Halle an der Saale im Oktober 2020

Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt ist reich an Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Seit gut einem Jahr ist eine schreckliche Erinnerung hinzugekommen. Der menschenverachtende antisemitische Terroranschlag auf die Synagoge in der Humboldtstraße. Dabei wollte der rechtsextremistische Attentäter am 9. Oktober 2019 möglichst viele Juden während der Feiern zu Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, in dem Gotteshaus ermorden. Weil die solide Holztür den Schüssen des Attentäters standhielt, erschoss er eine zufällig vorbeikommende Passantin und anschließend in einem nahegelegenen Döner-Imbiss einen jungen Gast, der gerade Mittagspause machte. Und er verletzte auf seiner Flucht weitere Personen.

Für die beiden nicht-jüdischen Todesopfer ist am Jahrestag des Attentats eine Gedenkplatte an der Mauer des jüdischen Friedhofs angebracht worden.

Schon vor dem Jahrestag erinnerte eine open-Air-Ausstellung auf dem Haller Marktplatz an das unfassbare Attentat. Unter dem Motto „Unantastbar: Unsere Grundrechte“ sind Äußerungen von Menschen aus Halle zur Frage festgehalten, welche Bedeutung die Grundrechte für sie haben. Die Meinungsäußerungen stammen von ganz unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, darunter auch von Opfern und Augenzeugen des Anschlags. Die Ausstellung ist noch bis zum 10.11.2020
zu sehen.

Die Synagoge der Gemeinde liegt im Paulus-Viertel, einer gut bürgerlichen Wohngegend nordöstlich der Innenstadt. Die Humboldtstraße ist nicht sehr lang. Sie steigt vom Rathenauplatz aus bis zum Plateau an und läuft auf den Wasserturn Nord zu. Auf dem Plateau befindet sich der jüdische Friedhof, und am westlichen Rand des Friedhofsgeländes steht die Synagoge, die ursprünglich für Trauerfeiern errichtet worden war. Benachbarte Wohnhäuser schließen direkt an.

Das Tor zum jüdischen Friedhof in Halle. Foto BSW

In den Medien wird, wenn es um den Anschlag in Halle geht, meist ein Foto des Eingangstors zum Friedhof gezeigt. Neben dem Tor gibt es noch eine kleine Tür. Beides, Tor und Tür dort, sind aber nicht die Holztür, die den Schüssen des Attentäters standgehalten hat und den 52 Gläubigen in der Synagoge das Leben gerettet hat. Der Eingang, der zur Synagoge führt, befindet sich ein Stück weiter westlich, fast am Beginn der Friedhofsmauer. Die Tür mit den vielen Einschusslöchern ist inzwischen durch eine neue stabile Holztür ersetzt worden und inzwischen Bestandteil eines Mahnmals geworden.

Der Zugang zur Synagoge in Halle mit der neuen Tür. Foto BSW
Am Zugang zur Synagoge in Halle . Foto BSW

Der Attentäter von Halle steht derzeit in Magdeburg vor Gericht. Der Prozess stößt auf internationales Medieninteresse. Das Erinnern an den Albtraum ist für viele direkt oder auch indirekt Betroffene derzeit also wieder sehr präsent.
Laut Medienberichten tauchten in den letzten Tagen in Halle Schmierereien auf. Einmal an einem jüdischen Gedenkort in der Innenstadt und dann an einem Nachbarhaus der Synagoge. Noch steht, so heißt es, nicht eindeutig fest, ob es sich bei den Graffiti um antisemitische Schmierereien handelt.

Zum Zeitpunkt des rechten Terroranschlags stand die Synagoge trotz des hohen Feiertags nicht unter Polizeischutz. Inzwischen gibt es direkt gegenüber der Friedhofsmauer einen Container mit der Aufschrift „Polizei“. Es sieht aus wie eine provisorische Polizeiwache. Die scheint aber nicht rund um die Uhr besetzt zu sein, sonst hätte auffallen müssen, wer für die Schmierereien verantwortlich ist.

Am 3. Oktober 2020 feierte die Gemeinde den ersten Tag des Laubhüttenfestes. Die Laubhütte stand direkt hinter der Friedhofsmauer rechts von der Eingangstür, wie man auf dem Foto unten sehen kann. Die brennenden Leuchtketten zeugten davon, dass die Sukkothütte genutzt wurde.
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Die Laubhütte hinter der Friedhofsmauer neben dem Zugang zur Synagoge in Halle. Foto BSW

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