Nach einer unser regelmäßigen Führungen am Gedenkort Güterbahnhof Moabit ergab sich ein zufälliges Gespräch mit einer schon sehr alten Dame. Sie war gerade dabei, sich um ihren Hund zu kümmern. Als die Sprache auf den Gedenkort kam, berichtete sie, dass sie in Moabit hier in der Nachbarschaft geboren sei . . . . und dass sie gesehen habe, wie die Menschen die Zuwegung entlang zu den Gleisen hätten rennen müssen . . . und wie sie die Schreie der Menschen gehört habe, als sie in die Waggons getrieben wurden . . . .
Und plötzlich war die Vergangenheit wieder ganz nah.
Im weiteren Gespräch machte die alte Dame dann aber deutlich, dass sie darüber nicht weiter sprechen wollte. Sie hätte in der Zeit Angehörige verloren und Schmerzliches erlebt. So fand das Gespräch sein Ende.
Wieviel Erinnerung an die Geschehnisse um die Deportationen ist auch heute noch um den Gedenkort Güterbahnhof Moabit herum vorhanden? Nur zufällig wird die Erinnerung, direkt angesprochen, wieder lebendig. Viele Beweggründe mögen die Gedanken ansonsten unter Verschluß halten, seien es Scham- und Schuldgefühle oder stillschweigende Verabredung, Familiengeheimnisse zu bewahren. Der Gründe gibt es viele, die Menschen mit diesem Wissen eher schweigen als sich mitteilen lassen. . . . . deshalb ist es eine seltene Gelegenheit, einen so unverhofften Blick in die Vergangenheit zu werfen.
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