Der Koppenplatz – zwischen Menschenfreundlichkeit und Menschenverachtung.

Der verlassene Raum. Karl Biedermann und Eva Butzmann, 1991, Koppenplatz in Berlin-Mitte. TAL

Ich kenne kaum ein anderes Mahnmal, dass auf so stille und zugleich bedrückende Weise die Menschenverachtung der NS-Diktatur wiedergibt. Es zeigt, wie Gewalt in den geschützten Raum des Menschen eindringt und und ihn zerstört – mit all seinen schrecklichen Folgen. Nelly Sachs hat das unvergleichlich mit ihrem hier zitierten Gedicht ausgedrückt:

“… O die Wohnungen des Todes,
Einladend hergerichtet
Für den Wirt des Hauses, der sonst Gast war –
O ihr Finger,

Die Eingangsschwelle legend
Wie ein Messer zwischen Leben und Tod –
O ihr Schornsteine,
O ihr Finger,
Und Israels Leib im Rauch durch die Luft!

Und nur wenig später bleibt der Passant vor einem erst Verwunderung, dann Bewunderung hervorrufenden Denkmal, nein Grabmal stehen. Es ist das Grab für den Stadthauptmann und Ratsherrn Christian Koppe. Er hatte hier 1704 einen Friedhof für Arme, Selbstmörder und Namenlose gestiftet und ist auf seinen Wunsch hier selbst begraben. Die Stadt Berlin hat ihn mit einer von Friedrich August Stüler geschaffenen Gedenktafel geehrt.
Welche Welten liegen zwischen den beiden Orten und ihren Menschenbildern – und lassen einen unausweichlich Verbindungen zum aktuellen Zeitgeschehen herstellen.
TOL-

Grabmal und Denkmal für für den Stadthauptmann und Ratsherrn Christian Koppe (* vor 1669; † 23. Januar 1721).
Friedrich August Stüler 1855. TAL