätere Beziehungen zu anderen Frauen, darunter zu Andrea Manga Bell und der Schriftstellerin Irmgard Keun scheitern immer wieder an seiner ausgeprägten Eifersucht.
1933 schreibt er aus dem Pariser Exil an Stefan Zweig „Inzwischen wird Ihnen klar sein, dass wir großen Katastrophen zutreiben. Abgesehen von den privaten – unsere literarische und materielle Existenz ist ja vernichtet – führt das Ganze zum neuen Krieg. Ich gebe keinen Heller mehr für unser Leben. Es ist gelungen, die Barbarei regieren zu lassen. Machen Sie sich keine Illusionen. Die Hölle regiert.“.
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Walter Landauer und Joseph Roth um 1933. Dokumentationsstelle, Sammlung Joseph Roth / David Bronsen.

Trotzdem setzt er seine Reisetätigkeit fort, ist weiterhin produktiv und schreibt für einen niederländischen Exilverlag. Unermüdlich versucht er mit seinen journalistischen Mitteln das Vordringen der Nationalsozialisten aufzuhalten.
Jetzt läßt sich auch seine Alkoholerkrankung nicht mehr übersehen. JR hat schon längere Zeit zuviel getrunken. Nun verändert er sich aber auch in seinem Verhalten und wird gegenüber Verlegern und Freunden zunehmend streitsüchtig.
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Stefan Zweig und Joseph Roth im Restaurant Almondo in der Langestraat in Ostende, Sommer 1936.
Fotografin Zweigs Geliebte und Sekretärin Lotte Altmann. Gemeinfrei

Auch Stefan Zweig gelingt es nicht, ihn vom Alkohol abzubringen. Roth verfällt weiter körperlich, bricht schließlich zusammen und stirbt am 30. Mai 1939 im Armenspital Hôpital Necker.
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Eugène Atget: Hôtel Foyot, in dem Roth gerne wohnte Fotografie, 1909. Bibliotheque Historique de la Ville de Paris,

Keine 45 Jahre alt geworden, schrieb er im Exil bis zum Schluss wie ein Besessener. Dabei litt die Qualität seiner Texte in keiner Weise unter seiner Trunksucht.
Hatte er als junger Mann noch versucht durch Assimilation dem Ostjudentum zu entkommen, ließ ihn später das Schicksal der osteuropäischen Juden nicht mehr los. Mit einem kritischen, gleichzeitig aber auch wohlwollenden und trauernden Blick schilderte er ihr Leben in Verlorenheit und Entwurzelung.
Auch von seiner Sehnsucht nach der vergangenen Habsburger Monarchie konnte er sich nicht lösen. Deswegen verkehrte er zeitweise in konservativ-monarchistischen Kreisen.
Sein Leben lang hat er gern Geschichten von sich erzählt, häufig auch in unterschiedlichen Fassungen. Dabei nahm er sich die Freiheit, sogar Legenden zu spinnen, um die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Er ähnelt darin dem Protagonisten Franz Tunda aus seiner Erzählung Flucht ohne Ende und kommentiert das mit den Worten. „Es kommt nicht auf die Wirklichkeit an, sondern auf die innere Wahrheit.“
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Joseph Roth im Café Le Tournon mit Soma Morgenstern (re) und Herrn Zilz.
Fotografie um 1938. Sammlung Senta Lughofer, Linz.

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Nelly Sachs 1891 – 1970

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Geburtsurkunde Nelly Sachs. Standesamt Schönberg

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Nelly Sachs , am 10. Dezember 1891 in Berlin geboren, hat fast fünfzig Jahre im Hansaviertel gewohnt , ohne dass es umfangreiche Zeugnisse aus dieser ihrer ersten Lebenszeit gibt. Sie stammt aus einer assimilierten jüdischen Familie. Der Vater betrieb eine gutgehende Gummiwarenproduktion, war sehr musikalisch und interessierte sich für Geologie. Die Familie zieht bald in die Lessingstr.33 im Hansaviertel, später in das Haus Siegmundshof 16. Der Lebenszuschnitt ist gut bürgerlich.
N.S. besucht die Dorotheenschule in der Turmstraße, erhält dann wegen zu großer Schüchternheit Hausunterricht, wechselt auf die Aubertsche Höhere Mädchenschule und besucht zum Schluß eine Haushaltschule. Sie wächst als Einzelkind auf, möglicherweise ist ein jüngerer Bruder früh als Säugling verstorben. N.S. liest viel. Einen großen Eindruck macht Selma Lagerlöfs Buch Gösta Berling auf sie .
Ihr größter Wunsch ist es Tänzerin zu werden. Abends tanzt sie zum Klavierspiel ihres Vaters eigene Figuren. In diesem Ritual kann sie sich ihren Gefühlen hingeben. Ihre Kindheit wird durch Einsamkeit bestimmt. Vom Vater erhält sie als Spielgefährten ein Reh, eine Ziege und einen Hund. Hermann Hesse beschreibt sie später als extrem sensibel, im Innersten gefährdet.

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Nelly Sachs ca 1908. Ohne Angaben. Gemeinfrei

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Mit 17 Jahren begegnet sie bei einem Kuraufenthalt mit den Eltern einem älteren Mann, aus guter Familie, geschieden, christlich, der ihr weiteres Leben bestimmt. Er findet sich in ihren Gedichten als Geliebter und toter Bräutigam wieder. Über die Art ihres Beziehung gibt es keinen sicheren Anhalt. . . nur die Mutter hätte Bescheid gewußt. Danach erkrankt sie schwer, wird zwei Jahre psychiatrisch behandelt und findet durchs Schreiben langsam wieder aus der Krankheit heraus.
Es entstehen erste Gedichte und Erzählungen. Einige gelangen zu Stephan Zweig, der dazu bemerkt,dass . . . es jeder Stelle zur Ehre gereichen würde , diese Lyrik zu drucken. Ihr erstes Werk, Legenden und Erzählungen, veröffentlicht sie 1921 im Verlag F. W. Mayer. Im Mittelpunkt steht die selbstlose, verzeihende, furchtlose Liebe. N.S. schickt das Büchlein Selma Lagerlöf mit folgender Widmung:
Dieses Buch soll Selma Lagerlöf zu ihrem Geburtstag einen innigen Gruß aus Deutschland bringen. Es ist geschrieben von einer jungen Deutschen, die in der großen schwedischen Dichterin ihr leuchtendes Vorbild verehrt.
Lagerlöfs Antwort wird ihr später das Leben retten. Sie setzt den Briefwechsel fort.
1929 lobt Leo Hirsch, Redakteur des Berliner Tageblatts ihre Lyrik. In demselben Jahr wird am 18.Oktober ihr erstes Gedicht in der Vossischen Zeitung gedruckt.

Nachdem sie ihn lange gepflegt hat, stirbt ihr Vater 1930 an Krebs. Sie zieht mit ihrer Mutter wieder in das Haus Lessingstr. 33 zurück.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeutet für sie einen großen Einschnitt. Weitgehend assimiliert wird sie plötzlich als Jüdin eingeordnet und darf nur noch in jüdischen Zeitungen veröffentlichen. Ein Großteil ihrer Familie emigriert, sie bleibt mit ihrer Mutter zurück.
Eine Vorladung bei der Gestapo löst bei ihr eine Stimmbandlähmung aus. Sie verstummt . . meine Stimme war zu den Fischen geflohen. Möglicherweise wird sie dort mit ihrem verhafteten „Geliebten“ konfrontiert und erlebt seine Folterung. Er stirbt noch vor ihrer Flucht nach Schweden.

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Nelly Sachs Passfoto um 1940, Deutsches Literaturarchiv Marbach.

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Eine ihrer wenigen Freundinnen, Gudrun Dähnert geb. Harlan, bemüht sich für sie um schwedische Visa. Nach mehreren Anläufen ist sie mit Hilfe Selma Lagerlöfs und des Bruder des schwedischen Königs erfolgreich.

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Selma Lagerlöf 1928. Foto Atelje Jaeger. Public Domain

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N.S. und ihre Mutter können Berlin am 16. Mai 1940 mit einem der letzten Flüge nach Stockholm verlassen. Kurz vorher hatte N.S. die Auforderung erhalten, sich in einem Arbeitslager zu melden.
Schweden erreichen beide ohne Sprachkenntnisse und jegliche finanzielle Mittel. Die dortige jüdische Gemeinde kann sie nur wenig unterstützen. Deutsche Flüchtlinge werden in dieser Zeit in Schweden nicht gern gesehen. N.S. arbeitet in einer Wäscherei. Sie leben in einer sehr ärmlichen Wohnung. Erste schwedische Freunde erleichtern ihnen ihr Los und helfen beim Erlernen der schwedischen Sprache. Sie fängt wieder an zu schreiben, findet Zugang zu schwedischer Lyrik und traut sich auch an die Übersetzung schwedischer Gedichte. Sie findet Kontakt zu Verlagen und anderen Schriftstellern und Komponisten.

Jetzt erfährt sie auch von den Verbrechen der Nazis an den Juden und von der Ermordung ihrer Familienangehörigen. Sie setzt sich intensiv mit der ihr aufgezwungenen jüdischen Identität auseinander. Hat sie früher christliche Mystiker und romantische Dichter gelesen, beschäftigt sie sich jetzt mit Martin Bubers Schriften zur chassidischen Mystik. Gottessehnsucht, Gottessuche und Gottesnähe stehen im Mittelpunkt.. . .christlich geprägt, jüdisch erfahren. . . beschreibt am Besten ihre Entwicklung.

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Nelly Sachs Arbeitsplatz: Die Kajüte, in Nelly-Sachs-Sammlung in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Ohne Angaben. Public Domain.

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1947 veröffentlicht sie in der Auseinandersetzung mit dem Holokaust In den Wohnungen des Todes, meinen toten Brüdern und Schwestern gewidmet. Diese Gedichte finden große Aufmerksamkeit. 1949 wird Sternverdunklung kaum mehr wahrgenommen, die große Verdrängung in der deutschen Gesellschaft hat eingesetzt
1950 stirbt ihre Mutter, schon lange schwerkrank. Die letzte Verbindung in die Vergangenheit reißt ab. Es folgen Phasen von Depression und psychischer Verwirrung. In ihren besseren Zeiten schreibt N.S. viel. Sie erhält die schwedischen Staatsangehörigkeit. Sie führt einen umfangreichen Briefwechsel, so mit Paul Celan, Hilde Domin, Johannes Bobrowski.

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Nelly Sachs 1966. Nobel Foundation. Gemeinfrei

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1957 wird sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und erste Preisträgerin des Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund .
1960 erhält sie den Meersburger Droste-Preis und reist zum ersten Mal wieder nach Deutschland. Dort begegnet sie Paul Celan, Max Frisch und Ingeborg Bachmann. Sie kann sich über eine breite Rezeption ihrer Gedichte freuen.
Danach gerät sie in eine schwere seelische Krise. Drei Jahre verbringt sie in klinischer Behandlung. Es wird eine paranoide Psychose festgestellt. Verfolgungsängste und Todeswünsche quälen sie.
1965 kann sie zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels nach Frankfurt und dann nach Berlin fahren.

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Nelly Sachs und Samuel Agnon 1966. Nobelpreis. Ohne Angabe. Gemeinfrei.

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1966 erhält sie als Dichterin des jüdischen Schicksals zusammen mit dem israelischen Dichter Shmuel Yosef Agnon den Nobelpreis.
Am 12.Mai 1970 stirbt sie in Stockholm. Ihr Nachlass wird in der königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt.

O die Schornsteine
auf den sinnreich erdachten Wohnungen des Todeswünsche
Als Israels Leib zog aufgelöst in Rauch
Durch die Luft –
Als Essenkehrer ihn ein Stern empfing
Der schwarz wurde
Oder war es ein Sonnenstrahl?

O die Schornsteine!
Freiheitswege für Jeremias und Hiobs Staub –
Wer erdachte euch und baute Stein auf Stein
Den Weg für Flüchtlinge aus Rauch?

O die Wohnungen des Todes,
Einladend hergerichtet
Für den Wirt des Hauses, der sonst Gast war –
O ihr Finger,
Die Eingangsschwelle legend
Wie ein Messer zwischen Leben und Tod –

O ihr Schornsteine
O ihr Finger
Und Israels Leib im Rauch durch die Luft!

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Else Lasker-Schüler 1869 – 1945

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Am 11. Februar 1869 wird Else Schüler in Elberfeld ( Wuppertal) geboren, als jüngstes von sechs Kindern des Privatbankiers Aaron Schüler und seiner Frau Jeanette. Die assimilierte jüdische Familie ist seit Generationen in Westfalen ansässig, unter den Vorfahren gibt es zwei Rabbiner. Als hochbegabtes Kind besucht sie früh die Schule, bricht dann aber zugunsten von Hausunterricht ab. Nach dem Tod des geliebten Bruders Paul und des Vaters stirbt 1897 die Mutter, für Else ein einschneidende Erfahrung.

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Brautbild 1894. Else Lasker-Schüler-Gesellschaft. Gemeinfrei


1894 zieht sie nach der Heirat mit dem Arzt und Schriftsteller Jonathan Berthold Lasker nach Berlin.

Um 1900. Else Lasker-Schüler-Gesellschaft. Gemeinfrei


Sie nimmt Zeichenunterricht und mietet ein Atelier in der Brückenallee 22. Schnell bekommt sie Kontakt zum Friedrichshagener Dichterkreis und dort zu dem Schriftsteller Peter Hille. Als ihr Mentor motiviert er sie, in die Rolle von Tino, der Prinzessin von Bagdad zu schlüpfen. 1903 trennt sich Else von Berthold Lasker und heiratet kurz darauf den Schriftsteller Georg Lewin, dessen Pseudonym Herwarth Walden auf sie zurückgeht. Er gründet 1910 die Zeitschrift Der Sturm, die ihr gemeinsames Projekt ist. 1906 stirbt Peter Hille. Es erscheint ihr Peter Hille-Buch und danach die Prosasammlung Die Nächte der Tino von Bagdad und ihr Schauspiel Die Wupper.

Foto o. Angabe. Else Lasker-Schüler-Gesellschaft. Gemeinfrei

1910 trennt sie sich von Walden. Sie wirft ihm weniger den Ehebruch vor als die Fahnenflucht von ihrem gemeinsamen geistigen Projekt. Diese Trennung verarbeitet sie in dem Briefroman Mein Herz, der als Vorabdruck in der Zeitschrift Der Sturm erscheint. Sie lebt sie jetzt überwiegend in Hotelzimmern und ist ist in finanziellen Nöten, sodass Karl Kraus für sie in der Fackel zu Spenden aufruft.
1912 lernt sie Franz Marc kennen. Es entwickelt sich ein reger Briefwechsel zwischen ihnen, bis Marc 1915 im Ersten Weltkrieg fällt. Sie gibt den Briefwechsel später als Prosastück Der Malik heraus. Hier sind auch die Spuren etlicher Todesfälle in ihrem Freundeskreis zu finden. 1914 veröffentlicht Else L-Sch. den Gedichtband Prinz von Theben.

Jussuf, Prinz von Theben.1912. Privatsammlung Marbach. Gemeinfrei.

Sie selbst kleidet sich in dieser Zeit häufig als Jussuf, Prinz von Theben, und erscheint so auch in der Öffentlichkeit. Dabei stellt sie Bezüge zu der von ihr tief empfundenen Josephsgeschichte her.

Zum 50. Geburtstag. Nat.Lib. Of Israel, Schwadron Collection. Fotograf unbekannt. Unter CC BY 3.0.

Als ihr geliebter Sohn Paul 1927 an Tuberkulose stirbt, gerät sie in eine tiefe persönliche Krise. 1932 erhält sie als bedeutende Anerkennung den Kleistpreis, muß ihn aber mit Richard Billinger teilen, einem von den Nationalsozialisten geschätzten Schriftsteller. In diesem Jahr erscheint ihr Schauspiel Arthur Aronymus und seine Väter, in dem sie die Figur ihres Vater auftreten lässt und eine Versöhnung der Religionen als möglich beschreibt.
1933 flieht Else L-Sch. in die Schweiz, nachdem sie von Nazis tätlich auf der Straße angegriffen worden ist. Nur mit Unterstützung des Jüdischen Kulturbundes kann sie dort existieren. 1937 erscheint ihr Prosaband Hebräerland, in dem sie Palästina in idealisierter Weise darstellt.
1938 wird ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. In der Folge erscheinen die Tragödie Ich und ich und zuletzt der Gedichtband Mein blaues Klavier. Darin überwiegen traurige und resignierte Töne. Bis 1939 unternimmt sie von der Schweiz aus drei Reisen nach Palästina. Nach der dritten erhält sie zur Wiedereinreise in die Schweiz kein Visum mehr. Sie bleibt in Palästina. In ihren letzten Jahren in Jerusalem lebt sie unter ausgesprochen armseligen Umständen.

Letztes Bild.1944. Fotografin Sonia Gidal .

1944 erkrankt sie schwer und stirbt am 22. Januar 1945 in Jerusalem. Sie wird dort auf dem Ölberg begraben.

Else Lasker-Schüler gilt als bedeutende deutsche Lyrikerin des frühen 20. Jahrhunderts, die auch Prosastücke und Dramen verfasst und zu vielen ihrer Werke Zeichnungen angefertigt hat. Daneben stehen ihre umfangreichen Briefwechsel. In ihrem Werk lehnt sie das assimilierte, verbürgerlichte Judentum vehement ab, so wie es ihr erster Ehemann Berthold Lasker verkörperte. In ihren Schriften findet sich zeitlebens eine tiefe Sehnsucht nach Versöhnung, nach einer messianischen Gestalt, aber auch nach den „wilden“, den ursprünglichen Juden und nach einem idealisierten Jerusalem. Die handelnden Personen in ihren Werken bewegen sich oft in legendenähnlicher, auch exotischer Umgebung und haben Bezüge zu ihrer Familiengeschichte. Sie wechseln dabei die Rollen, die Religion und auch das Geschlecht. Die Dichterin schafft sich mit ihrem Werk einen eigenen Kosmos, in den aber auch immer wieder das reale Leben als Krankheit und Tod einbricht. Viele ihre künstlerischen Zeitgenossen, wie Peter Hille, Herwarth Walden, Karl Kraus, Franz Marc und Gottfried Benn schätzten ihr Werk. Der schwarze Schwan Israels, eine Sappho, der die Welt entzweigegangen ist, so hat sie Peter Hille beschrieben.
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Mein blaues Klavier

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenn doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.


Es spielen Sternenhände vier
Die Mondfrau sang im Boote –

Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatür. . .
Ich beweine die blaue Tote.

Ach liebe Engel öffnet mir

Ich aß vom bitteren Brote –
Mir lebend schon die Himmelstür –
Auch wider dem Verbote
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Alexander Granach 1890 – 1945

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Alexander Granach in Wierzbowce 1935 o.A. AdK Berlin, Alexander-Granach-Archiv.

Alexander Granach (eigtl. Jessaja Gronach), am 18.04.1890 in dem kleinen Dorf Werbowitz in Ostgalizien geboren, war das neunte von dreizehn Kindern und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Schon als Kind arbeitete er hart in der väterlichen Bäckerei und ging früh auf Wanderschaft. In Lemberg besuchte er zum ersten Mal das jiddische Theater und ihm wurde dabei klar: „ … das ist die Welt, wo ich hingehöre, hier will ich leben, hier will ich sprechen, schreien, spielen, erzählen, von meiner Neugier, von meinen Träumen, von meiner Sehnsucht…“ Mit 16 brannte Alexander Granach mit einem Freund durch und kam über Wien nach Berlin. Er kannte niemanden und sprach kaum Deutsch. Er fasste im Scheunenviertel Fuß, zuerst in einer Bäckerstube und dann in einer Sargtischlerei. Mit Leidenschaft spielte er auch im jiddischen Amateurtheater und hatte Glück: Sein Talent und seine schillernde Persönlichkeit fielen dem bekannten Maler Hermann Struck auf! Er wurde weitergereicht und 1912 begann er eine Ausbildung an der Schauspielschule bei Max Reinhardt.

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Alexander Granach mit Gad ca 1925. o.A. AdK Berlin, Alexander-Granach-Archiv.

1914 heiratete er Martha Guttmann, der Sohn Gad wurde geboren. Die Ehe wurde 1921 geschieden und seine Liebe fürs Leben wurde die Schweizer Schauspielerin Lotte Lieven.

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A. Granach, Schippel / Sternheim Berlin 1930, o.A. AdK Berlin, Alexander-Granach-Archiv.

Von 1923 bis 1931 wohnte er in der Cuxhavener Str. 2.
In den ersten Jahren seiner Karriere etablierte sich Alexander Granach als großer Theatermime. Er spielte auf vielen großen Bühnen unter Regie von Max Reinhardt, Leopold Jessner, Erwin Piscator und Bertotld Brecht, in Berlin, in München, in Wien und in der Schweiz. Seine berühmtesten Rollen waren: Shylock in „Kaufmann von Venedig“, die Titelrolle in Shakespeares „Macbeth“ und Mephisto in Goethes „Faust“.

In dem Dokummentarfilm „Da geht ein Mensch“ von Angelika Wittlich aus dem Jahr 2012 sagt sein Sohn Gad: „Wer Werner Krauß als Shylock sah, der ging aus dem Theater als Antisemit, und wer meinen Vater sah, der fühlte die ganze Tragödie des jüdischen Volkes“.
Alexander Granach wurde auch durch die Hauptwerke des expressionistischen Films berühmt, er spielte in Murnaus Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1921) und Jessners „Erdgeist“ (1923).
Der erste Weltkrieg war ein tiefer Einschnitt, Granach wurde einberufen, kam in italienische Kriegsgefangenschaft und floh von dort aus zu Fuß über die Alpen.

Alexander Granach, Shylock- Kiew 1936 o.A. AdK Berlin, Alexander-Granach-Archiv.

1933 musste er auf dem Höhepunkt seiner Karriere aus Deutschland fliehen. Über Wien und Warschau kam er nach Moskau und dann nach Kiew, spielte überall im Theater und Film. 1937 wurde er in Kiew im Rahmen der stalinistischen Säuberungen verhaftet. Wahrscheinlich dank einer Intervention von Lion Feuchtwanger wurde Granach freigelassen und konnte ausreisen. In der Schweiz bemühte er sich um ein Aufenthaltsrecht, welches ihm aber nicht gewährt wurde. Er schlug also 1938 den Weg in die USA ein. Dort lernte er Englisch und trat schon bald in zahlreichen Filmproduktionen auf:
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Release poster for the 1939 film Ninotchka. Illustrator unknown,
presumably for Metro-Goldwyn-Mayer. Public Domain
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im Ernst Lubitschs Film „Ninotschka“(1938), an der Seite von Greta Garbo, in dem Film „Auch Henker sterben“ von Fritz Lang (1943) und im Streifen „Das siebte Kreuz“ von Fred Zinnemann (1944).
Seine letzte Theaterrolle spielte er am New Yorker Broadway in „A Bell for Adano“ nach dem Kriegsroman von John Hersey (1944). Alexander Granach starb nach einer Blinddarmoperation am 14.03.1945 an einer Embolie. Posthum ist seine Autobiografie „Da geht ein Mensch“ erschienen.
Aus den Briefen an Lotte Lieven:
„Das Leben hat mich in meiner Jugend ganz hart am Schopf genommen, dasselbe tat ich dann mit dem Leben.“
„Auch nach dieser Winterwelt muss einmal doch der Frühling kommen. Wehe denen, die nicht die Kraft haben, daran zu glauben.“

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Alexander Granach in Adano New York 1945. Fotograf G.Karger. AdK Berlin, Alexander-Granach-Archiv.

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Fritzi Massary 1882 – 1969

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Friederike Massaryk, am 21.03.1882 in Wien als älteste Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, erhielt dank der Unterstützung ihrer Mutter bereits als junges Mädchen Gesangsunterricht. Mit 16 Jahren nahm die Chorelevin bereits an einem Gastspiel des Carl-Theaters in Sankt Petersburg teil.
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Fritzi Massary, Berlin um 1904. Stadtmuseum Berlin. Fotografin Nicola Perscheid

Mit 17 Jahren erhielt sie ihr erstes Engagement als Soubrette im Landestheater Linz und ein Jahr später debütierte sie im Carl Schultze-Theater in Hamburg. Dort blieb sie nur eine Saison. Von 1901 bis 1904 trat sie mit Erfolg im Wiener Revuetheater „Danzers Orpheum“ auf. Dort wurde sie von Richard Schultz, dem Direktor des Berliner Metropol-Theater, gesehen. Er erkannte das Potential der jungen Künstlerin und lud sie nach Berlin ein.
Zu dieser Zeit war Fritzi Massary bereits Mutter der 1903 geborenen Tochter Elisabeth aus der Beziehung mit dem Grafensohn Karl-Kuno von Coudenhove. Bei der Eintragung der Geburt ist sie zum Protestantismus konvertiert. Es folgt eine kurze Ehe mit dem Augenarzt Bernhard Pollack.

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Metropol Berlin 1908. Stadtmuseum Berlin.

Seit August 1904 feiert Fritzi Massary im Berliner Metropol in den Jahres-Revuen große Erfolge, vor allem mit ihrem Partner Joseph Gampietro.

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Fritzi Massary 1910. BArch.Bild 183-R93061 o.Angabe.

Den endgültigen Durchbruch erlebt sie in Emmerich Kálmáns Die Csárdásfürstin.

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Massary,Pallenberg, Gampietro. Metropol 1904 in der Operette „Maxim“.
BArch, Bild 183-H26728/ o.Angabe.

Ihre Auftritte bereitet sie sorgfältig vor, keine Probe ist ihr zu lang. Jede Geste, jeder mimischer Ausdruck wird immer wieder geübt. Ihre Garderobe bestimmt sie bis in die kleinsten Einzelheiten. Auch später nimmt sie noch Gesangsunterricht.
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Fritzi Massary und Max Pallenberg. Berlin 1925.
Stadtmuseum Berlin. o Ang
abe.

1917 heiratet sie den Schauspieler Max Pallenberg. Er adoptiert ihre Tochter Elisabeth. 1920, am Zenith ihrer Karriere, verläßt sie das Metropol. Sie spielt jetzt auf verschiedenen Theaterbühnen Berlins, in Hauptrollen der großen Operetten, u.a. von Johann und Oscar Strauss, Jacques Offenbach, Leo Fall, Franz Lehár und Hugo Hirsch.

Rose von Stambul, Berlin 1917. Stadtmuseum Berlin. Fotograf unbekannt.

Sie nahm später Lieder auf Schallplatten auf. Die Titel Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben, Josef, ach Josef, was bist du so keusch oder Oh-la-la erfreuten sich großer Beliebtheit. Ebenfalls spielte sie in einigen Filmen mit. 1926 wurde sie von Max Reinhard zur Teilnahme an den Salzburger Festspielen eingeladen.
Fritzi Massary stieg in Berlin seit etwa 1914 zu einer der größten Operettendiven ihrer Zeit auf. Von der Natur nicht mit einer großen Stimme oder überragender Schönheit ausgestattet, verzauberte sie das Publikum durch ihr außergewöhnliches schauspielerisches Talent.

Perlen der Kleopatra, Berlin 1923. Stadtmuseum Berlin. o. Angabe.

Sie war Meisterin der frivolen Zwischentöne und Zweideutigkeiten. Mit Leichtigkeit wechselte sie in ihren Bühnenrollen von der Maitresse zur großen Dame, vom unschuldigen Mädchen zur dubiösen Frau von Welt. Ihrer Wirkung als Publikumsmagnet bewusst, verlangte sie in dieser Zeit enorme Honorare. Operetten wurden für sie anfangs umgeschrieben, später für sie direkt geschrieben. Ende der zwanziger Jahre wechselte sie erfolgreich zum Sprechtheater.

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Premiere im Metropol-Theater in Berlin 1932 Fritzi Massary in „Eine Frau, die weiß was sie will“.

1932 wird das musikalische Lustspiel Eine Frau, die weiß, was sie will von Oscar Strauss uraufgeführt. Ihr letztes Stück in Berlin. Bereits die ersten Aufführungen werden von der SA gestört. Fritzi Massary wird in der Öffentlichkeit als Jüdin angegriffen und entscheidet sich, Berlin zu verlassen. Zuletzt wohnte sie in der Corneliusstr. 4a. Gemeinsam mit ihrem Mann Max Pallenberg zieht sie in ihr Ferienhaus in Lugano . Es folgen noch einige Auftritte in Wien.
1934 kommt Max Pallenberg bei einem Flugzeugabsturz nahe Karlsbad ums Leben.
1938 unternimmt Fritzi Massary noch einen Versuch, in His Majesty’s Theatre in London ihre Karriere fortzuführen, jedoch ohne Erfolg. 1939 emigrierte sie in die USA, wo ihre Tochter bereits lebte, und ließ sich in Beverly Hills nieder. Dort freundete sie sich mit den Größen der jüdisch-deutschen Emigration an,

Die Operettensängerin und Schauspeilerin Fritzi Massary in „Eine Frau die weiß was sie will“
im Metropol-Theater in Berlin, 1932.

machte Bekanntschaft mit Thomas Mann, Ludwig Marcuse, Franz Werfel, Ernst Lubitsch. Sie kehrte aber nie wieder auf die Theaterbühne zurück. Am 30.01.1969 starb Fritzi Massary mit 86 Jahren in Beverly Hills.
Friedrich Luft hat sie als eine der unvergleichlichen, theatralischen Erscheinungen der Epoche beschrieben.

Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben,
kein Verhältnis haben, kein Verhältnis haben?
Ist sie hübsch, wird man sagen: Na, die muss doch eins haben,
na, die muss doch eins haben, ’s wär zu dumm!
Ja, und wenn man schon so redet und sie hat keins,
na, dann ist es doch viel besser gleich: sie hat eins!
Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?
Können Sie mir sagen_ Warum? Man lacht diskret und malitiös
und so ensteht die ganze „Chronique scandaleuse!“

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Max Liebermann 1847 – 1935

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Max Liebermann war eine der zentralen Persönlichkeiten der deutschen Kunst in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik und einer der bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Sich selbst bezeichnete er als einen „eingefleischten Juden, . . der sich im übrigen als Deutscher fühlt“, ohne kaisertreu oder staatsgläubig zu sein.
Er wurde am 20. Juli 1847 in der Burgstraße 29 in Berlin-Mitte als drittes Kind des jüdischen Textilfabrikanten Louis Liebermann geboren. Die Familie stammt aus Märkisch-Friedland (Westpreußen).Er war der Urenkel von Liebermann Bendix. „Liebermann“ wird dann offizieller Familienname.

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Max Liebermann 16jährig. Zeichnung. von Sichel . Gemeinfrei.

1866 besteht er das Abitur am Friedrichwerderschen Gymnasium, ein Chemiestudium an der Friedrich Wilhelm-Universität Berlin bricht er bald ab. Gegen den Willen seines Vaters setzt er durch, Künstler zu werden. Er erhält Malunterricht bei Eduard Holbein und Karl Steffeck und setzt seine Ausbildung in Weimar fort. 1873 beginnt er seine Wanderjahre mit den wesentlichen Stationen Paris, Barbizon, Venedig und München.

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Die Gänserupferinnen, Max Liebermann. Gemeinfrei.

1874 erzielt er mit dem Bild „Die Gänserupferinnen“ auf dem „Pariser Salon“ seinen ersten Achtungserfolg. Das nach der in Deutschland allgemein verbreiteten Meinung abschreckend hässliche Bild steht im Gegensatz zur offiziellen Kunstauffassung. Adolf Menzel äußert dazu „Ihr Vater sollte Ihnen die Hosen vollklopfen, denn so etwas malt man mit fünfzig, nicht aber in Ihrem Alter!“
Unter dem Einfluss der französischen Impressionisten findet er seit 1880 zu einer lichten Farbigkeit und einem schwungvollen Farbauftrag. So entstehen in der Folge die holländischen Strand-, Terrassen- und später die Wannsee Villen-Bildern. Anregungen holt er sich immer wieder bei seinen Reisen nach Holland, über vierzig Jahre lang zwischen 1874 – 1914.
1884 kehrt er nach Berlin zurück und heiratet Martha Marckwald. In den ersten Jahren wohnen sie in der Beethovenstraße 4 Ecke In den Zelten 11. 1885 wird die Tochter Käthe geboren. 1894 stirbt sein Vater Louis. Er erbt ein Millionenvermögen und zieht in das Elternhaus am Pariser Platz 7 zurück. „Wenn ’se nach Berlin reinkommen, gleich links“.

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Pariserplatz 1939, rechts Haus Liebermann. B.Arch. B145 Bild-P016018 / Frankl, A. Unter CC-BY-SA 3.0

Sein Leben und seinen Tagesablauf beschreibt er als den eines Bourgeois, er verlaufe mit der Regelmäßigkeit einer Turmuhr. Als bleibenden Wohnsitz kann er sich keine andere Stadt als Berlin vorstellen. Mit hoher Durchsetzungskraft errichtet er den spektakulären Glasaufbau seines Ateliers am Pariser Platz. Im Konflikt um sein Haus läßt er dem Kaiser bestellen: „…..sagen Se Seine Majestät ruhig: Nur mit den Füßen voran verläßt der Liebermann sein Haus“

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Speisezimmer Max Liebermann 1925. BArch. Bild 183-1989-0525-506

Mit den Gründerjahren nach 1871 und der fortschreitende Industriealisierung entsteht in Berlin eine reiche Käuferschicht für Kunst. Fritz Gurlitt und Wilhelm von Bode sind die ersten Privatsammler. 1898 eröffnen die Gebrüder Paul und Bruno Cassirer ihre Kunsthandlung mit Werken von Liebermann und Degas. Auch die Portraitkunst blüht, so malt Liebermann als einen der letzten 1927 den Reichpräsidenten von Hindenburg zum Unwillen der Nationalsozialisten.

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Liebermann vor dem Bild vom Reichspräsidenten von Hindenburg. BArch,Bild 183-U0906-500.


Die deutsche Kunstszene ist Ende des 19.Jahrhunderts zum großen Teil vom Urteil Wilhelms II. und seines Kunstpolitikers Anton von Werner bestimmt. Die Kunst soll eine Mission erfüllen und auf die Masse des einfachen Volkes erzieherisch wirken. Eine düstere und realistische „Rinnsteinkunst“ ist nicht erwünscht. Gegen diese akademisch ausgerichtete Kunstauffassung gründen Liebermann, Leistikow, Corinth, Slevogt und Lesser Ury 1898 die Berliner Secession. Liebermann wird für viele Jahre ihr Präsident und vertritt mit Nachdruck die Freiheit und Unabhängigkeit der Kunst. 1898 wird er ebenfalls als Mitglied in die Akademie der Künste aufgenommen.

Villa am Wannsee. Max Liebermann 1918. Eigenes Werk

1910 läßt er sich die Villa am Wannsee bauen.
1917 widmet ihm die Akademie zum 70. Geburtstag eine große Retrospektive.

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Professor Max Liebermann mit dem „Adlerschild“ des Reiches und einem Schreiben des Reichspräsidenten zum 80. Geburtstag , Juli 1927. BArch. Bild 102-04548.

1920 wird er zum Präsidenten der Akademie gewählt und empfindet diese Ehrung als tollkühn, sind doch die „Scheiterhaufen für unsere Glaubensbrüder schon aufgerichtet“.

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Heinrich Zille. Lithographie 1927. Gemeinfrei

Als Repräsentant der Republik und als Jude verläßt er 1933 angesichts der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten die Akademie. Als Jude erhält er Arbeits- und Ausstellungsverbot. Er vereinsamt, einzig Käthe Kollwitz sucht noch Zugang zu ihm. Einem seiner letzten Besucher gesteht Liebermann: „Ich lebe nur noch aus Hass, ich kann janich so viel fressen, wie ich kotzen möchte! . . .Ich schaue nicht mehr aus dem Fenster dieser Zimmer am Brandenburger Tor – ich will die neue Welt um mich herum nicht sehen.“

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Liebermanns Begräbnis am 11.Februar 1935. SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Abraham Pisarek.

Am 8. Februar 1935 stirbt er in seinem Haus am Pariser Platz. Die Emigration war für ihn nie ein Thema. Er wird auf dem Friedhof Schönhauser Allee begraben. Käthe Kollwitz und Ferdinand Sauerbruch folgen seinem Sarg trotz Gestapo-Verbot.

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Martha Liebermann und HeinrichStahl 1936. SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Abraham Pisarek.

Seine Frau Martha folgt ihm nach tiefen Demütigungen, Judenbann und Enteignung durch die Nationalsozialisten am 10. März 1943. Sie stirbt an einer Überdosis Schlaftabletten im Jüdischen Krankenhaus.

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Stolperstein für Martha Liebermann Pariser Platz 7. OTFW, Berlin, eigenes Werk. Unter CC BY-SA 3.0.

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Charlotte Berend-Corinth 1880 – 1967

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Charlotte wurde am 25. Mai 1880 als zweites Kind einer bürgerlichen, assimiliert jüdischen Familie in Berlin geboren. Ihr Vater ist Fabrikant, ihre Mutter eine Bankierstochter. Seit dem vierten Lebensjahr zeichnet sie leidenschaftlich gern und bekommt auch bald Unterricht. Als Sechzehnjährige erklärt sie, Malerei studieren zu wollen. Nachdem sie die Aufnahmeprüfung in die Kunstschule in der Klosterstraße bestanden hat, kann sie trotz des anfänglichen Widerstand des Vaters ihre Ausbildung beginnen.
Im Februar 1900 nimmt sich ihr Vater nach dem Bankrott seiner Firma das Leben. Da sie die Kunstschule nicht weiter bezahlen kann , bewirbt sie sich an der „Malschule für Weiber“ des Malers Lovis Corinth. Sie ist nun einundzwanzig Jahre alt.

Lovis Corinth. Selbstportrait mit Charlotte Berend. 1902. Eigenes Werk.

Es dauert nicht lange, da wird sie Lieblingsschülerin, Modell, Muse und schliesslich Geliebte des Malers.

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Lovis Corinth und Charlotte Berend 1902. AdK. Charlotte Berend-Corinth Archiv.

Die Beziehung festigt sich weiter auf gemeinsam unternommenen Reisen. Bald kommt es mit einer standesamtlichen Trauung zur bürgerlichen Legitimation ihres Verhältntnisses.

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Lovis Corinth und Charlotte Berend-Corinth vor kleinem Martyrium. 1908. AdK. Charlotte Berend-Corinth Archiv.

So wird Charlotte in dieser Künstlerpaarbeziehung neben der bisherigen Rolle als Muse und Modell auch die der Hausfrau und Mutter ausfüllen müssen. Vor allem nimmt ihr das Zeit und Energie für die eigene künstlerischen Arbeit, die sie aber nie aufgibt. Sohn Thomas wird 1904 und Tochter Wilhelmine 1909 geboren.

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Lovis Corinth. Künstler und Familie. Eigenes Werk

Die Familie mietet in der Klopstock Str. 48 zuerst nur eine Wohnung, später das ganze Haus. Es bleibt der Familiensitz bis zu Lovis Tod. Das Ehepaar unternimmt ausführliche Reisen, auf denen Charlotte immer wieder zum Malen kommt. 1908 stellt sie Die schwere Stunde in der Secession aus. Das Bild zeigt eine auf ein Lager hingestreckte Gebärende. Es löst ein sehr unterschiedliches Echo aus. Wie viele andere Bilder von Charlotte ist auch dieses verschollen.

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Charlotte Berend-Corinth . Die schwere Stunde.1908. Eigenes Werk

1911 erleidet Corinth einen Schlaganfall. Charlotte pflegt ihn lange Zeit und muss dabei gleichzeitig seine Depression und Verzweiflung aushalten. Seine anfänglichen Lähmungserscheinungen gehen dank ihrer Pflege zurück. Die Depressionen begleiten ihn aber bis an sein Ende.
1914 bricht der erste Weltkrieg aus. Nach der anfänglichen Begeisterung stellt sich bald das Entsetzen über die Grausamkeit des Krieges ein. Charlotte will nach der Zwangspause durch Corinths Schlaganfall endlich wieder ihr Leben in Berlin genießen. Sie geht abends ins Theater, am liebsten ins Metropol. Der neue Star heißt Fritzi Massary als schöne Helena in der Operette von Offenbach. Den Menelaos spielt Max Pallenberg. Charlotte ist von Pallenbergs Kunst hingerissen. Die Verwandlung für einen Augenblick in einen anderen Menschen ist ein Mysterium. Es gelingt nur durch Arbeit , Disziplin, Talent und Intuition. Das versucht Charlotte aus nächster Nähe zu beobachten und darzustellen.

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Charlotte Berend-Corinth. Max Pallenberg 1918.
Eigenes Werk

So wird sie „Theatermalerin“. 1917 kann sie diese Lithographien in einer Ausstellung der Secession präsentieren. Ihre Graphiken gefallen und werden viel verkauft. 1919/20 arbeitet sie an weiteren Mappen mit Lithographien der bekannten Tänzerinnen Valeska Gert und Anita Berber. Zwischen Berber und ihr entsteht dabei eine innige Beziehung .

Um ihre Sommerurlaube in Ruhe zu verbringen, entschließt sich die Familie zum Bau eines Hauses in Urfeld am Walchensee. Corinth übernimmt die Kosten, aber Charlotte leistet die ganze Organisation und die Bauaufsicht. September 1919 kann die Familie schließlich dort einziehen. Corinth und der Walchensse werden zu einem festen kunsthistorischen Begriff. Charlotte preist die Jahre in Urfeld als ihre glücklichsten. Sie sorgt für den Alltag der Familie und für einreibungsloses Leben.

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Charlotte Berend-Corinth. Waldlandschaft. Urfeld am Walchensee. 1921. Eigenes Werk

Auch für Corinth ist das eine sehr produktive Zeit, die jedoch immer wieder von depressiven Einbrüchen gekennzeichnet ist. Im Sommer 1925 unternimmt Corinth eine Studienreise nach Holland. Er möchte gerne wieder die Werke seiner Vorbilder Rembrandt, Rubens und Franz Hals besichtigen. Dort erkrankt er und stirbt schließlich am 17.Juli 1925 an einer Lungenentzündung. Nach der Beerdigung rettet sich Charlotte aus ihrer tiefen Trauer, indem sie Corinths Nachlass ordnet und ein Werksverzeichnis anlegt. So ermöglicht sie wenig später eine umfassende und sehr erfolgreiche Retrospektive seines Werkes in der Nationalgalerie.
Danach fängt Charlotte wieder an zu malen, es entstehen etliche Porträts.

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Charlotte Berend-Corinth bei der Arbeit. 1925. AdK. Charlotte Berend-Corinth Archiv.

1930 gibt sie das Haus in der Klopstockstraße auf und zieht nach Italien. In Alassio an der ligurischen Küste hat sie sich eine Villa gemietet. Hier veranstaltet sie 1934 eine Ausstellung mit fünfzig Bildern.

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Charlotte Berend-Corinth. Fernando.1936. Eigenes Werk

Hier erlebt sie auch eine große Liebe mit dem 20 Jahre jüngeren Fernando.
Im fernen Deutschland tobt inzwischen der Antisemitismus, und werden ihre Bilder als entartet verfemt.
Erst 1939 flieht sie endlich nach New York und kann dabei diejenigen von Corinths Bilder retten, die noch in ihrem Besitz sind.
New York, Kalifornien und wieder New York. Das sind ihre Stationen in Amerika. Sie malt unterbrochen von großen Reisen. Die kalifornischen Landschaftsbildern kommen gut beim Publikum an. Zurück in New York eröffnet sie eine Malschule und beginnt wieder, Porträts zu malen. Zu ihrer großen Freude zieht ihre Tochter mit drei Kindern nach dem Krieg in die USA.
Nach dem Krieg beginnt auch Charlottes Karriere als Schriftstellerin. Ihre Tagebücher erscheinen 1948. Es folgen autobiographische Schriften und Erzählungen. 1958 schließt sie Corinths Werkverzeichnis ab. In dieser Zeit folgen auch eine Reihe von Ausstellungen, so in New York, Berlin, München, Düsseldorf und Frankfurt. Die letzte und größte Ausstellung in der Nationalgalerie Berlin erlebt sie nicht mehr. Sie stirbt am 10. Januar 1967 mit 86 Jahren in New York.

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CBC. New York 1962. Quelle: http://www.gnm.de/museum/abteilungen-anlaufstellen/deutsches-kunstarchiv/

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Hermann Struck 1876 – 1944
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Hermann Struck, der seine Werke auch mit Chaim Aharon Ben David signierte, wurde am 6.3.1876 in eine wohlhabende, bürgerlich-orthodoxe und kinderreiche Berliner Familie geboren. Die Eltern besaßen in der Kottbuser Straße in Neu-Kölln eine Holzhandlung. Die Familie gehörte der Israelitische Religionsgesellschaft, Adass Jisroel, an, die als Gegenbewegung zum liberalen deutschen Judentum gegründet worden war.
Er besuchte das Friedrichs-Gymnasium und hätte wie sein Großvater Rabbiner werden sollen, durfte aber aufgrund seiner künstlerischen Begabung Malerei studieren. In seinen Zwanzigern verband HS den jüdischen Glauben mit der Idee des Zionismus. 1894 war er einer der Gründer von Bar Kochba, dem ersten jüdischen Sportverband in Deutschland. Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit engagierte HS sich in zionistischen Kreisen und nahm 1901 am Fünften Zionistischen Weltkongress teil. Dort wurde die Mizrahi-Bewegung gegründet, die die Kluft zwischen orthodoxem Judentum und säkularem Zionismus überbrücken sollte. HS war einer der Aktivisten dieser Bewegung.

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Gruppenfoto 5.Zionistenkongress Basel 1901. Fotograf unbekannt. Gemeinfrei.

Gleichzeitig entwickelte er sich zum einflußreichen Graphiker und wurde 1904 Mitglied der Berliner „Secession“. Sein 1908 erschienenes Lehrbuch Die Kunst des Radierens gilt bis heute als Standardwerk. Auch Lovis Corinth, Marc Chagall, Max Slevogt und Max Liebermann ließen sich von HS in den Techniken des Radierens und der Lithographie unterrichten.
1903 nahm HS an einer ausgedehnten Reise nach Palästina teil, die im Auftrag Herzls stattfand und das Ziel hatte, Siedlungsmöglichkeiten im Land zu erkunden. Neben diesen zionistisch motivierten Aktivitäten blieb HS einerseits orthodoxer Jude, der aber andererseits auch das gesellschaftliche Leben in Berlin schätzte. Und HS vereinte nicht nur Orthodoxie und Zionismus in seiner Person, sondern auch Judesein und national gesinnter Deutscher.
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Plakat Ausstellung H.Struck. Museum
der deutschsprachigen Juden Tefen/Israel

1915 meldete sich der 39-Jährige freiwillig zum Wehrdienst. Er arbeitete zunächst in der Presseabteilung des Heeres als Übersetzer und Zensor im vom Deutschen Kaiserreich besetzten Gebiet in Osteuropa. Hier, in Kowno, begegnete HS unter anderen Arnold Zweig, Richard Dehmel, Viktor Klemperer und Karl Schmitt-Rottluff.
HS war für den Kontakt zur jüdischen Bevölkerung zuständig und lernte dort mit großer Empathie das Ostjudentum kennen. 1917 wurde er auf seine Bitte an die russische Front versetzt. Nach dem Krieg nahm Struck im Auftrag der deutschen Regierung als Experte für jüdische Angelegenheiten an der Friedenskonferenz in Versailles teil.
Viele Bilder von Landschaften und Städten entstanden in der Kriegszeit und auf Strucks zahlreichen Reisen. Vor allem aber war er ein großer Porträtist.

Hermann Struck 1916. Flick´r The Commons.

Die Kriegszeit war für ihn eine sehr kreativen Phase, in der er über 400 Werke schuf. In seinen Bildern dokumentierte er das jüdische Leben im Osten. Eine Auswahl erschien mit einem erläuternden Text von Arnold Zweig in dem Buch
Das ostjüdische Antlitz. Später porträtierte er Kriegsgefangene aus den französischen und britischen Kolonien. 100 dieser Bilder wurden 1917 in dem Buch Kriegsgefangene. Hundert Steinzeichnungen von Hermann Struck veröffentlicht.

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Alter Jude, Bialystok 1916. Jüdisches Museum Berlin, H.Struck, Litographie.Gemeinfrei


HS porträtierte aber auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten – besonders verbreitet in zionistischen Kreisen war sein Porträt Theodor Herzels.

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Hermann Struck 1922. Fotograf unbekannt. Gemeinfrei

1920 heiratete Hermann Struck Mally Streisand, die seine Sekretärin in Kowno gewesen war. Er lebte inzwischen
im Haus Brückenallee 33, wo er sich Gesprächsräume in seinem Atelier einrichten ließ, denn er war ein oft konsultierter Ratgeber in künstlerischen und gesellschaftlichen Fragen. Der Literaturkritiker Alfred Kerr und der Schauspieler Alexander Granach gehörten zu seinem Kreis.
Im Dezember 1922 wanderten HS und seine Frau nach Palästina aus, wobei es ihm zugute kam, dass er schon Hebräisch und Englisch beherrschte. Er spielte auch in Palästina eine wichtige Rolle im sozialen und kulturellen Leben, insbesondere in Haifa.

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Hermann Strucks Haus in Haifa 2013. Fotograf Chlenova. Unter CC BY-SA 3.0


1925 zog das Ehepaar in ein dreistöckiges Haus, das der Architekt Alexander Baerwald, ein Schulfreund, für sie entworfen hatte. Das Grundstück hatte HS bereits vor dem Ersten Weltkrieg gekauft. Es liegt heute mitten in bebautem Gebiet in Haifa und wird als Hermann Struck Museum genutzt. Die Ehe mit Mally blieb kinderlos.
HS blieb in Kontakt mit seinen Freunden in Berlin, behielt sein Domizil in Tiergarten und verbrachte dort bis 1933 jeden Sommer. In Palästina engagierte HS sich in verschiedenen künstlerischen Initiativen, aber er hatte keine eigene Ausstellung.

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Jerusalem 1937, Radierung H.Struck. Gemeinfrei.


Als Lehrer für die graphischen Techniken jedoch war er sehr gefragt. Sein Haus war immer voll von zahllosen Besuchern und Bittstellern. Insbesondere vor dem Zweiten Weltkrieg verschaffte er sehr vielen deutschen Juden Einwanderungserlaubnisse.
Am 11.01.1944 starb HS in Haifa an einem chronischen Nierenleiden. Tausende nahmen an seiner Beerdigung teil.

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Hermann Struck im Atelier 1938. Fotograf Roderic Hill. Gemeinfrei.

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Walter Benjamin 1892 – 1940

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Walter Benjamin zählt zu den wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Auch als Schriftsteller, Literaturkritiker, Essayist und Übersetzer hat er sich einen Namen gemacht.

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Walter Benjamin 1928. Fotograf unbekannt. AdK, Berlin, Walter Benjamin Archiv. Gemeinfrei.

Der Großteil seines umfangreichen Werks entstand unter extrem schwierigen historischen und persönlichen Verhältnissen. Krieg, Weltwirtschaftskrise, Aufstieg des Faschismus, Antisemitismus, Unterdrückung, Verfolgung, Exil und wirtschaftliche Not prägten sein Leben. Als Gelehrter hat er immer wieder die Zeichen der Moderne unter den tektonischen geschichtlichen Veränderungen und technischen, ästhetischen und politischen Umwälzungen analysiert und interpretiert. Der dramatische Schlusspunkt eines Lebens „zwischen den Stühlen“: Auf der Flucht vor den Nazis nahm er sich am 26. September 1940 an der spanisch-französischen Grenze das Leben.
Geboren wurde Walter Benedix Schönflies Benjamin am 15. Juli 1892 in Berlin. Mit seinen beiden älteren Geschwistern wuchs er einem assimilierten, großbürgerlichen jüdischen Elternhaus auf.

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Walter Benjamin mit Geschwistern Georg und Dora WBA 1510: Akademie der Künste, Berlin,
Walter Benjamin Archiv, Foto: Globus Atelier, Berlin.

Sein Vater war ein wohlhabender Antiquitäten- und Kunsthändler. Die Umgebung der Kurfürstenstraße und den benachbarten Tiergarten beschrieb er später in seiner autobiografischen Erzählung „Berliner Kindheit um 1900“ als Schauplatz seiner Kindertage. Nach dem Abitur an der Kaiser-Friedrich-Schule in Charlottenburg studierte Benjamin Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Freiburg/Breisgau, Berlin, München und Bern.

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Walter Benjamin in Bern 1917 / 1918. Fotograf unbekannt. Gemeinfrei

1917 heiratete er die Journalistin Dora Kellner, trennte sich aber schon bald von ihr. Die Ehe wurde 1930 geschieden. Auf Capri lernte er 1924 die lettische Schauspielerin und Regisseurin Anna „Asja“ Lacis kennen. Er reiste ihr 1926 nach Moskau nach und hielt sich mehrere Monate dort auf. Die überzeugte Kommunistin brachte ihn in Kontakt zu Berthold Brecht, mit dem er gemeinsame publizistische Pläne schmiedete und den er später immer wieder besuchte.

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Walter Benjamin und Bert Brecht in Svendborg . 1934. Akademie der Künste, Berlin, Bert Brecht-Archiv. BBA-FA_007_027

Eine angestrebte Universitätskarriere blieb Benjamin versperrt, nachdem seine Habilitationsschrift 1925 an der Universität Frankfurt/Main abgelehnt wurde. Danach arbeitete er überwiegend als freier Autor und Kritiker.
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Walter Benjamin in Bibliothek o.D. Helvetiafocca Eigenes Werk. Unter CC BY-SA 4.0

Durch Theodor W. Adorno, den er 1923 kennenlernte, entstand eine wechselhafte Beziehung zur „Frankfurter Schule“ und der„Kritischer Theorie“, deren Entwicklung er maßgeblich mit beeinflusst hat. In diesem Umfeld entstanden seine Hauptwerke, darunter wichtige Arbeiten zur Kunsttheorie, Studien zu Baudelaire und Paris als Hauptstadt des 19. Jahrhunderts sowie Beiträge zur Geschichtsphilosophie. In seinen 1940 unter dem Eindruck des Faschismus geschriebenen Thesen „Über den Begriff der Geschichte“ blickt der Engel der Geschichte zurück auf die aufgetürmten Trümmer der historischen Katastrophen und Verwüstungen, während ihn der Sturm des Fortschritts unaufhaltsam in die Zukunft treibt.

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Angelus Novus (Paul Klee) 1920 . Gemeinfrei – (Benjamins „Engel der Geschichte“)

Schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließ Benjamin Deutschland und verbrachte 1932 einige Monate auf Ibiza und in Nizza.

Am Strand von Ibiza 1932. WBA 1514: Akademie der Künste, Berlin, Walter Benjamin Archiv.

Nach dem Reichstagsbrand kehrte er nicht mehr nach Berlin zurück und zog weiter nach Paris. Die letzten Jahre lebte er dort im Exil – weitgehend isoliert und fast mittellos.

Mitgliedskarte Bibl.nat.de France. 1940. Gemeinfrei.

1939 wurde er verhaftet und im Sammellager Vernuche bei Nevers für drei Monate mit anderen deutschen Flüchtlingen interniert. Mit einem Visa für die USA in der Tasche, das Max Horkheimer vermittelt hatte, versuchte er im September 1940 auf Trampelpfaden über die Pyrenäen nach Spanien zu gelangen. Die kleine Gruppe von Flüchtlingen wurde in Port Bou von der spanischen Polizei gestoppt. Aus Angst, nach Frankreich zurück geschickt und an die Nazis ausgeliefert zu werden, nahm Benjamin eine Überdosis Morphium. „In dieser ausweglosen Situation habe ich keine andere Möglichkeit, als sie zu beenden. Mein Leben wird ein Ende finden in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen, wo mich niemand kennt“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief.
Heute erinnert eine Gedenkstätte des Bildhauers Dani Karavan in Port Bou an sein tragisches Schicksal.

Zum Freitod des Flüchtlings W. B.

Ich höre, dass du die Hand gegen dich erhoben hast
Dem Schlächter zuvorkommend.
Acht Jahre verbannt, den Aufstieg des Feindes beobachtend
Zuletzt an eine unüberschreitbare Grenze getrieben
Hast du, heißt es, eine überschreitbare überschritten.

Reiche stürzen. Die Bandenführer
Schreiten daher wie Staatsmänner. Die Völker
Sieht man nicht mehr unter den Rüstungen.

So liegt die Zukunft in Finsternis, und die guten Kräfte
Sind schwach. All das sahst du
Als du den quälbaren Leib zerstörtest.

Bertolt Brecht

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Walter Benjamin Memorial in Portbou, Spanien; Künstler: Dani Karavan. Wamito – Eigenes Werk. Gemeinfrei

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Alfred Kerr 1867 – 1948

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Alfred Kerr, eigentlich Kempner, hat immer sehr dankbar auf seine Kindheit zurückgeblickt. In der Weihnachtsnacht am 25. Dezember 1867 in Breslau geboren, wuchs er in einer jüdischen Familie auf, die seit Generationen vom Weinhandel geprägt war. Sein Vater, eher still, verständigte sich in seinem Freundeskreis polnischer Adliger in ihrer Muttersprache. Seine Mutter, eine geborene Calé, war dagegen lebhaft und bodenständig. Sie brachte ihm das Französische, die Musik und Dichtung nahe. Die ältere Schwester Annchen bezeichnete er als seine zuverlässigste Freundin. Die Erziehung war liebevoll fördernd und die familiäre Atmosphäre offen, herzlich und sehr humorvoll. Die Schulzeit war durch seine beginnende Theaterbegeisterung geprägt. Das Wohnhaus der Familie lag gegenüber dem Stadttheater. Ein erster Artikel in der Berliner Täglichen Rundschau fand dort Anklang und bestimmte auch seinen weiteren Lebensweg. Er durfte mit knapp Zwanzig sein Studium in Berlin fortsetzen und wohnte erst einmal am Lützowufer 30 in Tiergarten. In der Großstadt erwarteten ihn gesellschaftliche Umbrüche, große Veränderungen in Verkehr und Industrie und ebenso bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse.

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Alfred Kerr 1903 (links unten). ohne Angaben. Gemeinfrei

Kerr war jetzt regelmäßiger Theaterbesucher. Dort setzte sich mit Hauptmann der Naturalismus durch. Kerr begrüßte solche Stücke wie Vor Sonnenaufgang und Die Weber. Auch die Darstellung von Alkoholismus, Sexualität und des mörderischen Frühkapitalismus gehörten seiner Ansicht nach auf die Bühne. Ebenso war er von den neuen Autoren wie Ibsen, Wedekind, Schnitzler, Strindberg, Shaw, Hofmannsthal fasziniert.

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Alfred Kerr 1904, R. Dührkopp. Gemeinfrei.

Schon während seines Studiums schrieb er regelmäßig viel beachtete Kritiken. So berichtete Zuckmayers Mutter hocherfreut, dass Kerr bei der Premiere des Fröhlichen Weinbergs zweimal gelächelt habe . . . . Kerr schrieb über das Stück eine sehr lobende Kritik, und damit wurde es ein großer Erfolg. Genauso konnte er aber auch selbstbewußt Stücke verreißen „Ich sage, was zu sagen ist!“

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Alfred Kerr 1907, Lovis Corinth. Gemeinfrei.

Mutig kämpfte er mit Tucholsky für die Freiheit und Ehrlichkeit der Kritik, trat gemeinsam mit Brecht für Johannes R. Becher in einem „künstlerischen Hochverratsprozess“ ein. Brecht selbst warf er dagegen vor, nur Denkfiguren darstellen zu können, aber keine Menschen. Mittlerweile war er zum Chefkritiker des Berliner Tageblatt aus dem Mosse-Verlag aufgerückt. Wie weit sein Einfluß reichte, zeigte Musils Erfahrung mit Kerr. Er hatte sich vollkommen unbekannt mit seiner Erzählung Der junge Törrless an ihn um Hilfe gewandt. Kerr hatte dann die Erzählung Seite für Seite durchgesehen, ihm einen Verlag gesucht und das Werk mit einer lobenden Kritik vorgestellt. Damit hatte Musil einen Namen. Kritik war eben nach Kerr die vierte Kunstform in der Literatur, neben Dramatik, Epik und Lyrik. Seine Kritiken bestätigen es. Sie lesen sich heute wie auch seine Briefe aus Berlin, zeitgenössische Schilderungen aus der Kaiserzeit, noch genauso frisch und vergnüglich wie bei ihrer Entstehung. Diese Briefe waren kleine Kunstwerke, die er mit spitzer Feder und Ironie verfasste und sich gleichzeitig als Liebhaber dieser Stadt zu erkennen gab. Auch die Erlebnisse bei seinen kleinen Fluchten aus der Reichshauptstadt hat er dort wiedergegeben. Er reiste gern, auch ins Ausland, und berichtete dann ausführlich in seinen Reisebüchern. Seine Kritiken erschienen 1917 fünfbändig bei S. Fischer als Die Welt im Drama.
1918 starb wenige Monate nach der Hochzeit seine Frau an der Spanischen Grippe, er selbst überlebte diese schwere Krankheit nur knapp. Seine zweite Ehe mit der Komponistin Julia Weißmann stand dagegen unter einem glücklicheren Stern. Ihnen wurden zwei Kinder geboren, Judith und Michael.

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Alfred Kerr fotografiert Julia Kerr 1920 auf ihrer Hochzeitsreise. Judith Kerr. Gemeinfrei.

Sein sechzigster Geburtstag 1927 wurde groß gefeiert. Neben seiner Arbeit als Kritiker gab er mit Paul Cassirer ab 1911 die Zeitschrift Pan heraus. In diesem Zusammenhang ist auch sein jahrelanger Konflikt um Sachliches und Persönliches mit Karl Kraus zu erwähnen. Gleichzeitig interessierte er sich für die neu entstehenden Medien Film und Rundfunk. So war er Ende der Zwanziger Jahre mit literarischen Sendungen im Rundfunk zu hören. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus nutzte er dieses Medium zunehmend, um heftig gegen die NSDAP und insbesondere Goebbels Front zu machen. Dabei beklagte er die Uneinigkeit und damit Wirkungslosigkeit der Opposition.
Er exponierte sich so sehr, dass er mit Leibwächtern zum Rundfunk gefahren und wieder nach Hause gebracht werden mußte. Im Februar 1933 erhielt Kerr eine Warnung, dass sein Pass eingezogen werden sollte. Am selben Abend noch fuhrer, obwohl krank, nach Prag. Wenige Tage später folgte ihm seine Familie ins Exil. Am 10. Mai 1933 werden seine Bücher zusammen mit denen anderer bekannter Autoren auf dem Berliner Opernplatz verbrannt. Seine Werke sind verfemt und werden aus den Bibliotheken ausgesondert.

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Alfred Kerr 1932. Fotograf R. Sennecke. Französische Nationalbibliothek. Gemeinfrei.

Als einem der ersten wird ihm August 1933 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Aber als eine noch größere Tragödie erlebt er den Verlust der Freundschaft mit dem verehrten und von ihm geförderten Gerhart Hauptmann. Hauptmann hat sich aus sehr fragwürdigen, materiellen Gründen Hitler angedient. Kerr ruft ihm hinterher „Es gibt seit gestern keine Gemeinschaft zwischen mir und ihm …. Ich kenne diesen Feigling nicht….. Hauptmann schmeichelt dem Raubgesindel…..Der weltberühmte Dichter eines antikapitalistischen Dramas wurde durch Geld zur Strecke gebracht.“
Kerr hat sich zeitlebens zu seinem Judentum bekannt, sich aber erst spät in Ein Jude spricht zu Juden mit ihm auseinandergesetzt.
Weder in der Schweiz noch in Frankreich gelingt es ihm trotz seiner guten französischen Sprachkenntnisse Fuß zu fassen.

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Alfred Kerr Passphoto 1935. o.A. AdK Alfred Kerr-Archiv.

1935 übersiedelt die Familie nach London. 1938 ist er bei der Gründung des Deutschen Kulturbundes beteiligt, von 1941 bis 1946 ist er Präsident des deutschen PEN Clubs im Exil, aber beruflich kann er nicht mehr an seine Berliner Zeit anknüpfen. Seine Kinder genießen anfangs die viele Zeit, die sie mit den Eltern verbringen können, auch wenn sie unter sehr ärmlichen Umständen leben. Kerr selbst vermag trotz eigener Depressionen immer noch seine Frau und seine Kinder zu trösten. Er selbst leidet an der schmerzhaften Leere seines Lebens. Mit Achtzig erhält er die britische Staatsangehörigkeit. Bernhard Shaw hat ihn dabei sehr unterstützt. Nach 1945 fängt Kerr wieder an, für deutsche Zeitungen zu schreiben und unternimmt 1948 seine erste Reise nach Deutschland. In Hamburg geht er das erste Mal nach 15 Jahren wieder in ein deutsches Theater und sieht Romeo und Julia. Nachts erleidet er einen Schlaganfall, eine halbseitige Lähmung ist die Folge. Seine Frau begleitet ihn in den letzten Tagen. Seiner Tochter trägt er auf, glücklich zu werden. Seinem Sohn Michael schreibt er zuletzt „Ich habe das Leben sehr geliebt, aber beendet, als es zur Qual wurde.“ Er stirbt am 12. Oktober 1948 in Hamburg.

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Atelierhaus mit Achenbachbrücke. Historische Postkarte. Sammlung Bienert.

Das Atelierhaus in Siegmunds Hof 11


Auch im 19. Jahrhundert gab es in Berlin zu wenig Ateliers. Deshalb entstanden im Berlin der Gründerzeit erste Häuser ausschließlich für Ateliers. So planten die Königlichen Bauräte Böckmann und Ende einen der ersten Neubauten für diesen Zweck im Hansaviertel. 1886 errichteten sie auf dem Grundstück Siegmunds Hof ein Atelierhaus für Maler und Bildhauer direkt am Spreeufer. Dieses Haus lehnte sich in seiner Funktionalität an die Gewerbebauten an, die zu dieser Zeit auf vielen Berliner Hinterhöfen entstanden. Im Unterschied zu ihnen stand das Haus aber vollkommen frei an der Spree.

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Lageskizze des Atelierhauses Siegmundshof 11. Landesarchiv Berlin

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Nord-Ansicht. des Atelierhauses Siegmundshof 11. Landesarchiv Berlin

Seine Ateliers waren mit ihren großen Fenstern nach Norden ausgerichtet, in geringem Umfang auch nach Osten. Das ergab für die Künstler die besten Lichtbedingungen. Die Raumhöhe betrug jeweils über fünf Meter. Daneben waren die Ateliers mit einem weiteren Wohnraum ausgestattet.

Bauplan Atelierhaus erster Stock. Landesarchiv Berlin

Als erste Mieter sind vor allem Professoren der Königlich Preußischen Akademie der Künste verzeichnet. Darunter befand sich auch der Bildhauer Reinhold Begas. In den nächsten Jahrzehnten änderte sich die Zusammensetzung der Künstler aber erkennbar. Nach der Jahrhundertwende zogen zunehmend auch Frauen ein. Zuletzt machte ihr Anteil mehr als ein Drittel aus. Nach der Gründung der Berliner Secession, unter anderem durch Max Liebermann, bestimmte deren Kunstauffassung den Stil der Kunstwerke, die hier entstanden. Also keine Allegorien und Historienmalerei mehr. In dem täglichen Zusammenarbeiten und Zusammenleben bildeten sich Künstlergemeinschaften und wurden Feste gefeiert. Käthe Kollwitz hat unter anderem darüber in ihrem Tagebuch geschrieben.
1924 erwarb die jüdische Synagogengemeinde Adass Jisroel das Haus und baute es schrittweise in eine Schule mit einer Synagoge um. 1934 ist die Malerin Irmengard von Suckow die letzte Künstlerin im Haus. Bis zum Sommer 1941 konnte die jüdische Gemeinde noch die Synagoge benutzen, danach musste sie das Gebäude auf Befehl der Gestapo räumen. Es wurde bei den Bombenangriffen im März 1943 zerstört.

Historische Postkarte. Sammlung Bienert

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Historische Postkarte. Sammlung Buchholz

Einige Küstlerinnen und Künstler,
die bis 1934 im Atelierhaus gearbeitet haben.

Arnold, H., Kunstmaler (1914-1928)
Bauer, M., Bildhauerin (1908-1912)
Becher, P., Bildhauer (1908-1920
Begas, R., Bildhauer (1889-)
Block, J., Maler (1908-1920)
Blohm, W., Kunstmaler (1908-1911)
Bracht,E., Bildhauer (1890-)
Budko, J., Kunstmaler (1919-1928)

Dirksen, Bildhauer (1910)
Duncau, Malerin (1908)
Eberlein, Bildhauer (1910)
Eichhorst, F., Kunstmaler (1912-1928)
Epner, E., Bildhauer (1912-1913)
Falk-Finkelstein, Maler (1910)
Fränkel, F., Malerin (1908-1911)
Frankenbach, Th., Maler (1910)

Gaul, A., Bildhauer (1898-)
Gawens, Bildhauer (1921)
Genthe, J., Bildhauerin (1913-1914)
Götze, O., Kunstmaler (1911-1913)
Goldberg, E.,Maler (1910)
Gordon–Craig, E., Maler (1908)
Granzow, W., Kunstmaler (1916-1918)


Haniel, R., Bildhauerin (1919)
Harrach, H. A., Bildhauer (1912-1919)
Heise, K., Kunstmalerin (1916-1932)
Herz, Kunstmalerin (1916)
Hidding, H., Bildhauer (1890-)
Hochmann, H., Bildhauer (1912)
Hoffmann, A., Bildhauer
Hosaeus, H., Maler (1890-)
Hunerwadel, A., Bildhauer (1912-1918)

Junghann M., Bildhauerin (1909-1911)
Kampf, A., Maler (1890-)
v. Klever, J., Maler (1908-1911)
Knille, O., Maler (1888-)
Koch, M., Kunstmalerin (1913-1914)
Köpping, Maler (1908)
Kollwitz, K., Bildhauerin (1913-1921)
Kraemer, Bildhauer (1921-1929)
Kulwansky, Kunstmaler (1927-1929)


Landau, D., Bildhauerin (1913)
Langhan, Bildhauerin (1921)
Lederer, H., Bildhauer (1910-1919)
Lejeune, L., Maler (1890-)
Lüdecke, H., Kunstmaler (1919-1921)

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Maaß, H., Kunstmaler (1908-1920)
Maddalena, T., Maler, Bildhauer (1913-1914)
Magnussen, W., Maler (1890-)
Maron, V., Malerin (1908-1909)
Marquart, B., Maler (1911-1913)
Mauracher, Bildhauer, Maler (1913-1914)
v. Mielzynski, M., Kunstmaler (1909-1919)
Mitscherlich, F., Bildhauerin (1909-1912)
Müller–Mathis, M., Bildhauerin (1912)
Nehring, Kunstmalerin (1927)
Neumann, Kunstmaler (1919-1921)

Pagels, H. I., Bildhauer (1908-)
Palmer, A., Maler (1910)
Parsons, K., Bildhauerin (1908-1911)
Peirotta, G.D., Kunstmaler (1908-1913)
Peterich, Bildhauer (1919-1921)
Rauch,J., Bildhauer (1916-1919)
Rehrmann, W., Kunstmaler (1910-1914)
Reißner, W., Bildhauer (1908)
Retticke, Bildhauer (1921)
Salomon–Schüler, W., Maler (1909)
Schebeck, F., Kunstmaler (1913-1914)
Schmarje, W., Medailleur
Schreiber, K., Bildhauerin (1912-1913)

Schulz, H., Kunstmaler (1913-1923)
Schwabach, Kunstmalerin (1914)
Seebold, R., Kunstmaler (1911)
Stademann,G., Kunstmaler (1913-1919)
Stuckenberg, F., Kunstmaler (1912-)
v. Suckow, I., Malerin (1908-1934)
Taschner, I., Bildhauer (1908-1914)
Terlass, P., Bildhauer (1912-1923)
v. Vietinghoff, gen. Schoel, Malerin (1908)

Waldschmidt, A., Kunstmaler (1912)Weiß, W., Bildhauer (1908-1911)
Wendel, Bildhauer (1913-1919)
Wenck, E., Bildhauer (1919-1929)
Werkmeister, Kunstmaler (1916-1918)
Wentscher, Kunstmaler (1919-1929)
Wiese, Bildhauer (1913-1914)
Wittekind, H., Bildhauerin /1919-1928)
v.Wetter-Rosenthal, C., Bildhauerin (1909-1914)
Wolf, E., Maler (1908)
Würzbach, H., Maler (1909-1911)
Wollmann, O., Malerin, Bildhauerin (1911-1920)

Josef Budko. Dreissiger Jahre. Fotograf unbekannt.
Central Zionist Archive in Israel. Gemeinfrei

Joseph Budko 1888 – 1940

Geb. 27. August 1888 in Płońsk, Russisches Kaiserreich; gest. 17. Juli 1940 in Jerusalem (Völkerbundmandat für Palästina).

Er studierte seit 1902 an der Kunstschule in Wilna und setzte seine Ausbildung als Graphiker und Zisileur am Berliner Kunstgewerbemuseum und bei Hermann Struck ab 1910 fort. Struck bezeichnete ihn als seinen Lieblingsschüler. 1922 arbeitete Marc Chagall in seinem Atelier, als er sich für ein Jahr in Berlin aufhielt.
Mitte der Zwanziger Jahre begann er sich mehr der Malerei zu widmen. 1933 war er als Jude gezwungen, nach Palästina zu emigrieren. Dort leitete er 1934 bis 1940 die neue Kunstgewerbeschule Bezalel School for Arts & Crafts in Jerusalem. Budko fertigte eine Vielzahl von graphischen Arbeiten zum ostjüdischen Kulturkreis und zu biblischen Themen an. In Palästina stellte er auch dortige Landschaften dar.

Er arbeitete von 1919 bis 1928 im Atelierhaus.
Das Jüdische Museum Berlin besitzt eine umfangreiche Sammlung seiner Arbeiten. https://www.jmberlin.de/sammlung

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Ottilie Johanna Wollmann 1882 – 1944

Geb. 8. März 1882 in Berlin;

gest. nach dem 9. Oktober 1944 im KZ Auschwitz. Tochter von Adolf Wollmann (1842–) und Jenny Nathan (1857–1942). Sie wohnte zuletzt mit ihrer Mutter in der Motzstraße. Am 27. Juli 1942 wurden beide als Jüdinnen in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb die Mutter an den Haftbedingungen, Ottilie Wollmann wurde am 9. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Sie studierte Bildhauerei bei Fritz Klimsch und Max Kruse. 1911 nahm sie an der ersten juryfreien Kunstausstellung teil und 1923 an der Großen Berliner Kunstausstellung, 1929 trat sie in den Verein Berliner Künstlerinnen ein. 1935 konnte sie ihre Plastik Mutter und Kind im Jüdischen Museum ausstellen. Es existiert ein Foto von Abraham Pisarek, das sie bei der Arbeit an der Büste von Kurt Singer zeigt, dem damaligen Vorsitzenden des Jüdischen Kulturbundes.
Ottilie Wollmann arbeitete von 1911 bis 1921 im Atelierhaus.

2004 zeigte das Gotische Haus in Spandau ihre Plastik Gret Palucca, die dort leider gestohlen und bis heute unauffindbar blieb.

2014 kam eine weitere Kopie dieser Plastik unter der Bezeichnung DYNAMISCHER TANZ (GRET PALUCCA) in der Villa Grisebach zur Auktion. Sie wurde für 3500 € ersteigert.

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Katalog Grisebach.DYNAMISCHER TANZ
(GRET PALUCCA). Fotograf unbekannt.

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Institut für Sexualwissenschaft In den Zelten 10

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Institut für Sexualwissenschaft. Magnus Hirschfeld-Gesellschaft. Fotograf unbekannt.
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Als Magnus Hirschfeld 1896 nach Berlin zog, interessierte er sich zunehmend für die Literatenszene der Reichshauptstadt. Der Arzt und Sexualwissenschaftler fand bald Anschluß an den Friedrichshagener Dichterkreis. Menschen aus diesem Kreis gründeten die Neue Gemeinschaft, eine Gruppe , die sich mit alternativen Lebensgemeinschaften beschäftigte und aus der heraus später auch Ascona am Monte Veritá entstand. In der Neuen Gemeinschaft trafen sich unter anderem Elsa Lasker-Schüler, Martin Buber, die Gebrüder Hart, Felix Holländer, Gustav Landauer, Erich Mühsam und Peter Hille. 1919 gründete Magnus Hirschfeld das Institut für Sexualwissenschaften In den Zelten 10.

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Magnus Hirschfeld. Fotograf unbekannt. Magnus Hirschfeld-Gesellschaft.

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Besuch des preußischen Kultusministers Konrad Hänisch, links von Magnus Hirschfeld und dessen Schwester Recha Tobias. Ohne Angaben. Fotograf unbekannt. Bayrisches Hauptstaatsarchiv München.

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Geburtstag von Adolf Brand (1874-1945) 1924 , rechts von Magnus Hirschfeld (zweite Reihe mit Halsschleife). Fotograf unbekannt. Magnus Hirschfeld-Gesellschaft.

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Neben Medizinischer Behandlung und Forschung fanden dort auch Veranstaltungen zur gesundheitlichen Volksaufklärung statt. Die Institutsbibliothek und die wissenschaftliche Sammlung waren ein weiterer Anziehungspunkt für Besucher. Neben den Gästezimmern des Institutes betrieb Hirschfelds Schwester Recha im Nachbarhaus eine Pension. Diese Wohngelegenheiten nutzten u.a. Walter Benjamin, Anita Berber, Ernst Bloch, Harry Domula, Christoph Isherwood, Peter Martin Lampel, Willy Münzenberg und Ludwig Renn.
Hirschfeld führte ein bekanntermaßen offenes Haus und konnte so auch Gäste wie Til Brugman, Sergej Eisenstein, André Gide, Gerhart Hauptmann, Ivor Montagu, Christian Schad und Thea Sternheim begrüßen.

Kostümfest im Institut. Ohne Datum. Links außen Recha Tobias, rechts Karl Giese
und Magnus Hirschfeld. Fotograf unbekannt. Magnus Hirschfeld-Gesellschaft.

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Gäste und Besucher des Institutes für Sexualwissenschaft:

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Ludwig Renn. Geb. 22. 04.1889 Dresden; gest. August 1979 Berlin. Spanienkämpfer,Schriftsteller. Joris Ivens (li) und Ernest Hemingway mit Ludwig Renn (re) 1936. BA Fotograf unbek. Unter CC-BY-SA 3.0.

Qellen:

https://www.spektrum.de/news/institut-fuer-sexualforschung-die-erste-transgender-klinik/1996666?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute

https://gleis69.de/projekte/juedische-aerzte-und-apotheker-in-tiergarten#Institut-f%C3%BCr-Sexualwissenschaft