Es fällt Vertretern des globalen Norden und denen, die sich dazu zählen, schwer, die Narrative des globalen Südens anzuerkennen. Beiträge gibt es dazu in den letzten Jahren verschiedenste. Darunter lässt sich der Offene Brief von ruangrupa und Kurator*innen des gescheiterten Forums einordnen, den die Berliner Zeitung dankenswerterweise in ganzer Länge in ihrer Ausgabe vom 9.05.2022 veröffentlicht hat. Hier nimmt die Gruppe, die die Konzeption der Dokumenta 15 verantwortet, zu den Vorwürfen von Antisemitismus sehr ausführlich Stellung. Nach dem Scheitern eines Gesprächsforums ist jetzt jeder Interessierte dazu aufgerufen, sich selbst ein Bild beim Besuch dieses Kunstereignisses zu machen.
Einen weiteren Beitrag zu diesem Themenkreis stellt die Veröffentlichung von Carola Lentz, der Präsidentin des Goethe-Institutes, im Tagesspiegel vom 13. Februar 2022 dar. Unter der Überschrift „Eine Frage vieler Perspektiven“ wirbt sie für die Anerkennung unterschiedlicher Erinnerungsgemeinschaften in modernen Gesellschaften, die sich ignorieren oder miteinander konkurrieren können.
Auch Neuseeland hat da bereits eine klügere Sicht auf die Geschichte entwickelt. Es spricht von den früheren Einwanderern, den aus Polynesien im 14. Jahrhundert, und den späteren aus Europa im 19. Jahrhundert. Beide Gruppen sind somit Einwanderer und bilden gemeinsam die neuseeländische Gesellschaft. Ein Weg, der auch nicht nicht zu Ende gegangen ist.
Ebenfalls einen dritten Weg des gegenseitigen Zuhören und Anerkennens haben vor Längerem das Peace Research Institute in the Middle East in Zusammenarbeit mit Berghof Conflict Research aufgezeigt. Sie veröffentlichten 2003 ( deutsche Übersetzung 2009) ein Geschichtsbuch, in dem nebeneinander die Geschichte im Nahen Osten aus israelischer und aus palästinensischer Sicht dargestellt wurde und wahrgenommen werden konnte. Eine erste Voraussetzung für ein Gespräch miteinander.
Wir empfehlen jetzt erst einmal den Besuch der Dokumenta 15.
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