New York City ist ein eigener Topos. So unterschiedlich seine Bevölkerung und ihre Geschichte ist, genauso unterschiedlich begegnen einem Juden in NYC. Schon bei den Begegnungen in den verschiedenen Stadtteilen wird das deutlich. So findet sich in der Lower Eastside in Manhattan die Eldridge Synagoge, 1887 erbaut. Als eines der bedeutendsten Bauwerke der osteuropäischen Juden in den USA steht sie heute unter Denkmalschutz.

Reichte sie um 1900 gerade aus, um die Menge der eingewanderten orthodoxen Ashkenazi beim Gottesdienst zu fassen, nahm in den folgenden Jahrzehnten die Gemeinde zusehends ab und konnte die notwendige Bauunterhaltung nicht mehr leisten. In der Folge erlitt die Synagoge Schäden, und Gottesdienste fanden nur noch im Kellergeschoss statt. Nachdem eine zivilgesellschaftliche Initiative für eine umfassende Restaurierung gesorgt hatte, ist der Hauptraum heute als Museum zugänglich, und der Keller gehört weiterhin dem Gemeindeleben.

Ebenfalls in der Lower Eastside gründete 1865 eine Gruppe orthodoxer Juden aus Białystok eine Gemeinde. Nach verschiedenen Umzügen kaufte sie 1905 schließlich eine ehemalige methodistische Kirche am heutigen Bialystoker Platz und baute sie zu einer Synagoge um. Als historisches Feldsteingebäude steht sie seit 1972 unter Denkmalschutz. Im 19. Jahrhundert diente das Dachgeschoss geflüchteten Sklaven im Rahmen der Underground Railway als wichtiges Versteck. Heute gibt es hier weiterhin ein vielfältiges Gemeindeleben und eine religiöse Schule befindet sich unmittelbar daneben.


Unweit der Bialystoker Synagoge steht als Denkmal der laizistischen, sozialistisch geprägten Juden Nordamerikas das 1912 errichtete Forward Building. Eines der ersten Hochhäuser in Lower Eastside und Sitz der wichtigsten Zeitung der jüdischen Arbeiterbewegung in den USA. Nach einer wechselhaften Geschichte beherbergt das Haus jetzt Luxus-Appartments, die wegen des historischen Hintergrundes in kürzester Zeit verkauft werden konnten. Die Redaktion des Forward ist dagegen bereits 1974 ausgezogen.

Als Beispiel für die sozial arrivierten Juden in NYC gilt die Synagoge in 5. Avenue, der Tempel Emenu El. 1929 eingeweiht dient sie den Nachkommen deutscher Juden für Gottesdienste im Reform-Ritus. Architektonisch lehnt sich das Gebäude an europäische Kathedralen an, mit Schmuck aus den unterschiedlichsten Stilepochen.



Ganz anders begegnet einerm das New Yorker Judentum in Brooklyn, Eastern Parkway 770. Hier war die langjährige Wirkungsstätte des siebenten Rebbe der Lubawitscher Chassiden, hier ist ihr spirituelles Zentrum.
Als Fußgänger findet man sich schnell in einem Gespräch wieder und wird nach dem Woher und dem Wohin gefragt.

Menachem Schneerson und seine Anhänger sind hier allgegenwärtig. Nicht nur in Moabit.
TOL-
