Es ist richtig wohltuend, zu erfahren, dass zwei Architekten, Andrea Wandel und Wolfgang Lorch gegen den allgemeinen Strom schwimmend den Hessischen Kulturpreis zuerkannt bekommen haben. Ihre kurze Werkbeschreibung läßt ahnen, wieviel Widerstände sie überwinden mußten, um jeweils ihre Vorstellungen zu realisieren. Angefangen von der „Gedenkstätte Neuer Börneplatz“.
Ich erinnere mich gut, wie angerührt eine Familie aus Israel war, als sie an dieser Friedhofsmauer den Namen eines ihrer ermordeten Familienangehörigen fanden. Dabei weiß ich selbst nur zu gut, welche emotionale Bewegung die Begegnung mit einem vertrauten Namen in einem auslösen kann.
Ich habe meine kurze Begegnung mit Wolfgang Lorch noch gut in Erinnerung. Sie fand bei der Jury-Sitzung für den Wettbewerb zur Gestaltung des Gedenkortes „Güterbahnhof Moabit“ statt. Im August 2016 saßen Wolfgang Lorch und Stefanie Endlich zusammen mit Josefine Günschel und Christian Hasucha im Preisgericht im Rathaus Tiergarten. Die Jury hatte sich eindeutig für den Entwurf „Hain“ von raumlaborberlin entschieden und sah sich mit entschiedenem Widerstand der Verwaltungsseite von Land und Bezirk konfrontiert. Die Argumente gegen den Entwurf, der von den übrigen Anwesenden ebenfalls fast einstimmig favorisiert wurde, bestanden in der Abweichung von Wettbewerbsvorgaben und im Pflegeaufwand für die geplanten 24 Kiefern. Es gelang schließlich mit vereinten Kräften den Entwurf „Hain“ als Preisträger durchzusetzen. Im Nebenbeigespräch erlebte ich Wolfgang Lorch als eindeutig und klar positioniert, er ließ in erfrischender Weise keinen Zweifel daran, daß sein Votum unabänderlich sei. Möglicherweise hat er sich an diesem Tag auch an den eigenen Wettbewerb zur „Gedenkstätte Neuer Börneplatz“ erinnert.
raumlaborberlin konnte dann in langen und zähen Verhandlungen seinen Entwurf durchsetzen und realisieren.
TOL-
Ein Gedanke zu „Unerwartetes Wiedertreffen mit Wolfgang Lorch – Andrea Wandel und Wolfgang Lorch erhalten den Hessischen Kulturpreis 2019“
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