Rolf Brockschmidt erinnert im Tagesspiegel vom 13. Februar 2022 an Raphael Lemkin, der den Begriff des Genozids prägte.
Ihm ist zur Zeit eine Ausstellung im Pilecki-Institut am Pariser Platz gewidmet. Lemkin stammt aus einer jüdisch-polnischen Familie und wuchs unter zaristischer Herrschaft auf. Sein Jurastudium nahm er in Lwów – auch als Lwiw oder Lemberg bekannt – an der dortigen Jan-Kasimierz-Universität auf. Die Frage, die er dort seinem Professor stellte „Die Ermordung eines Individuums ist ein Verbrechen. Ist es dagegen kein Verbrechen, mehr als eine Million Menschen zu töten?“ hat ihn sein Leben lang begleitet. Von den Christenverfolgungen in Henry Sienkiewiczs “Quo vadis?” beeindruckt verfolgte er den Prozess gegen den Mörder des türkischen Innenminister Talaat Pascha. Der war für den Völkermord an den Armeniern verantwortlich gewesen.
Aufmerksam beobachtete er die rechtliche Entwicklung in der UdSSR unter Stalin und in Italien unter Mussolini. Mit der Erfahrung des Holokaust floh er in die USA. Dort entwickelte er den theoretischen Hintergrund des Genozid-Begriffs.
Seine Rolle als Berater in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen bestärkte ihn darin, diesen Begriff international zu verankern. Das gelang schließlich 1948 in einer entsprechenden Konvention der Vereinten Nationen.
Im Alter vergessen lebt seine Idee aber in den Prozessen des Internationalen Gerichtshofes weiter fort.
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Ein Gedanke zu „Er prägte den Begriff des Genozids.“
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