Geschichte instrumentalisiert? Dariusz Stola verläßt das Polin

Ein Jahr hat der polnische Kulturminister Dariusz Stola seine Zustimmung als zukünftigem Direktor des Polin verweigert. Jetzt besteht für diesen keine Möglichkeit mehr, seine erfolgreiche Tätigkeit an diesem Haus der jüdisch-polnischen Geschichte fortzusetzen. In einem Gespräch im Deutschlandfunk am 15.02.2020 wurde über diesen Vorgang berichtet.
Die Stadt Warschau und das Jüdische Historische Institut hatten als die beiden anderen Träger des Polin Stolas Ernennung bereits zugestimmt, aber die PiS-Regierung ließ hier wieder unliebsame Persönlichkeiten ihre augenblickliche Macht spüren. So wie es jetzt aussieht, wird der geschäftsführende Direktor Zygmunt Stepinski als Kompromisskandidat das Direktorat übernehmen. Damit verliert ein weiteres Museum neben dem Danziger Museum des Zweiten Weltkriegs sein scharfes Profil.
Dieser Vorgang reiht sich nahtlos in die zahlreichen Umbesetzungen in der polnischen Kulturszene ein, gleichgültig, ob es sich um die Kulturinstitute im Ausland, um Galerien oder Theater im Inland handelt. Überall werden Leitungspositionen im Sinne der PiS umbesetzt. Häufig ist das auch gleichbedeutend mit einem Verlust an künstlerischer Kompetenz und Persönlichkeit.
Polens kulturelle Landschaft wird hoffentlich auch diese Belastung überstehen. In Zeiten der Bedrohung haben ihre Akteure das oft als Herausforderung verstanden.
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