Kluge Entscheidung

Der Tagesspiegel berichtete am 20.11.2021 über eine kluge Entscheidung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Oberlausitz (EKBO). Nachdem bekannt geworden war, dass ein ausgewiesener Holokaustleugner im aufgegebenen Grab von Prof. Max Friedlaender auf dem Stahnsdorfer Südwest-Friedhof beerdigt worden ist, hatte es ein vielfältiges Medienecho gegeben. Diese Reaktion hatte die Kirchenleitung bei ihrer Entscheidung offensichtlich nicht vorhergesehen.

Friedhofskapelle auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf. TAL


Max Friedländer war ein bedeutender Musikwissenschaftler des 19. und 20.Jahrhunderts und hat sich vor allem mit Franz Schuberts Werk beschäftigt. 1852 geboren, konvertierte er in den 1890ger Jahren als Jude zum Protestantismus und wurde 1934 als Christ auf dem Südwest-Friedhof bestattet. Seine Grabstätte war 1980 abgelaufen. Aus Gründen des Denkmalschutz blieb der Grabstein an seinem ehemaligen Grab stehen.

Inzwischen hat die EKBO auf ihrer Website den Ablauf der umstrittenen Entscheidung offengelegt und Fehler eingeräumt. Friedlaenders Grabstein wurde jetzt geborgen und wird nach einer neuen Planung im zentralen Bereich mit entsprechenden Hinweisen zu Friedlaenders Wirken wieder aufgestellt. Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) ist beauftragt, die notwendigen Recherchen dazu anzustellen.

Wer häufiger den Friedhof in Stahnsdorf besucht, wird dort Gräber für Verstorbene der unterschiedlichsten Weltanschauungen finden, die jetzt dort alle gemeinsam ruhen.
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Grabsteine in Stahnsdorf. TAL