Was bleibt?

Eine Momentaufnahme aus einer hektischen Großstadt – Paris, es könnte aber auch jede andere europäische Großstadt sein.
Ives Kugelmann beschreibt sie in Tachles bildreich – und entdeckt dazwischen einen alten Juden. . . .: “Ein alter Jude sitzt seelenruhig im Café an der Ecke und liest schon den ganzen Vormittag Zeitungen. Aus der Ruhe bringen lässt er sich nicht. Es ist dieses groteske Bild an der Ecke Avenue Martignon mit Blick auf die Gartenanlagen der Champs Elysées. Wie aus einer anderen Zeit: der Mann, der in aller Ruhe Zeitungen liest, reflektiert, notiert und liest. Wer ist er wohl? Was ist seine Geschichte und welches sind seine Gedanken?”

Gebetsbücher in der Synagoge von Łańcut  im ehemaligen Galizien. TOL

Dabei fällt Kugelmann ein Zitat von Joseph Roth ein, dem unruhigen Geist aus dem galizischen Brody und lange Zeit Stammgast in Mampes guten Stuben. Roth schreibt in seinem Roman Radetzkymarsch :“So war es damals! Alles, was wuchs, brauchte viel Zeit zum Wachsen; und alles, was unterging, brauchte lange Zeit, um vergessen zu werden. Aber alles, was einmal vorhanden gewesen war, hatte seine Spuren hinterlassen, und man lebte dazumal von den Erinnerungen, wie man heutzutage lebt von der Fähigkeit, schnell und nachdrücklich zu vergessen“.
Ein lesenswerter Artikel.
art-