
Kunst einmal aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet lässt sich im Augenblick in der Alten Nationalgalerie erleben. Dort werden Bilder von Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth unter zeitgeschichtlichen Gesichtspunkten gezeigt. Beider Kunst wurde von der NS-Kulturpolitik teilweise als nicht systemkonform und entartet eingestuft.

In der Ausstellung kann der Besucher und die Besucherin jetzt das Schicksal einzelner Bilder verfolgen. Dabei fällt wieder der männliche Blick auf das Thema auf. Während Lovis C. ausführlich mit seinem Lebenslauf vorgestellt wird, erscheint Charlotte BC fast nur als Fußnote. Besucher, die zum ersten Mal mit dem Künstlerpaar konfrontiert werden, erfahren wenig darüber, wie das Werk der beiden entstanden ist. Wenn man sich mit beiden Persönlichkeiten beschäftigt hat, würde man das gern korrigieren. So wie wir es bei der Berliner Gedenktafel in der Klopstockstr. 25 – 27 getan haben.

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In den Focus der NS-Kulturpolitik geriet vor allem Lovis Corinth, weil er sich in seiner künstlerischen Entwicklung zunehmend dem Expressionismus zuwandte.









Fotosammlung Entartete Kunst, München 1937. Fotograf Artur Grimm. TAL




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Charlotte Berend-Corinths Werk sah sich trotz ihrer jüdischen Herkunft offenbar nicht im gleichen Maß den Angriffen der NS-Kulturpolitik ausgesetzt. Möglicherweise weil sich ihre Portraits, ihre Theaterbilder und graphischen Mappen vorwiegend in Privatbesitz befanden und so in der Öffentlichkeit weniger präsent waren.







Sammlung Künstler, Berend-Corinth. Fotograf unbekannt. TAL

Trotz der genannten Einwände ist ein Besuch der Ausstellung lohnenswert. Sie ist noch bis zum 2.11.2025 in der alten Nationalgalerie zu sehen.
red-