Gedenkort für Polen. Endlich

Die Gedenktafel am neuen Gedenkort. TAL

Heute wurde das vorläufige Denkmal für die polnischen Opfer des deutschen Überfalls auf Polen eingeweiht. Der Ort der ehemaligen Krolloper gegenüber vom Reichstag ist geschichtsträchtig.
Hier verkündete Hitler am 1. September 1939 den Kriegsbeginn gegen Polen. Hier haben seit 2023 schon verschiedene Veranstaltungen stattgefunden. Sie erinnerten an diese geschichtlichen Ereignisse und forderten gleichzeitig ein Denkmal für die polnischen Opfer und ein Deutsch-Polnisches Haus. Der ehemalige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski hatte diese Idee bereits 2013 entwickelt. Eine Gruppe von fünf Persönlichkeiten griff den Vorschlag 2017 auf und verfasste einen entsprechenden Aufruf. 2020 beschloss der Deutsche Bundestag, einen Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen einzurichten. Seitdem bemüht sich unter anderem das Deutsche Polen-Institut und seit 2023 ebenfalls die Stabsstelle für das Deutsch-Polnische Haus um eine Realisierung. Bis heute fehlt eine Ausschreibung des Projektes, die dann auch weitere Schritte möglich macht. Es gibt keine Erklärung dafür, dass dieser Prozess nicht vorankommt.
Vielleicht geht von der heutigen Veranstaltung, mit hochrangigen PolitikerInnen und UnterstützerInnen besetzt, der notwendige Anstoß aus, um das auch von Polen lange angemahnte Projekt voranzubringen.

Die Reihe der heutigen Ehrengäste. TAL

In den verschiedenen Ansprachen und Grußworten wurde immer wieder auf Bartoszewskis Initiative hingewiesen, auf den Aufruf von 2017 und die zivilgesellschaftliche Unterstützung für das Vorhaben.

Der ehemalige Direktor der Topographie des Terrors Andreas Nachama, der frühere Direktor des Deutschen Polen-Instituts Dieter Bingen, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der frühere Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Florian Mausbach haben 2017 gemeinsam einen öffentlichen Aufruf zur Errichtung eines Polen-Denkmals verfasst. TAL

Die RednerInnen betonten die Wichtigkeit eines guten Einvernehmen mit dem Nachbarn Polen, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Krieges in der Ukraine. Neben der politischen Anerkennung der deutschen Schuld gegenüber Polen und der Verantwortung für die jüngere Geschichte fehlt es aber in der deutschen Bevölkerung an Kenntnissen der jüngeren und der älteren Geschichte Polens. Da wartet eine große Aufgabe auf das Deutsch-Polnische Haus. In dem Zusammenhang wurde auch die deutsche Besatzung Polens als dunkles Kapitel in der europäischen Geschichte bezeichnet, das auch künftig nicht verdrängt werden darf.

Die polnische Kulturministerin Hanna Wróblewska und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner
richten die Kranzschleifen am neuen Gedenkort. TAL
Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth legt Blumen am neuen Gedenkort ab. TAL

Der gewichtige Findling am neuen Gedenkort soll das Verdrängen verhindern, der daneben gepflanzte Apfelbaum steht als hoffnungsvolles Zeichen für ein gedeihliches Miteinander beider Völker.
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Der neue Gedenkort, links der Apfelbaum. TAL

17.06.2025 Heute waren sogar zwei Beiträge im Berliner Tagesspiegel zu dieser Veranstaltung zu finden. Darunter auch einer von Christoph von Marschall. Aber auch er konnte keine Erklärung für die langjährige Verzögerung dieses Projektes liefern. Und der Fortgang ist noch nicht gesichert. Mehr Transparenz an dieser Stelle ist wünschenswert.
red-