Die Bücher der Displaced Persons

Schulkinder im DP-Lager Schauenstein (1946). Fotograf unbekannt. Gemeinfrei

Heute berichtete Patrick Wildermann im Tagesspiegel über Bücher, die sich im Besitz von Displaced Persons befanden. Diese Sammlung von Büchern wurde vor einiger Zeit der Berliner Staatsbibliothek angeboten und von ihr übernommen.

Displaced Persons . . . . dieser Begriff ist wahrscheinlich nur noch wenigen bekannt. So wurden die Menschen genannt, die sich bei Kriegsende als ehemalige KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, als Flüchtlinge und Vertriebene fern ihrer Heimat wiederfanden. Die Aliierten hatten sich frühzeitig auf diese Situation eingestellt und nahmen deshalb über zehn Millionen Menschen unter ihre Obhut. Sie wurden in einem ersten Schritt in Zentren untergebracht und versorgt. Dabei wurden sehr unterschiedliche Bedürfnisse deutlich. Menschen aus Westeuropa fanden sehr schnell, oft auf eigene Initiative, wieder nach Hause. Bei Menschen aus Osteuropa war das schwieriger. Viele mochten sich keiner Verfolgung unter den neu entstandenen kommunistischen Regimen aussetzen, etliche hatten durch neue Grenzziehungen tatsächlich ihre Heimat verloren. Jüdische Holokaust-Überlebende sahen sich mit der bitteren Erkenntnis konfrontiert, dass ihre Familien ermordet worden waren und sich ihr Besitz in Nichts aufgelöst hatte. So wanderten viele in die Vereinigten Staaten, nach Palästina oder Australien aus. Nur eine kleine Gruppe versuchte in ihrer ursprünglichen Heimat wieder Fuss zu fassen. Aus den Displaced Persons wurden dann in der Bundesrepublik „Heimatlose Ausländer“, die eindeutig von den deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen unterschieden wurden, die mehr Privilegien hatten. Die Ursache für die Heimatlosigkeit dieser Ausländer war damals kein Thema mehr.

Diese oben genannten Bücher können unter Umständen noch einiges über ihre früheren Besitzer aussagen. Sie sind großenteils in Hebräisch verfasst, befinden sich aber in einem schlechten Zustand. Dehalb will jetzt der Verein der Freunde der Staatsbibliothek die Kosten für ihre Restaurierung übernehmen und ruft auch zu Spenden auf. Wie gut, dass es zivilgesellschaftliches Engagement gibt.
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Ausschnitt aus Titelblatt von: Yidisher Heftlings-Kongres in Bergn-Belzn, 1945. Staatsbibliothek zu Berlin – PK. Lizenz: CC-BY-NC-SA