Ursprünglich stellte der Güterbahnhof Moabit 1871 nur eine Übergabestation im Güterverkehr zur Hamburger Bahn und zur Lehrter Bahn dar. Gleichzeitig war er der Endpunkt der Neuen Verbindungsbahn, die verschiedene Bahnlinien miteinander verband und unter anderem auf Betreiben des preußischen Militärs gebaut worden war. Denn im Deutschen Krieg gegen Österreich-Ungarn hatte sich der Einsatz der Eisenbahn zum schnellen Truppentransport als strategischer Vorteil erwiesen.
So dienten die Gleise 69, 81 und 82 in erster Linie dem preußischen Militär. Waren doch im benachbarten Moabit neben anderen Garderegimentern auch das 1.Garde-Feldartillerie-Regiment in der Perleberger Straße und in der Kruppstraße stationiert. Zwischen 1904 und 1919 errichtet lagen diese Gleise östlich des eigentlichen Güterbahnhofs und waren zum Verladen von sperrigen und schweren Ausrüstungen mit Rampe und Ladestraße ausgestattet. Durch ihre separate Zuwegung und besondere bahntechnische Anordnung konnten Züge auf diesen Gleisen ungestört vom übrigen Bahnbetrieb beladen und dann direkt in Richtung Westen oder Osten abgefertigt werden.
Diesen Umstand machten sich später die SS und die Gestapo zu Nutze. Sie bestellten die Züge für die sogenannten Osttransporte, die Deportationen der Berliner Juden, bei der Reichsbahn ab Frühjahr / Sommer 1942 zum Güterbahnhof Moabit.
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Die folgenden Gleispläne zeigen die Entwicklung auf dem Güterbahnhof Moabit : Auf dem ersten von 1896 sind noch keine Miltärgleise vorhanden, aber im Plan von 1918 sind sie bereits gut als Rangierbereich III für militärische Zwecke und Militärrampe zu erkennen.
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1967 sind die Militärgleise 69, 81 und 82 noch vorhanden, 1988 ist nur noch das Gleis 69 eingetragen. Die Situation vor Ort entsprach der Abbildung von 1977 (siehe unten).
Während die Militärgleise 81 und 82 auf dem Gleisplan des Güterbahnhof Moabit vom 1.04.67 noch vorhanden sind, sind auf dem Foto vom 12.04.1980 die Militärgleise 81 und 82 inzwischen aber von der Deutschen Reichsbahn abgebaut worden. Man kann aber noch die alte Ladestraße entdecken.
Das Gleis 69 ist in seiner ursprünglichen Lage noch bis 1993 befahrbar gewesen.
Im Rahmen der umfangreichen Gleisbauarbeiten für die VZB (Verkehrsanlagen Zentraler Bereich – im Bereich der Ringbahn und des späteren Hauptbahnhofs) wurde dann 2000 der westliche Teil des Gleises zeitweise an das Streckengleis HuL – Moabit (Gleis des Hamburger und Lehrter Güterbahnhofs) angeschlossen, der östliche Teil abgetrennt. Vom östlichen Teil ist jetzt noch ein Rest am Gedenkort zu finden.
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Der westliche Teil dagegen endet östlich von der heutigen Putlitzbrücke mit einem Prellbock. Bis vor einigen Jahren befand sich dort auch noch ein Schild mit dem Hinweis Gleis 69 (mündliche Mitteilung A, Szagun).
Quellen :
- Abel, Thomas – „Die Entstehung des Gedenkortes Güterbahnhof Moabit – eine Geschichte mit Hindernissen.
Gedenkstättenrundbrief Nr. 192, Dezember 2018. Stiftung Topographie des Terrors. - Gottwaldt, Alfred – „Mahnort Güterbahnhof Moabit“. Hentrich&Hentrich, Berlin 2015
- Dettmer, Klaus et al. – „Forschungsgutachten zur Geschichte des Güterbahnhofs Berlin
Moabit unter schwerpunktmäßiger Berücksichtigung der Geschichte der Deportation der
Berliner Juden von den Gleisen 69, 81 und 82 , Berlin 2006″