Rassismus in den USA – eine Chance zu seiner Überwindung?

Chicago Avenue Ecke 38.Straße in Minneapolis, 30. Mai 2020. Fünf Tage zuvor ereignete sich an dieser Stelle der Todesfall George Floyd. On May 25, Minneapolis Police officers arrested George Floyd, handcuffed him, then held him down on his stomach while Derek Chauvin put a knee on his neck as Floyd pleaded for breath. George Floyd died soon after. The four officers at the scene have been fired. Derek Chauvin has been arrested and charged with 3rd degree murder and 2nd degree manslaughter
Fotograf Fibonacci Blue from Minnesota, USA . Unter CC BY 2.0

Ellen Hinsey berichtet im Tagesspiegel vom 10. Juni 2020 aus amerikanischer Sicht über den dortigen, tatsächlich institutionalisierten Rassismus, die breite aktuelle Widerstandsbewegung gegen ihn und die noch bestehende Hoffnung für die amerikanische Gesellschaft, den weiten Riss zwischen den Gruppen zu überbrücken.
Eine spürbarer gesellschaftlicher Aufbruch war in den letzten amerikanische Zwischenwahlen bereits zu beobachten, als sich in der Demokratischen Partei unerwartet eine Reihe von jungen KandidatInnen gegen alte Fahrensleute des Repräsentantenhauses durchsetzten. Unter ihnen waren etliche VertreterInnen ethnischer Minderheiten, wie den Hispanics, den Afro-Amerikanern und Menschen aus dem arabischen Raum. Diese KanidatInnen hatten in der Regel keine Unterstützung aus dem Partei-Establishment der Demokraten. Sie konnten sich dafür auf eine breite Front von Stadtteilorganisationen, Bürgerrechtsgruppen, sozialen Selbsthilfevereinen und ähnlichen zivilgesellschaftlichen Organisationen stützen. Sie hatten überwiegend ihre Hoffnung auf Bernie Sanders als den nächsten demokratischen Präsidentschaftskandidaten gesetzt. Wie weit Joe Biden jetzt diese Hoffnungen in ähnlicher Weise auf sich vereinen kann, ist noch nicht sicher.
Trotz der bald vier Jahre ertragenen Trump-Regierung sieht Ellen Hinsey aber Zeichen dafür, dass ein Umdenken in Teilen der amerikanischen Gesellschaft möglich und schon erkennbar ist. Nach Präsident Johnsons ersten Schritten, die Rassentrennung zu überwinden, trat eine lange Stagnation auf dem Weg zu einer gesellschaftlichen Versöhnung ein. Zahlreiche Tötungen von Afro-Amerikanern in den letzten Jahren und jetzt der Mord an George Floyd lassen die gesellschaftlichen Gegensätze wieder in aller Schärfe aufbrechen. Jetzt braucht es eine breite Diskussion in der amerikanischen Gesellschaft, eine Neuausrichtung der Polizeidienste, neuaufzubauendes Vertrauen zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und die Fähigkeit von Politikern und Politikerinnen, ein Vorbild in ihrem täglichen Handeln zu sein. Der amerikanischen Gesellschaft wäre dafür eine Präsidentin wie die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern zu wünschen.
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Jacinda Ardern nach den Anschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch / Neuseeland
im März 2019. Quelle New Zealand Herald. TAL