Ostern – Pessach – Ramadan.
Hohe Festtage in den drei abrahamitischen Religionen. Nicht immer können die Gläubigen sie in Frieden und ohne Angst und Bedrohung erleben,
Die Schilderung des Pessach-Mahles 1943 in Auschwitz kommt mir dabei immer wieder in den Sinn. Rabbi Chaim Yitzchak Greengras hat die Geschichte im Yizkor Book von Jedwabne festgehalten. Er beschreibt die Ankunft der jüdischen Familien aus Saloniki, die kaum in Birkenau angekommen, ins Gas geschickt werden. Ihr Gepäck wird an einem besonderen Ort, „Canada“ genannt, von einem Häftlingskommando untersucht und sortiert. In dem Gepäck finden sie Matzen, Rosinen und alles, was zu einem Seder-Mahl gehört. Die Juden aus Saloniki hatten ihre Deportation in der Hoffnung angetreten, am ungewissen Ziel aber Pessach feiern zu können. Das jüdische Häftlingskommando betrachtet diesen vollkommen unerwarteten Fund als Verpflichtung. Sie bringen ihn unter Lebensgefahr in ihre Baracke. An diesem Tag verzichten sie trotz ihres Hungers auf ihr Essen, um dann am Abend beim Schein einiger weniger Kerzen dieses außergewöhnliche Seder-Mahl abzuhalten. Ohne Hagada werden die ewigen Fragen wieder gestellt, und darauf die bekannten Antworten gegeben. Sie sind Anlass für ein Gespräch über die jüdische Geschichte und die ungewisse Zukunft. Und das Gespräch dauert die ganze Nacht. Diese Nacht wird keiner, der dabei gewesen ist, je vergessen haben.
Auch im Jahr 2024 verleben Menschen diese Feiertage in Angst um ihr Leben und um das ihrer Lieben, sei es in der Ukraine, in Israel oder Gaza. Auch sie haben den Wunsch, für einen Augenblick innezuhalten und sich ihrem religiösen Feiertag widmen zu können. Unter welchen Bedingungen auch immer.
TOL-