Was verbindet Eberswalde mit Halberstadt, mag man fragen. Aber beim Besuch von Eberswalde, im Besonderen von Finow mit dem historischen Ortsteil Messingwerk beantwortet sich die Frage schnell von selbst.
Im unübersehbar hohen Wasserturm zeigt ein örtlicher Verein informative Ausstellung zu diesem historischen Industriestandort und zu der mit ihm verbundenen Familie Hirsch. Ihre Firma Aron Hirsch und Sohn geht auf den Firmengründer Aron Hirsch (1783-1842) zurück. Er begann Anfang des 19. Jahrhunderts in Halberstadt mit einer kleinen Metallhandlung, die schließlich von den nächsten Generationen zu einer Weltfirma im Bereich der Metallurgie entwickelt wurde. Sein Sohn Gustav (1822-1898) expandierte 1863 entscheidend mit der Übernahme des Messingwerks in Eberswalde.
Hier wurden bald in industriellen Größenordnungen Messing- und Kupferprodukte für Abnehmer in vielen Branchen und in der ganzen Welt hergestellt.
Gustav Hirsch verlegte seinen Wohnsitz ebenfalls zum Messingwerk nach Finow. Dabei prägte er als Anhänger des neo-orthodoxen Judentums auch das Leben in diesem Betrieb. Die Beachtung des Schabbat und der jüdischen Feiertage waren für ihn und die jüdische Belegschaft selbstverständlich. Die Küche bot koschere Speisen an.
Auf dem Werkgelände befand sich ebenfalls ein Betsaal und eine Mikwe. Darüber hinaus sorgte Hirsch auch für seine Belegschaft, indem er Wohn- und Erholungsmöglichkeiten schuf und eigene Sozialleistungen einführte.
Begegnete man ihm bei der Übernahme des Messingwerks anfangs noch mit Skepsis und Misstrauen, so verwandelte sich die Einstellung der Arbeiterschaft und der Bevölkerung bald in Anerkennung und Zuneigung. In der dritten Generation übernahm schließlich Gustavs Neffe Aron Hirsch (1858-1942) die Firmenleitung. Um den Anforderungen der inzwischen entstandenen Weltfirma gerecht zu werden, war er nach Berlin gezogen. Dort lebte ebenfalls seine Tante Henriette, die den bekannten Rabbiner Esriel Hildesheimer, auch aus Halberstadt, geheiratet hatte. Er betrieb tatkräftig als erster Rabbiner von Adass Jisroel den Aufbau dieser 1868 gegründeten neo-orthodoxen Gemeinde. Dabei wurde er von der Familie Hirsch regelmäßig finanziell unterstützt. Die Arbeit von Adass Jisroel haben wir in zwei Ausstellungen dargestellt.
1932 zog sich die Familie Hirsch im Zusammenhang mit der Berliner Bankenkrise aus der Firma zurück. Nach dem Tod Aron Hirschs 1942 beging seine Frau Mally angesichts der bevorstehenden Deportation nach Theresienstadt Suizid.
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