Gerechtigkeit für Gabriele Tergit, die Gerichtsreporterin der zwanziger Jahre

Am 31. Juli 2018 war ein interessantes Gespräch zwischen Nicole Henneberg und Gisa Funck über Gabriele Tergit im Deutschlandfunk zu hören : Es ist der Herausgeberin Nicole Henneberg und dem Schöffling Verlag hoch anzurechnen, daß sie noch einmal den Versuch gemacht haben, Gabriele Tergit mit ihren Erinnerungen dem unverdienten Vergessen zu entreißen. War sie mit ihren ungewöhnlichen Gerichtsreportagen in den zwanziger Jahren bald eine Institution in Moabit –  sie wurde sogar noch nach dem Krieg von Justizwachmeistern mit Erstaunen wiedererkannt -, so machte sie sich auch mit ihrem Roman “Käsebier erobert den Kurfürstendamm” unter den Schriftstellern einen Namen. Nach einem Hinweis von Freunden und mit guten Nerven gelang es ihr, 1933 dem Zugriff der SA zu entkommen und nach Prag zu fliehen. Palästina und London waren die nächsten Stationen. Nach dem Krieg konnte sie nicht mehr an ihre alten Erfolge anzuknüpfen. Auch hatte sie immer noch eine gute Witterung für alte Nazis, sodaß sie sich in England wohler fühlte und dort bis zu ihrem Tod 1982 lebte.
Eines der nächsten Bücher, die ich lesen werde, werden mit Sicherheit ihre Erinnerungen sein.

Gabriele Tergit: “Etwas Seltenes überhaupt. Erinnerungen”
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Nicole Henneberg
Schöffling Verlag, Frankrfurt a.M. 2018. 424 Seiten, 26 Euro.

-TOL