Im Februar 2019 fand in Berlin die Tagung „Steine des Anstoßes oder normiertes Ritual. Zur Rolle des Stolperstein-Projekts in den Erinnerungskonflikten der Gegenwart“ statt. Veranstalter waren die Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin und das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Jetzt liegt der Tagungsbericht vor.
Beim Lesen werden mehrere Aspekte deutlich. Gunter Demnig hat mit der Gründung einer Stiftung der „Institution Stolpersteine“ eine Selbständigkeit, die über sein eigenes Leben hinausgeht, verschafft. Im Wettstreit der Erinnerungsformen sind auch emotionsbegründete Standpunkte erkennbar. Gleichzeitig wird deutlich, dass die „Kleine Münze“ der Stolpersteine unter bestimmten Bedingungen erst den Einstieg in eine Erinnerungs- und Gedenkensarbeit möglich macht. Auch wenn die kleine Form keine differenziertere Mitteilungen erlaubt. Offene Fragen entwickeln gern eine eigene Dynamik und lösen dann die notwendige Diskussion aus. Wenn der Tagungsbericht den Tenor unter den Fachleuten richtig wiedergibt, werden Stolpersteine weiterhin für notwendig gehalten. Für die Betroffenen, die Angehörigen und die heutigen Anwohner, steht diese Notwendigkeit außer Frage. Wer Gelegenheit hatte, an einer Stolpersteinverlegung – gleichgültig in welcher Rolle – beteiligt zu sein, wird dieses Erlebnis nie als „normiertes Ritual“ empfunden haben, sondern als eine besondere Möglichkeit, die Verbindung zu Angehörigen und ihrer Geschichte herzustellen. Und deshalb werden auch in Zukunft Stolpersteine verlegt werden.
TOL-