Rollenklischees auch in der Synagoge


In der heutigen Dlf-Sendung Tag für Tag wurde an die erste weltweit ordinierte Rabbinerin, Regina Jonas, erinnert. Die Rabbinerin Ulrike Offenberg hatte in dem Hamburger Verein Tempelforum über Rollenklischees in der Synagoge gesprochen und kam jetzt hier in der Sendung zu Worte.

Dr. Ulrike Offenberg, 2016. Foto Michael Kühntopf. Attribution 3.0 Unported

An Regina Jonas wurde übrigens auch gestern, am 3.Mai 2022, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften erinnert. Dort fand ein Festakt aus Anlass des 150jährigen Bestehen der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums statt, Jonas alter Ausbildungsstätte.

Ausschnitt einer Gedenktafel für Regina Jonas in der Krausnickstraße. Fotograf Manfred Brueckels. Gemeinfrei.

Während Regina Jonas Kommilitonen nach Abschluss ihrer Rabbinerausbildung sofort ordiniert wurden, d.h. mit der Smicha als Rabbiner tätig werden konnten, musste Jonas noch etliche Jahre auf ihre Ordinierung warten und in der Zwischenzeit als Religionslehrerin arbeiten. Auch später erhielt sie keine feste Stelle, sondern reiste von Gemeinde zu Gemeinde, die in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre zunehmend schrumpften und in Schwierigkeit gerieten. Nach ihrer Deportation nach Theresienstadt war sie dort weiterhin seelsorgerisch tätig, bis sie 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Nach dem Krieg geriet sie weitgehend in Vergessenheit. Ihre früheren Kommilitonen konnten sich kaum noch an sie erinnern, stellten sogar in Abrede, dass sie eine reguläre Ordination erhalten hatte.

Wir sind heute nicht viel weiter. 2010 wurde nach Regina Jonas mit Alina Treiger zum ersten Mal wieder eine Frau zur Rabbinerin ordiniert. Heute sind zehn Rabbinerinnen in Deutschland tätig. Aber keine hat eine volle Stelle. Während jetzt in liberalen Gemeinden schon hin und wieder Rabbinerinnen arbeiten, ist das für das orthodoxe Judentum weiterhin undenkbar. Orthodoxe pflegen deshalb den interreligiösen Dialog auch bevorzugt mit der Katholischen Kirche, die liberalen Juden eher mit den Protestanten.

Am 31.Mai 2022 kann man übrigens Dr. Ulrike Offenberg im Meerbaumhaus erleben. Sie wird dann im Gespräch mit Itai Böing dessen Buch über den Lehrer und Privatgelehrten Eugen Wolbe vorstellen. Gisela Poser wird das Gespräch moderieren.
Wir freuen uns, dass wir diese Veranstaltung während und in der laufenden Ausstellung “Zwischen Emanzipation und Assimilation” organisieren konnten.
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