Als Verein sehen wir auf ein abwechslungsreiches Jahr 2022 zurück. Mit Hilfe von zahlreichen Kooperationen und persönlichen Beziehungen haben wir eine Anzahl unterschiedlichster Veranstaltungen anbieten und so auch unterschiedliche Altersgruppen ansprechen können.
Dabei freuen wir uns besonders über die Zusammenarbeit mit mehreren Tiergartener Schulen und der Humboldt-Universität. Weitere Zugänge eröffneten uns Veranstaltungen mit der Ev. Kirchengemeinde Tiergarten und dem Meerbaumhaus. Außerdem konnten wir eine Ausstellung in der Hansabibliothek zeigen.
Besonders erfreulich sind die langfristigen Projekte, die sich jeweils aus dem Thema heraus entwickelt haben. Darunter das Projekt um die Gedenktafel für die Vermögensverwertungsstelle, das wir mit dem Französischen Gymnasium seit 2020 bearbeiten. Es wird wahrscheinlich noch bis 2025 andauern.
Ein anderes Projekt um den 11.Osttransport von Moabit nach Piaski hat uns zusammen mit der Humboldt- Universität seit dem Sommer 2021 beschäftigt und in einer Ausstellung im Oktober 2922 seinen Abschluss gefunden.
Um unsere Ausstellung „Zwischen Emanzipation und Assimilation. Jüdische Künstlerinnen und Künstler in Tiergarten“ gruppierten sich Stadtspaziergänge, KuratorInnenführungen, eine Buchvorstellung, eine Preview und schließlich die Finissage.
Nicht vergessen werden wir die verschiedenen Gedenkzeremonien, das Stolpersteinputzen in der Thomasiusstraße und das erste Treffen am Runden Tisch in der Topographie des Terrors, das sich als Ergebnis unseres Offenen Briefes 2021 mit dem Schicksal der verrottenden Deportationsrampe beschäftigte.
Die folgenden Bilder stehen stellvertretend für die verschiedenen Veranstaltungen. Die damit verbundenen Links führen zu weitergehenden Informationen.
Die Bilder der Recherchen in Polen und vom Sommercamp in Ungarn stellen einen größeren Zusammenhang zum Zeitgeschehen des Dritten Reiches her.
Die Arbeit unseres Vereins wurde in erster Linie durch Spenden ermöglicht, daneben auch durch einzelne öffentliche Zuwendungen und durch die nicht erfasste umfangreiche ehrenamtliche Tätigkeit.
Wir hoffen darauf, dass unsere Arbeit weiterhin Ihre Zustimmung und Unterstützung erfährt.
Als gemeinnützig anerkannter Verein stellen wir für Ihre Spenden entsprechende Bescheinigungen aus.
Das Jahr 2022 begann aus Anlass des Holokaust-Gedenktages mit einer Veranstaltung des BA Mitte vertreten durch die Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger. Rabbiner Yehuda Teichtal und ein Vertreter der Bayer AG nahmen als Gäste teil. Die SchülerInnen der AG ERINNERN der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule sorgten für einen angemessenen Rahmen.
Am selben Abend gestalteten wir ein stilles Gedenken unter dem Motto „Lichter gegen Dunkelheit“. An dieser Veranstaltung nehmen deutschlandweit ein Großteil der Gedenkorte teil.
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Der Holokaust-Gedenktag ist auch der Anlass für das Stolpersteinputzen, dass wir seit fünf Jahren gemeinsam mit der Ibn Rushd – Goethe – Moschee – Gemeinde, der Initiative Thomasiusstraße und der Ev. Kirchengemeinde Tiergarten veranstalten.
Dabei putzen wir auch die Stolpersteine für die Geschwister Holländer, die aus Tarnów stammen und mit dem 11. Osttransport vom Güterbahnhof Moabit nach Piaski deportiert worden sind.
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Im Zusammenhang mit dem Projekt zur Gedenktafel für die Vermögensverwertungsstelle veranstalteten wir im Oktober 2021 eine Ausstellung vor dem Rathaus Tiergarten. Da das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, wanderte die Ausstellung danach in das Französische Gymnasium und wird seitdem regelmäßig aktualisiert.
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Bei unseren Bemühungen um die Rettung der verrottenden Deportationsrampe am Gleis 69 sind wir in diesem Jahr auch ein Stück weitergekommen. Nach einer Begegnung mit dem CEO der Deutschen Bahn,
Dr. Richard Lutz, fand mit VertreterInnen der DB Bahnbau im März 2022 ein Vorort-Termin am ehemaligen Güterbahnhof Moabit statt. Dabei bestätigten die Bahnbauspezialisten, dass die Restaurierung der Deportationsrampe unter den örtlichen Gegebenheiten technisch machbar sei.
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Am 28.März 2022 veranstalteten wir zusammen mit einer Reihe von anderen Institutionen ein Gedenken an den 80. Jahrestag des 11. Osttransport vom Güterbahnhof Moabit nach Piaski im Raum Lublin. Diese Veranstaltung war ein Teil des Projektes mit der Humboldt-Universität.
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Am 30. März konnten wir als vorläufigen Abschluss dieses Projektes mit Hilfe der Berliner Feuerwehr die Gedenktafel für die Vermögensverwertungsstelle in Obhut nehmen. Hier wird in nächster Zeit ein Gebäude für das Bundespräsidialamt errichtet. Dort wird die Tafel dann dieses Mal sichtbarer angebracht. VertreterInnen des Bundespräsidialamtes, der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten, des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, der Presse und des Französischen Gymnasiums waren dabei.
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Das Meerbaumhaus ist Treffpunkt für einen unserer Stadtspaziergänge.
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Im Mai und Juni 2022 zeigten wir im Meerbaumhaus die Ausstellung „Zwischen Emanzipation und Assimilation. Jüdische Künstlerinnen und Künstler in Tiergarten“. Damit verbunden waren mehrere
KuratorInnenführungen und Stadtspaziergänge.
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Während der Ausstellung fand eine Buchvorstellung mit Itai Böing statt. Er ist ehemaliger Lehrer an der Theodor Heuss-Gemeinschaftsschule. Im Gespräch mit der Rabbinerin Dr.Ulrike Offenberg unterhielt er sich über sein Buch „Eugen Wolbe. Lehrer und Privatgelehrter“.
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Bei unseren Sommeraufenthalten im östlichen Polen besuchen wir auch Adam Bartosz, den ehemalgen Direktor des Regionalmuseums in Tarnòw. Wenn es im näheren oder weiteren Umkreis um Erinnerung an jüdisches Leben oder das Schicksal von Sinti und Roma geht, ist er regelmäßig daran beteiligt. So stammmen auch die Exemplare von „Rudi im Krieg“ von ihm. – s. unten.
Anhand von Karten, Hinweisen von Einheimischen oder aus dem Internet lassen sich immer wieder Zeugnisse der jüngeren Vergangenheit in den galizischen Wäldern finden.
In Rzepiennik (oben) und den umliegenden Dörfern lebten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Juden, seit 1870 bestand eine regelrechte Gemeinde. Juden machten über 10 Prozent der Dorfbevölkerung aus. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht wurden sie in ein Ghetto gezwungen und am 11.August 1942 im nahegelegenen Wald ermordet.
Über die jüdische Gemeinde in Jodlowa (unten) wird eine ähnliche Geschichte berichtet. Die Juden dort gingen überwiegend dem Handel nach. Nach dem deutschen Einmarsch musste ein Teil Zwangsarbeit leisten, der andere Teil im Ghetto leben. Am 12. August wurden die noch in Jodlowa lebenden Juden in den Wald von Przeczyce getrieben und dort erschossen. Der Friedhof der Gemeinde wird seitdem nicht mehr gepflegt und ist nur schwer zu finden.
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Wieder ist es unserem Gründungsmitglied V.B. gelungen, ein internationales Sommercamp in Ungarn zu veranstalten. Die TeilnehmerInnen arbeiteten dort auf verschiedenen jüdischen Friedhöfen, machten Grabinschriften wieder leserlich und räumten auf.
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Mit Dr.Benjamin Kuntz vom Robert-Koch-Institut verbindet uns bereits eine längere Zusammenarbeit.
Im Oktober 2022 stellte der Medizinhistoriker im Meerbaumhaus sein Buch über den Kinderarzt Kurt Huldschinsky vor. Huldschinsky hatte die UV-Bestrahlung in die Rachitisbehandlung eingeführt.
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Mit der Ausstellung „11.Osttransport Moabit – Piaski“ haben wir das mit der Humboldt Universität gemeinsam gestaltete Projekt abgeschlossen. Die Ausstellung war im Oktober 2022 vor dem Rathaus Tiergarten zu sehen.
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Am 1. Oktober erinnern wir seit einigen Jahren an den Tag, an dem 1941 auf Befehl der Gestapo die Synagoge in ein Sammellager umgewandelt wurde. Hier begann die Deportation der Berliner Juden. –
Zusammen mit der benachbarten Hausgemeinschaft und einem Freundeskreis gestalten wir diese Gedenkzeremonie.
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Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft ERINNERN an der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule bei einer Lesung aus Anlass der Reichspogromnacht. Die vorgetragenen Texte erinnern an den ehemaligen jüdischen Lehrer Eugen Wolbe.
Bei der anschließenden Zeremonie am Gedenkort Güterbahnhof Moabit trägt die Kantorin Esther Hirsch einen Psalm vor.
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Die Gedenkzeremonie an der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße wird von Schülerinnen und Schülern des Französischen Gymnasium und der Miriam-Makeba-Schule gestaltet.
Zur Vorbereitung der Gedenkzeremonie an der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße hatten wir eine Einführung zu Religionen, Judentum und dem Dritten Reich bei Schülerinnen und Schülern der Miriam-Makeba-Schule veranstaltet.
Im inhaltlichen Zusammenhang las die Klasse anschließend „Rudi im Krieg“, eine Graphik Novel über einen Romajungen in Auschwitz.
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Nach mehrjährigen Bemühungen zur Rettung der verrottenden Deportationsrampe am Gleis 69 und einem Offenen Brief im Jahr 2021 ist jetzt das erste Treffen am Runden Tisch zustande gekommen. Mitte November 2022 trafen sich dabei In der Topographie des Terrors erstmals die zuständigen Verwaltungen und anderen Beteiligten und sprachen miteinander. Wir hoffen auf eine erfolgreiche Fortsetzung.
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Auf unseren Vorschlag hin, neben Lovis Corinth auch seine Frau Charlotte Berend-Corinth auf einer Berliner Gedenktafel zu ehren, wurde erfreulich schnell reagiert. Die neue Tafel würdigten wir mit einer Ausstellung in der Hansabibliothek, die während des Dezembers 2022 dort zu sehen war.