Das Museum of the Southern Jewish Experience in New Orleans ist eine gute Adresse, um einen umfassenden Einblick in die jüdische Diaspora der amerikanischen Südstaaten zu erhalten. Auch dieser Teil der Diaspora wird durch Einwanderung der Sepharden nach dem Alhambra Edikt von 1492 bestimmt.

Dabei führte ihr Weg oft erst über die Amsterdam nach London. Danach in einen der Häfen der südlichen britischen Kolonien in Nordamerika. Oder nach Brasilien. Dort versprachen die holländischen Kolonien den Juden künftige Glaubensfreiheit. Die währte aber nur bis 1661, als die Portugiesen nach mehreren Kriegen Brasilien insgesamt in Besitz nahmen. Damit wurde auch dort wieder die Inquisition mit ihrem Verbot der jüdischen Religion wirksam. Als ein endgültiger Fluchtort boten sich da die späteren amerikanischen Südstaaten an.

1733 gründen sephardische Juden in Savannah Ga. die Kongregation Mickve Israel. Ihre heutige Synagoge hat die wahrscheinlich älteste Thorarolle Amerikas in ihrer Obhut.

1749 erfolgte die Gründung von Kahal Kadosh Beth Elohim in Charleston SC. Bei dem großen Brand in Charleston 1838 wurde die damalige Synagoge zerstört. 1840 wieder aufgebaut, ist sie die zweitälteste Synagoge in den USA und die älteste, die sich ununterbrochen im Dienst der Gemeinde befindet.

Ihre Gemeindemitglieder waren am Unabhängigkeitskrieg beteiligt, am Krieg gegen die Cherokee und sie übernahmen wichtige politische Aufgaben im Staat.

die Teilnahme von Gemeindemitgliedern an den Kriegen der USA. TAL
Interessant ist, wie sich die Gemeinden mit ihrer Rolle in der Sklavenwirtschaft auseinandersetzen.


So besaßen über 80 Prozent der jüdischen Haushalte in South Carolina Haussklaven, es gab jüdische Plantagenbesitzer und die Synagogen wurde von Sklaven gebaut. Gleichzeitig ist den Gemeinden die Geschichte Israels gegenwärtig, in der Juden als Sklaven in der ägyptischen Gefangenschaft gelitten haben. Bei jedem Sedermahl wird daran erinnert.

Vortrag in Kahal Kadosh Beth Elohim. TAL

Vortrag in Kahal Kadosh Beth Elohim. TAL
In den Südstaaten gelten Juden als Teil der weißen Gesellschaft. Sie unterstützten teilweise die Sklavenwirtschaft und später die Rassentrennung. Während die um 1900 eingewanderten oder aus dem Norden zugezogenen eher aschkenasischen Juden überwiegend die Rassentrennung ablehnten.

Bill Jordan / The Post and Courier. Gesehen im International African American Museum Charleston. TAL
In den S.H.Kress stores wurden damals Afroamerikaner nicht bedient.
Diese unterschiedlichen Auffassungen lassen sich bis in die sechziger Jahre verfolgen. Gleichzeitig gibt es aber auch in den Südstaaten Antisemitismus und entsprechende Angriffe gegen Juden.

Cuba Family Archives for Southern Jewish History at the Breman Museum.
Gesehen im Museum of the Southern Jewish Experience in New Orleans. TAL
Über die heutige Situation der Diaspora in den Südstaaten sagt Rabbi Marshal Klaven „Ich würde Juden im Süden nicht als assimiliert, sondern integriert betrachten, das ist die Schönheit des Südens. Man hat immer ein Gefühl des Andersseins bewahrt.“ Während die jüdischen Gemeinden in New Orleans ca. 8000 Mitglieder zählen, sind es in ganz Lousiana – New Orleans eingeschlossen – nur gut 9000. Ähnlich sieht es in den anderen Südstaaten aus. So betreut Klaven als „reisender Rabbi“ 110 kleine Gemeinden.
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