Schon der letzte Intendant des Hauses der Kulturen der Welt, Bernd Scherer, hatte für ein breitgefächertes Angebot gesorgt und so dem Namen des Hauses entsprochen. Sein Nachfolger Bonaventure Soy Bejeng Ndikung aus Kamerun hat jetzt aber ein zusätzliches Gewicht auf den globalen Süden, insbesondere Afrika und Südamerika gelegt.
Eine vielfältige Auftaktveranstaltung Anfang Juni gab dafür einen Vorgeschmack. An drei Tagen standen alle Türen des Hauses offen, die Besucher machten sich mit den neuen Namen der verschiedenen Räume bekannt, die an VertreterInnen von Minderheiten aller Art und VorkämpferInnen für Menschenrechte erinnerten.
Sie bekamen aber auch Bilder, Fotos, Filme, Performances und andere Kunstwerke zu sehen, die in dieser Art selten präsentiert wurden. Anhand der BesucherInnen ließ sich feststellen, dass sich hier ganz andere Gruppen der Bevölkerung als im Kunstbetrieb üblich angesprochen fühlten.
Die Ausstellung mit dem Titel „O Quilombismo“ ist Programm. Sie erinnert an Gründungen entflohener Sklaven, die u.a. in Südamerika mit mit ganz unterschiedlichen kulturellen Hintergründen neue Gemeinschaften aufbauten.
Mit seiner Frage nach dem Zustand der Welt und dem künftigen Erbe, das wir unseren Kindern hinterlassen werden, gibt sich der neue Intendant auch als Naturwissenschaftler zu erkennen. Wir können uns also bei dem künftigen Programm auf ein Angebot mit vielen Faszetten freuen. So lässt sich AI auch als African Intelligence oder Ancestral Immediacies lesen. Eine dreitägige Veranstaltung ermöglichte es Manthia Diawara sehr unterschiedliche philosophisch-kulturelle Sichtweisen von Afrika aus auch jenseits des Rationalismus darzustellen.
Mit Fatouma Diawara konnte man die Vielfalt afrikanischer Musik und Sprachen erfahren. Dabei gab sie Einblick in ihr eigenes von vielen persönlichen und künstlerischen Erfahrungen geprägtes Leben und in ihr Engagement gegen Genitalverstümmelung.
Mit einem Fest unter dem Titel „Bwa Kayman“ erinnerte HdKW gerade an die Revolution 1793 in Haiti. Die Kolonialmacht Frankreich erstickte sie mit militärischer Gewalt und Schuldenlasten, die zum Schluss stellvertretend von den USA eingetrieben wurden. Das ist schließlich der Grund, weshalb Haiti heute ein failed state ist und keine Aussicht auf eine geregeltes staatliches und gesellschaftliches Leben in Aussicht hat.
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