Chanukka in Chemnitz

Die Chanukkia am achten Tag. TAL

Gestern wurde auch in Chemnitz das achte Licht an der Chanukkia angezündet. Bei dem heftigen Wind am Abend kein ganz leichtes Unternehmen. Die Gemeinde hat sich in diesem Jahr vorgenommen,
Chanukka gemeinsam mit der Stadtgesellschaft zu feiern.

Dazu hatte sie im November einen Londoner Künstler mit dem Entwurf für eine Chanukkia beauftragt. Trotz der kurzen Zeit gelang es, Entwurf und Chanukkia bis Anfang Dezember fertigzustellen. Pünktlich am 7. Dezember zündete die Gemeinde das erste Licht an. Für jedes der Lichter hatte sie eine Patenschaft vergeben, jeweils an eine Partei oder einen Verein. Am Donnerstag war die Partei die LINKE Patin für das achte Licht. So reihte sich die jüdische Gemeinde ganz selbstverständlich als Mitglied der Stadtgesellschaft ein.

Frau Dr. Ruth Röcher von der Jüdischen Gemeinde Chemnitz begrüßt die Gäste. TAL

An jedem Abend von Chanukka versammelten sich rund hundert Menschen um den Leuchter, freuten sich auf das Anzünden des Lichtes, machten Musik und feierten zusammen. Ganz von selbst bezog diese Fröhlichkeit auch mich als Gast mit ein.

Das Klavier der Familie Margulies in den Chemnitzer Kunstsammlungen. TAL

Vorher am Tag hatte ich mir in den Chemnitzer Kunstsammlungen das Klavier der Familie Margulies angesehen. Ich kannte es bereits aus der Ausstellung von Yad Vashem im Deutschen Bundestag. In der Hoffnung, diese Ausstellung für die Kulturhauptstadt im Jahr 2025 nach Chemnitz zu vermitteln, hatte ich den Kontakt zwischen den Freunden von Yad Vashem und der jüdischen Gemeinde hier vermittelt. Ganz erfolgreich war dies Unternehmen nicht, aber immerhin war das Klavier jetzt für eine Einzelausstellung nach Chemnitz gekommen.

Der Jüdische Friedhof auf dem Kaßberg in Chemnitz.
Vorn die Kindergräber, hinten die Trauerhalle. TAL

Anschließend besuchte ich den jüdischen Friedhof. Er liegt dort auf dem Kaßberg oberhalb der Stadt mit seinen historischen Gräbern aus dem 19. Jahrhundert, dem großen Feld für die Kindergräber und der restaurierten Trauerhalle. Auf dem Rückweg in die Stadt begegneten mir die Stolpersteine von deportierten Chemitzerinnen und am Stephanplatz das Mahnmal für die von der SA in der Reichspogromnacht zerstörte alte Synagoge.

Das ehemalige Kaufhaus Schocken in Chemnitz. TAL

Zurück in der Stadt suchte ich wieder das Staatliche Museum für Archäologie auf. Es ist im ehemaligen Kaufhaus Schocken untergebracht. Hier findet der Besucher auch eine Dauerausstellung über den Kaufhauskonzern der Gebrüder Schocken und den Architekten verschiedener ihrer Kaufhäuser, Erich Mendelsohn. Das Chemnitzer Kaufhaus ist das letzte erhaltene seiner Art in Deutschland – und nach fast hundert Jahren immer noch elegant und von der Architektur her auf der Höhe der Zeit.
Ein anregender Ausflug im Dezember.
TOL-