„Zwangsräume“

Das Aktive Museum beschäftigt sich unter der Überschrift „Zwangsräume“ in einem gegenwärtigen Projekt mit den sogenannten Judenhäusern. Unter diesem Stichwort lassen sich die verschiedene Interessen des Dritten Reiches auch vor dem Hintergrund einer schon in den Dreißiger Jahren bestehenden Wohnungsnot in Berlin versammeln.
Wer Berliner Wohnverhältnisse kennt, dem sind die oft kurios anmutenden Wohnungsaufteilungen in Mietshäusern geläufig. Da sind die hinteren Anteile großbürgerlicher Wohnungen über die Hintertreppen erreichbar und bestehen vorwiegend aus den Kinderzimmern und Räumen für die Dienstboten aufgereiht an einem langen Flur. Diese Wohnungsaufteilungen sollten unter anderem die Wohnungsnot damals lindern.

In dieser schwierigen Wohnungssituation war das NS-Regime gleichzeitig daran interessiert, Wohnungen in den besseren Wohnvierteln freizumachen und Parteigenossen zukommen zu lassen. Außerdem verursachte Speers Hauptstadtplanung „Germania“, unter anderem mit dem Abriss des Alsenviertels, weiteren Wohnungsbedarf. Dabei erlaubte es Speer in seiner Position als Generalbauinspekteur der Reichshauptstadt im Gleichklang mit den Zielen der Nationalsozialisten, die Reichshauptstadt „judenfrei“ zu machen, Juden zunehmend aus ihren Wohnungen zu verdrängen und zwangsweise in einzelnen „Judenhäusern“ zu konzentrieren. Diese Vorgänge wurden mit dem Beginn der systematischen Deportationen aus Berlin beschleunigt und ausgeweitet. So finden sich diese „Judenhäusern“ in allen Bezirken der Berliner Innenstadt.

Das Haus Solinger Str. 10. TAL
Stolpersteine vor dem Haus Solinger Str. 10. TAL

Stellvertretend sei hier nur eines in der Solinger Str.10 in Moabit angeführt. In diesem Haus lebten in der Zeit zwischen 1941 und 1943 39 jüdische Menschen. Ihr Schicksal endete schließlich in Emigration, Selbstmord, Deportation und Ermordung. Unter ihnen befand sich auch die Schriftstellerin Else Ury, deren Leben in Auschwitz endete.
Das beschriebene Projekt ist vorerst abgeschlossen. Die Präsentation der Ergebnisse ist in absehbarer Zukunft zu erwarten.
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