Führt eine Gedenktafel Journalisten immer wieder auf eine falsche Spur?

Gedenktafel am Bahnhof Grunewald März 2021. TAL


Im letzten halben Jahr fielen wiederholt in Zeitungen wie dem Tagesspiegel und im Radio unzutreffende Angaben zur Deportation der Berliner Juden auf. Die entsprechenden Beiträge beschäftigten sich jeweils mit dem Bahnhof Grunewald und dem dortigen Deportationsgleis 17. Bei einem zufälligen Spaziergang, der auch an diesem Bahnhof vorbeiführte, fiel der Blick auf eine Gedenktafel, deren Text den Wissensstand Ende der 80iger Jahre wiedergab. Auf der Tafel fand sich die Angabe, dass die Deportation der 50 000 Berliner Juden überwiegend von diesem Ort aus in die Konzentrations-und Vernichtungslager geführt habe. Wahrscheinlich war dieses Schild schuld an der Fehlinformation der Journalisten.

Gedenktafel (Ausschnitt) am Bahnhof Grunewald März 2021. TAL

Nach dem aktuellen Forschungsstand trifft diese Angabe nicht mehr zu. Alfred Gottwaldt hat in seiner Monographie (Mahnort Güterbahnhof Moabit. Hentrich&Hentrich, Berlin 2015) schlüssig das Ergebnis seiner Forschung dargelegt. Die Deportationen aus Berlin verteilen sich zwischen 1941 und 1944 folgendermaßen:
Bahnhof Grunewald 10 137 Menschen,
Anhalter Bahnhof 9 635 Menschen,
Güterbahnhof Moabit 32 201 Menschen
Damit wird deutlich, dass am Güterbahnhof Moabit die meisten Jüdinnen und Juden aus Berlin in den Osten verschleppt worden sind.
Wir haben jetzt beim BA Charlottenburg-Wilmersdorf darum gebeten, diese nicht mehr zeitgemäße Information in Grunewald entsprechend zu ergänzen.
Vielleicht gelingt es ja.
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