ROADS NOT TAKEN – Anspruch eingelöst?

Prof. Raphael Gross bei der Eröffnung der Ausstellung am 8. 12.2022. TAL

Die vielversprechende Eröffnung der Ausstellung „ROADS NOT TAKEN“ und eine breite mediale Präsenz des Deutschen Historischen Museum führten offensichtlich am vergangenen Sonntag zu einem regelrechten Besucheransturm . Ein erster Eindruck konnte aber die hochgespannten Erwartungen nicht unbedingt erfüllen. Zwar präsentierte sich die Ausstellung wie angekündigt entgegen der tatsächlichen Zeitläufte. Dass diese der üblichen zirkadianen Wahrnehmung entgegengesetzte Perzeption ein völlig neues Ausstellungserlebnis ermöglichte, aber kann der erste Rundgang nicht bestätigen. Die gerade im ersten Abschnitt immense Flut an visuellen Eindrücken lässt den Besucher erst nach gezieltem Suchen die bescheidenen Texte entdecken, die auf einen alternativ möglichen geschichtlichen Ablauf hinweisen. Da mutiert das anspruchsvoll bestimmende Motto eher zu einem PR-Moment, um Besucherströme ins DHM zu lenken.

Es ist unbestritten interessant, das umfangreiche Material um die verschiedenen Themen zu studieren, auch wenn manche Anordnung kuratorisch nicht nachvollziehbar ist und das Verständnis eher erschwert – aber eine herkömmlich angelegte Ausstellung mit diesem Aufwand hätte sicherlich einen ähnlichen Informationswert entwickelt. Einen größeren Aufwand hätte sich dagegen der hier enttäuschte Besucher für die Präsentation der Ereignisse im 19. Jahrhunderts gewünscht, in dem ja die Ursprünge für die weiteren Entwicklungen des 20. Jahrhundert bereits angelegt wurden. Vielleicht klärt ein zweiter Besuch so manche Fragen, die sich ihm anfänglich stellten – nur . . . wieviel Besucher werden das DHM ein zweites Mal aufsuchen . . .
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