Christoph Richter stellt am 11.6.2021 im Deutschlandfunk die jüngste jüdische Gemeinde in Potsdam vor. Sie ist eine Ausgründung aus der liberalen Synagogengemeinde und besteht seit 2020.
Richter interviewt ihren Rabbiner, Nachum Presman, der seine Ausbildung in Israel und New York absolviert hat. Nach eigenem Bekunden sei er von den Lubawitcher Chassiden geprägt und habe von ihrem siebenten Rebbe, Menachem Mendel Schneerson, vor 25 Jahren den Auftrag erhalten in Potsdam eine eigene Gemeinde aufzubauen. Schneerson starb nach einem schweren Schlaganfall 1992 im Juni 1994 in New York.
Die junge Gemeinde „Kehilat Israel“ setzt sich vorwiegend aus israelischen Einwanderern zusammen, die ihre Sprache und Kultur in der Diaspora pflegen wollen. . . jeder der Hebräisch (Ifrit) sprechen möchte, ist willkommen. Sie verstehen sich als jüdisch-israelische Gemeinschaft, als eine Mischung aus Religionsgemeinschaft und israelischem Kulturverein. Religiös ordnen sie sich als liberal in sephardischer Tradition ein, also nicht in orthodox-chassidischer Ausrichtung entsprechend Chabad Lubawitsch.
Nach dem Anschlag von Halle und den Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern im Zusammenhang mit dem jüngsten millitärischen Konflikt im Nahen Osten stellt sich für die Gemeinde auch die Frage der eigenen Sicherheit. Ihre Gemeinschaft begreift sie auch als Schutzraum, sie sorgt selbst für Sicherheitsmaßnahmen. Einige Gemeindemitglieder haben darüber hinaus einen Waffenschein beantragt.
Zu dem seit vielen Jahren anhaltenden Streit um den Neubau einer Synagoge in Potsdam macht Presman deutlich, dass er den letzten Entwurf als zu verschlossen wirkend ablehnt. Nach dem letzten Stand der Bauplanung steht der künftige Bauträger noch immer nicht fest. Als Entwurf liegt weiterhin der des Architekten Haberland vor, der heftig vom Vorsitzenden der Potsdamer Synagogengemeinde Ud Joffe kritisiert wird. Der Zentralrat und andere übergeordnete Verbände halten sich in diesem Konflikt eher zurück. Die teilweise schon hochbetagten überwiegend russisch sprechenden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam (JGSP) haben inzwischen resigniert. So glauben kaum daran, den bereits 2010 beschlossenen Neubau ihrer Synagoge noch erleben zu können.
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