Ehrung für die Erhaltung jüdischen Kulturgutes

Wir freuen uns sehr für die Ehrung, die unser Gründungsmitglied Dr. Vera Braun für ihre jahrelange Arbeit zur Erhaltung von Gedenksteinen ungarischer Soldaten jüdischen Glaubens in Budapest erhalten hat.

Frau Dr. Braun am 17. Mai 2023 bei der Ehrung in Budapest. u-b

Im Frühjahr 1945 hatte die Rote Armee Budapest und das östliche Ungarn bereits befreit. An der Westgrenze Ungarns versuchten die deutsche Wehrmacht und ihre faschistischen ungarischen Verbündeten die Sowjets mit einer letzten Kraftanstrengung zum Stehen zu bringen. Dafür bauten sie dort die sogenannte Abwehrfront West und setzten für die Schanzarbeiten ungarische Soldaten jüdischen Glaubens ein. Ihnen hatte man aus einer antisemitischen Unterstellung, dass sie nicht richtig kämpfen würden, keine Waffen anvertraut – eine besondere ungarische Variante. In dem Chaos vor Kriegsende gab es keine Namens- oder Totenlisten mehr. Wer nach der Nachtruhe in Scheunen und Fabrikhallen morgens nicht mehr aufstehen oder auch keine Arbeit mehr leisten konnte, wurde kurzerhand erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Deshalb gab das Rabbinat im Sommer 1945 zum ersten und einzigen Mal die Erlaubnis, diese Massengräber zu öffnen, um die Ermordeten mit Hilfe der Militär-Erkennungsmarken und der angereisten Angehörigen zu identifizieren.

Die Gedenksteine auf dem jüdischen Friedhof „Kozma Utca“ in Budapest. v-b

1948 hat die Jüdische Gemeinde auf dem jüdischen Zentralfriedhof Budapests für diese jüdischen Soldaten einen Gedenkort errichtet. Dort wurden entsprechend der Fundorte Gedenksteine für die einzelnen Märtyrer aufgestellt. Diese Gedenksteine waren in den letzten Jahren so verwittert und unleserlich geworden, dass sich Frau Dr. Braun entschloss, in dieser Richtung etwas zu unternehmen. Sie organisierte in Zusammenarbeit mit der Aktion Sühnezeichen und mit dem jüdischen Kulturbund in Ungarn seit 2017 internationale Sommerlager in Budapest. Deren TeilnehmerInnen säuberten in mühsamer Kleinarbeit die Steine und zeichneten dann die Inschriften nach. Sie gaben so den Toten ihre Namen wieder. . .Daneben erhielten die TeilnehmerInnen auch einen Einblick in die jüdische Geschichte Ungarns.

Für dieses hohe Engagement erhielt jetzt Frau Dr. Braun am 17. Mai 2023 vom Jüdischen Kulturbund Ungarns MAZSIKE die Ehrenmedaille für die Erhaltung jüdischen Kulturgutes. Wir gratulieren ihr herzlich dazu.
Sie hat ebenfalls einen Film über die Arbeit in dem Sommerlager initiiert, der mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Die Arbeit auf dem Friedhof in Budapest wird in ca. drei Jahren abgeschlossen sein.
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