75 Jahre Warschauer Aufstand und sein hoher Preis

Grab eines Soldaten aus dem AK-Batallion „Chrobry“- gefallen am 31.August 1944
Quelle : Warszawa w Dniach Powstania 1944, Warschau: Krajowa Agencja Wydawnicza
Gemeinfrei

Am 1. August wird wieder des Warschauer Aufstandes 1944 gedacht, des heldenhaften Kampfes der Warschauer Bevölkerung und der AK-Einheiten (Armija Krajowa – Heimatarmee) gegen die SS und deutsche Wehrmacht. Ob die Entscheidung von der Warschauer AK-Leitung zum Aufstand gerechtfertigt und militärisch verantwortbar war, bleibt bis heute umstritten.

Denkmal für den Warschauer Aufstand in der ul. Miodowa – TAL

Nach nüchterner Beurteilung war die Bewaffnung der polnischen Untergrundarmee unzureichend. Die Unterstützung von außen, ob durch die Westaliierten oder durch die Rote Armee kam aus den unterschiedlichsten Gründen kaum zur Wirkung. Auch dann nicht als die Rote Armee Mitte September 1944 das rechte Weichselufer und Praga eingenommen hatte. Westaliierte Flugzeuge konnten nur wenig Nachschub über dem befreiten Warschau abwerfen, da Stalin die Nutzung sowjetischer Flugplätze durch die Aliierten nicht zuließ. Gegen die deutsche Kriegsmaschinerie hatten die eingeschlossenen AK-Einheiten und die Zivilbevölkerung keine realistischen Chancen, sodass die AK-Führung schließlich am 2. Oktober 1944 kapitulierte.
In Erinnerung soll auch bleiben, dass sich an den Kämpfen Juden beteiligt haben, die in den Untergrund gegangen waren oder das Warschauer Ghetto überlebt hatten. Diese Juden haben zu einem Großteil ihre jüdische Identität geheim gehalten. Begründet, denn auch während des Warschauer Aufstand hat es Übergriffe gegenüber Juden gegeben. Außerdem besagen ernstzunehmende Hinweise, dass es zumindest in einer Reihe von Fällen zu Morden an Juden gekommen ist (Engelking, Barbara et al. . Unbequeme Wahrheiten. Edition Suhrkamp, Frankfurt/M. 2008).

Der Charakter der Kämpfe wird durch Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung, durch den Kampfeinsatz von Jugendlichen (Pfadfinder als Meldegänger) und die Verlegung des Kampfes in die Abwasserkanäle der Stadt erahnbar.

Ein Kanaleinstieg in der ul. Miodowa / ul. Dluga

Der Preis bestand auf polnischer Seite in 15 000 gefallenen AK-Kämpfern und rund 200 000 Toten unter der Zivilbevölkerung, darunter einem großen Anteil an jungen Menschen und Jugendlichen.

Eine halbe Million Warschauer müssen ihre Stadt verlassen, davon werden 100 000 zur Zwangsarbeit ins Deutschen Reich abtransportiert. Bis zur Eroberung Warschaus Anfang 1945 durch die Rote Armee sind deutsche Sprengkommandos damit beschäftigt, die Stadt weitgehend zu zerstören. Der polnische Historiker Wlodzimierz Borodziej schreibt dazu : «Polen hatte eine ganze Generation verloren, und seine Hauptstadt dazu» Das sollte jedem Besucher Warschaus heute gegenwärtig sein.
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Beschussspuren am Gitter – Warschauer Neustadt

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