Eine Gemeinde in Galizien – vor achtzig Jahren.

Frysztak ist heute ein lebendiger Ort mit Holzindustrie, vielfältigem Kleingewerbe und einem gut besuchten Markt. Er liegt zwischen Rzeszów im Nordosten und Krosno im Südwesten. Die anliegende Eisenbahnlinie wird gerade wieder in Betrieb genommen.


Seit dem 16. Jahrhundert leben bereits Juden in Frysztak. In dieser Zeit wird ein Friedhof angelegt. Eine Gemeinde besteht seit Mitte des 17. Jh.. 1772 kommt F. unter österreichische Herrschaft. Bald darauf gibt es eine Straßenverbindung nach Strzyżów und Krosno. Nach einem ausgedehnten Stadtbrand siedeln Juden von ihrem Wohnviertel zum Marktplatz um. 1810 wird eine Synagoge aus Stein gebaut. Im 19. Jh. gibt es außerdem eine jüdische Bibliothek, eine Thora-Talmud-Schule und das Krankenhaus für Arme. Stellvertretender Bürgermeister im Ort ist ein Jude. Juden erwerben zunehmend Landbesitz.
1898 findet am Markttag ein Pogrom statt, die österreichische Gendarmerie greift aber schnell ein. 1918 begehen Bauern aus den umliegenden Dörfern einen weiteren Pogrom .
In der Zwischenkriegszeit gab es in F. zwei Synagogen und ein Lehrhaus mit einer umfangreichen Bibliothek. Traditionelle jüdische Verbände, vor allem die orthodoxe Aguda, aber auch Zionisten und Revisionisten waren zahlreich in F. vertreten. Drei Viertel der Bevölkerung bestand aus Juden, der letzte Rabbiner war Chaim Baruch Halberstam aus der Zadik-Familie aus Nowy Sącz.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs besetzte die deutsche Wehrmacht Frysztak. Damit begann die willkürliche Ermordung der Juden. 1941 wurde ein Arbeitslager eingerichtet, 1942 das Ghetto, in dem auch die Juden der umliegenden Dörfer festgehalten wurden.

Massengrab im Wald von Warzyce. TAL

Im Juli 1942 wurden mit 850 Menschen die Hälfte der Ghettobewohner im Wald von Warzyce ermordet. Die anderen Juden fanden überwiegend im Vernichtungslager Bełżec einen gewaltsamen Tod. Die Menschen die sich in den umliegenden Wäldern versteckt hatten, wurden fast alle von der SS entdeckt. Von über 1300 Juden in Frysztak sollen nur 20 Menschen überlebt haben.

Der jüdische Friedhof in Frysztak ist heute das einzige, was von dem damaligen jüdischen Leben noch vorhanden ist. Den Schlüssel zum Friedhof kann man im danebenliegenden Spielzeuggeschäft erhalten.

Mahnmal über dem Tal der Gogołówka. TAL

Vor drei Jahren hat ein Einwohner der Gemeinde ein Mahnmal auf seinem Grundstück aufgestellt:

In dem schönen vor Dir liegenden Tal von Gogołow lebten über Jahrhunderte
viele polnische Bürger jüdischer Abstammung.
Während der deutschen Besatzung wurden 1942 zehn hier lebende jüdische Familien
in das Ghetto von Frysztak zwangsumgesiedelt.
Sie wurden später auf bestialische Art samt Kindern, Frauen und Alten ermordet.
Früher haben sie unter uns gelebt und gearbeitet. Sie wurden wenn erforderlich
Soldaten und haben loyal wie ihre polnischen Nachbarn gekämpft und manchmal
auch ihr Leben bei Verteidigung des gemeinsamen Vaterlandes geopfert.
Wenn wir 1942 ihnen nicht helfen konnten, denken wir zumindest heute an sie.
Gogołow 2020.

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