Gestern gab es die seltene Gelegenheit einen Film mit Dokumentarcharakter erstmals außerhalb Israels zu sehen.
Das Haus der Wannsee-Konferenz hatte die dankenswerte Aufgabe übernommen, den Film „Devil´s Confession. The Lost Eichmann Tapes“ und seinen Autor selbst, Yariv Mozer, vorzustellen. Dazu war eine Leinwand und die entsprechende Technik am Wannseeufer aufgebaut. Bis es tatsächlich dunkel war, unterhielten sich Yariv Mozer, Aya Zarfati (Haus der Wannsee-Konferenz) und Tobias Ebbrecht-Hartmann (Hebrew University Jerusalem) über die Entstehung des Films, über die „Sassen-Tapes“ und Ihre historische Bedeutung und über das unterschiedliche Geschichtswissen zu Adolf Eichmanns Person.
Dann zeigte der Film neben Eichmanns Tätigkeit bei der Deportation der europäischen Juden, seine Flucht nach Argentinien und sein Leben dort.
In Spielfilmsequenzen erschien der Kreis um den niederländischen Journalisten Willem Sassen, der selbst als SS-Mann ausgewiesen ist. Sassen interviewte Eichmann über viele Wochen zu seiner Tätigkeit in dem NS-Mordapparat.
Im Film haben die Zuschauer*innen die Gelegenheit, Eichmanns Stimme zu hören, eine befremdende Erfahrung. Sassen nahm diese Gespräche auf Tonband auf und ließ sie transkribieren. Die „Sassen Tapes“ und ihre Abschriften einschließlich der wiederholt bearbeiteten Kopien gingen verschlungene Wege, teilweise gingen sie auch verloren.
Sie kamen in die Hände von amerikanischen und deutschen Medien und spielten eine wichtige Rolle 1961 im Eichmann-Prozess. Die letzten Tonbänder gelangten schließlich ins deutsche Bundesarchiv. Auf Grund der Interviews lässt sich Eichmanns Rolle und Persönlichkeit jetzt realistischer erfassen, als es möglicherweise während seines Auftritts im Prozess der Fall war.
Interessant war es, neben dem Geschehen um Eichmann auch noch einmal die damalige weltpolitische Situation dargestellt zu bekommen. Den Kalten Krieg auf seinem Höhepunkt, das Bemühen Israels mit Hilfe Frankreichs und der Bundesrepublik eine Atombombe zu entwickeln und seine militärische Schlagkraft zu verstärken.
In diesem Zusammenhang konnte Adenauer wiederum seinen NS-belasteten Staatssekretär Hans Globke schützen. Gleichzeitig war die israelische Regierung darum bemüht, Kontakte jüdischer Kreise aus dem damaligen Palästina zur NS-Regierung in Ungarn nicht bekannt werden zu lassen. Für diesen bis heute nicht endgültig aufgeklärten Komplex steht der Name von Rudolf Kasztner, der im März 1957 in Tel Aviv erschossen wurde.
Ein insgesamt faszinierender Film, der hoffentlich bald – wenn MGM seine Verhandlungen mit weiteren Vermarktern abgeschlossen hat – in die Kinos und ins Fernsehen kommt.
art-
Ein Gedanke zu „Eichmann im Originalton“
Kommentare sind geschlossen.