In der Septemberausgabe der Zeitschrift „Berliner Ärzte“ erinnert Benjamin Kuntz et al. an Rahel Hirsch (15.09.1870 – 6.10.1953), erste Ärztin in Preußen, die den Professorentitel (1913) erhalten hat.
Sie stammte aus einer in Frankfurt alteingesessenen jüdischen Familie, arbeitete zuerst als Lehrerin und nahm dann aber in Zürich das Medizinstudium auf. Für Frauen gab es damals im Deutschen Reich noch keine Möglichkeit, Medizin zu studieren. In Strassburg wurde sie 1903 mit dem Thema „Ein Beitrag zur Lehre von der Glykolyse“ promoviert und erhielt kurz darauf von Friedrich Kraus, dem Direktor der II. Medizinischen Klinik / Charité, das Angebot, dort als Voluntärärztin zu arbeiten. 1908 übernahm sie die Leitung der Poliklinik (II. Med.Klinik Charitè).
1907 stellte sie in der Charité ihre Forschungsergebnisse zur Resorption von Stärkekörnern im Darm bis zu ihrer Ausscheidung im Urin vor. Die damals zuhörenden Kollegen lehnten diese Beobachtung als nicht glaubhaft ab. Erst 1962 bestätigte der Gastroenterologe Gerhard Volkheimer dieses Phänomen in seiner Habilitationsschrift und ging später regelmäßig in seinen Vorlesungen an der Freien Universität Berlin auf Rahel Hirsch und ihre Forschung ein. Hirsch forschte in ihrer klinischen Zeit auf zahlreichen Gebieten der Inneren Medizin und ließ sich dann schließlich 1918 in einer internistischen Praxis nieder.
Trotz des Entzugs der Kassenzulassung 1934 führte sie diese modern ausgestattete Praxis am Kurfürstendamm bis 1938 fort, um dann im Oktober 1938 nach England zu emigrieren. Dort war sie als Laborassistentin und Übersetzerin tätig, benötigte aber als bald Siebzigjährige finanzielle Unterstützung zu ihrem Lebensunterhalt. Ihre letzten Lebenjahre waren von schweren Depressionen bestimmt. Sie starb am 6.Oktober 1953 in London.
Von 1909 bis 1928 hat sie in Tiergarten gewohnt.
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Ein Gedanke zu „Rahel Hirsch – erste Medizinprofessorin in Preußen“
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