Gerade sind die XXIV. Tage der Erinnerung an die Galizischen Juden zu Ende gegangen, das „Galicjaner Sztetl“ in Tarnow.
Tarnow, eine Kreisstadt in Malopolska / Polen, ist eine ansehnliche Kleinstadt mit einer Altstadt, die von Gebäuden der Gotik und der Renaissance, aber auch Bauten aus dem 19. Jahrhundert geprägt ist.Vor dem Zweiten Weltkrieg bestand fast die Hälfte der Bevölkerung aus jüdischen Familien. Zwei Synagogen und eine große Mikwe zeugten davon.
Bis 1942 wurde die jüdische Bevölkerung fast vollständig ermordet, teils in Belzec teils im benachbarten Wald von Buczyna oder auf dem jüdischen Friedhof in Tarnow.
Am 27.Juni 2019 fand in Buczyna aus diesem Anlaß eine Gedenkzeremonie an den Massengräbern von jüdischen und auch christlichen Polen statt. Vertreter der Stadt Tarnow und der Woiwodschaft hielten Gedenkreden, ebenso ein orthodoxer Rabbiner und Gerald Vineberg als einer der wenigen in der Stadt wohnenden Juden. Sie erinnerten unter anderem auch an die achthundert jüdischen Kinder, die hier in einem Massengrab ihr Ende gefunden haben.
Am Vortag erst war der große, mit erheblichem Aufwand wiederhergestellte jüdische Friedhof eröffnet worden. Auch viele ausländische Besucher waren der Einladung dazu gefolgt. – – Am 20. Juli 2019 wurde die Öffentlichkeit dann durch eine bösartige Provokation aufgeschreckt, eine primitive Parole mit roter Farbe an die Friedhofsmauer geschmiert
„ZYDZI JEDZA DZIECI – JADOWNIKI JEDZA DZYDOW“
– Juden fressen Kinder, die Leute aus Jadowniki fressen Juden.
Das stand an der Friedhofsmauer des jüdischen Friedhofs in Tarnow.
Dass die Verfasser auf die christliche Ritualmordlegende abheben, spricht nicht gerade für ihre Informiertheit. Diese Legende, unzählige Male wiederholt und ebenso oft widerlegt, ging um 1144 vom englischen Norwich aus und nimmt seitdem immer noch ihren Weg durch Europa und durch die Welt.
Die Journalistin Angelika Pitoń von Gazeta Wyborcza, die am 21.06.19 über diesen Vorfall berichtete, schrieb, „sie möchte vor Scham weinen. . .“ Bürger aus Tarnow haben glücklicherweise am nächsten Tag selbst die Initiative ergriffen und die Schrift beseitigt. Eine für alle befreiende Tat.
TOL- und DaC
Ein Gedanke zu „„Galicjaner Sztetl“ in Tarnow – und die Kehrseite“
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