Der Landschaftsarchitekt Theseus Bappert stellte am 1. Juni 2018 auf einer Veranstaltung im Rathaus Tiergarten vor interessierten Bürgern dar, wie er mit dem Landschaftsarchitekten Jürgen Wenzel und dem Bildhauer Peter Herbrich den ersten Preis für den Entwurf dieser Denkmalanlage gewonnen hatte. Dieses Denkmal wurde dann 1988 in Tiergarten vom Bezirksbürgermeister Ernst, Heinz Galinski als Gemeindevorsteher und dem Oberkantor Estrongo Nachama feierlich eingeweiht.
Bei diesem Entwurf war es den Autoren wichtig gewesen, ein Denkmal zu schaffen, dessen Geschichte aus sich heraus sprach und keiner weiteren Erklärung bedurfte. So stand der grobe rostige Güterwagen gegen die menschlichen Gestalten aus kostbarem Carraramarmor. Die Flammenwand dahinter trug die Deportationsdaten der Berliner Juden und wurde bei entsprechendem Sonnenstand von hinten durchleuchtet. Im Boden davor befanden sich Abbildungen der 34 Berliner Synagogen, sie waren als Metallplatten in den Boden eingelassen : jeder Besucher des dahinter befindlichen Spielplatzes mußte sie überqueren und dabei wahrnehmen. Entsprechend dem Grundriß der Synagoge befand sich der Eisenbahnwaggon vor dem ehemaligen Haupteingang mit den markanten vier Säulen. Östlich davon wurde die Synagogenmauer durch eine elf Meter hohe Hainbuchenhecke dargestellt.
Aus eigenem Erleben kann ich bestätigen, wie eindrucksvoll selbst noch die Ruine, 1955 abgerissen, gewesen ist. Als Hinweis auf die nur immer andeutungsweise diskutierte Rolle der Reichsbahn bei der Deportation der Juden aus ganz Europa führen Schienen unter dem Waggon nach Osten- bis zur nächsten Straßenecke. Selbst den sehr bescheidenen Gedenkort aus den sechziger Jahren direkt an der Jagowstraße Ecke Levetzowstraße hatten die Autoren respektiert und miteinbezogen. –
Durch Zufall mußten die Architekten dann 2011 feststellen, daß das Bezirksamt die Hainbuchenhecke, vierzig ausgewachsene Bäume, eigenmächtig ohne Rücksprache mit ihnen gefällt hatte. Erst nach vier Jahren war das BA Mitte nach öffentlichem und politischem Druck bereit, darüber ein Gespräch zu führen. Ausschlaggebend für die Fällung sollen Sicherheitsaspekte des dahinterliegenden Spielplatzes gewesen sein. Es wurde der mangelnde Einblick auf den Spielplatz genannt, der aber zur Jagowstraße völlig offen liegt. . . . . nach weiteren vier Jahren Verhandlung gibt es eine vage Zusage aus dem BA Mitte, die Hecke wiederherzustellen, die hinter der Flammenwand befindliche Kletterwand zu verlagern und die entsprechenden Arbeiten in 2019 beginnen zu lassen.
Nach den Erfahrungen mit dem Gedenkort Güterbahnhof Moabit sollten sich alle, die die Position Herrn Bapperts unterstützen mit viel Geduld und Ausdauer wappnen.
Nach dem Vortrag gab es unterschiedliche Stimmen zur Neugestaltung, so wollten manche die jetzige gärtnerische Gestaltung beibehalten, eine Mehrzahl wollte dagegen den ursprünglichen Zustand wiederherstellen und andere wieder beschrieben, daß der Spielplatz, insbesondere die Kletterwand wenig genutzt würde. Insgesamt wurde der Wunsch deutlich, mehr über die bezirkliche Geschichte zu wissen bzw. zu erfahren. In der Veranstaltung, die dankenswerterweise Frau Nake-Mann von der Bürgerinitiative Silberahorn plus mit Unterstützung der Stadtteilkoordination Moabit und dem Verein Sie waren Nachbarn initiiert hatte, schilderte anschließend Herr Aro Kurth vom letztgenannten Verein, dessen Ziele und Arbeit. Im Vordergrund steht zur Zeit die Sichtbarmachung des Deportationsweges. Dafür sucht und wirbt der Verein um Unterstützung. Ein Konzept gibt es noch nicht.
– art
4 Gedanken zu „Dem Denkmal Synagoge Levetzowstraße Respekt bezeugen . . . .“
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