Ein unvergessenes Datum ist das vom 27. Februar 1943 : die Fabrikaktion und die Festsetzung der letzten Berliner Juden in der Rosenstraße. Joseph Goebbels war seinem Ziel, Berlin judenfrei zu machen, bereits sehr nahe gekommen. Die Jüdinnen und Juden waren an ihren Arbeitsplätzen, auf den Straßen , in ihren Wohnungen aufgegriffen und in die Rosenstraße gebracht worden. Nach den vielen vorausgegangenen Deportationen konnte das nur ebenfalls den ungewissen Transport in den Osten bedeuten. Da sich unter den Festgenommenen überwiegend Angehörige aus sogenannten Mischehen befanden, versammelten sich ihre Ehepartner, in der Mehrzahl Frauen vor dem Gebäude des ehemaligen jüdischen Wohlfahrtsamtes und forderten ihre Freilassung. Im zehnten Jahr des nationalsozialistischen Führerstaates und im vierten Kriegsjahr eine ungewöhnlich mutige Demonstration. Dass dieses Aufbegehren dann schließlich zur Entlassung der Gefangenen geführt hatte, versuchte Klaus Eschen später am Abend damit zu erklären, dass diese Menschen zu einem erheblichen Teil aus dem gehobenen und noch einflussreichen Bürgertum stammten. Nach dem Fall von Stalingrad und dem Verlust des Nimbus der Unbesiegbarkeit ging das Regime möglicherweise einer direkten Konfrontation mit diesen Kreisen aus dem Wege.
In den letzten Jahren führt der Zusammenschluss von Berlin-Brandenburger Gedenkstätten und anderer Institutionen an diesem Tag eine Gedenkveranstaltung durch. Sie begann in diesem Jahr am Mahnort für das Sammellager im ehemaligen Jüdischen Alterheim an der Großen Hamburger Straße. Dort gab es mit Kantor Simon Zkorenblut und Rabbiner Jonah Sievers eine kleine Zeremonie. Danach wurde die Veranstaltung am Denkmal von Ingeborg Hunzinger „für die Frauen in der Rosenstraße“ fortgesetzt. Sie wurde unter anderem von Schülerinnen und Schülern des Moses Mendelssohn-Gymnasium und der Kantorin Esther Hirsch gestaltet.
Uwe Neumärker von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Kultursenator Klaus Lederer und der Vorsitzende der Synagogengemeinde Adass Jisroel Mario Offenberg hielten jeweils Ansprachen.
Anschließend fand im Institut Cervantes ein Podiumsgespräch zwischen Klaus Eschen und Schülerinnen und Schülern des Tiergarten-Gymnasium statt. In dessen Rahmen schilderte Eschen ( Jahrgang 1939) die Geschichte seiner Familie und der Mischehe seiner Eltern, ein eindrucksvolles Bild der damaligen bedrohlichen Lebensumstände.
Im Unterschied zu den Zeremonien vor fünf oder sechs Jahren spricht das jetzige Konzept, das bewusst auch Jugendliche beteiligt, interessierte Menschen wesentlich mehr an. Das ließ sich unschwer an den zahlreicheren Teilnehmern ablesen.
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