Wie auch etliche andere Sportvereine hat sich Berlins Bundesligist Hertha BSC in den letzten Jahren mit seiner jüngeren Vergangenheit beschäftigt.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 übernahm auch Hertha BSC das Führerprinzip und die NS-Ideologie. Die jüdischen Mitglieder mussten den Verein verlassen – mit der Begründung „Nichtarier“. Dazu gehörte am 26.9.1938 auch der allseits beliebte und fachlich geschätzte Mannschaftsarzt Dr. Hermann Horwitz. Neben seiner Allgemeinpraxis hatte sich Horwitz intensiv der noch wenig entwickelten Sportmedizin gewidmet – bis zur richtigen Ernährung vor Wettkämpfen. Mit dieser Betreuung gewann der Verein nacheinander 1930 und 1931 die Deutsche Meisterschaft.
Horwitz war 1885 in Berlin geboren und hier aufgewachsen und hatte an der Friedrich Wilhelm Universität Medizin studiert. 1919 erhielt er seine Approbation und wurde 1920 promoviert. Seit 1922 arbeitete er schließlich als Allgemeinarzt in seiner Praxis. 1938 verlor er seine Kassenzulassung und war dann als sog. Krankenbehandler für ausschließlich jüdische Patienten tätig. Seine letzte Wohn- und Praxisadresse war in der Prager Str.24 in Berlin-Wilmersdorf. Dort liegt auch ein Stolperstein zur Erinnerung an ihn.
Über das Sammellager Große Hamburger Straße wurde er schließlich vom Güterbahnhof Moabit am 19. April 1943 mit dem 37. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Er war dort noch eine Zeitlang als Häftlingsarzt eingesetzt. Das Kriegsende hat er aber nicht überlebt.
Seit 2017 hat sich eine engagierte Gruppe von Hertha-Mitgliedern zusammen mit HistorikerInnen an eine umfangreiche und schwierige Recherche zu Hermann Horwitz gemacht. Die Ergebnisse hat der Verein in einer beachtlichen Druckschrift zusammengefasst.
Jetzt nahm der Verein den achtzigsten Jahrestag von Dr.Hermann Horwitz Deportation zum Anlass, am Gedenkort Güterbahnhof Moabit an sein Schicksal zu erinnern. Dazu hatte der Verein und Frau Bella Zchwiraschwili vom World Jewish Congress eingeladen.
Der Geschäftsführer von Hertha BSC, Herr Thomas Herrich, berichtete von Horwitz Leben und Herr Thomas Abel vom Verein Gleis 69 schilderte die lange und schwierige Geschichte des Gedenkortes. Zum Abschluss betete eine Gruppe der Jüdischen Gemeinde das Kaddisch vor den Kränzen auf dem Gleis 69. Dieses Gebet preist Gott und wird häufig zum Gedenken an Verstorbene gesprochen.
Viele der BesucherInnen war dieser Gedenkort und die Geschichte der Deportationsrampe am Gleis 69 bis zum heutigen Tag unbekannt. Deshalb haben wir uns besonders über das Interesse an diesem Ort gefreut und hoffen, dass daraus auch weitere Unterstützung für die Rettung der gefährdeten Deportationsrampe entsteht.
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