George Grosz – und das Kleine Grosz Museum

1893 in Berlin geboren,
1933 nach USA ins Exil gegangen,
1959 nach Berlin zurückgekehrt und hier verstorben.

George Grosz 1930 auf dem Dach des Hauses
Savignyplatz 5,
Fotografin Lotte Schmalhausen, Anonymus.

Das wäre eine sehr verkürzte Lebensbeschreibung von George Grosz. Und doch bildete Berlin für
ihn eine wichtige Klammer und den prägenden Lebens- und Schaffensort.
Hier begann nach Ausbildung in Dresden, Berlin und Paris seine künstlerische Laufbahn mit der DADA-Bewegung und die Zusammenarbeit John Heartfield. Hier verarbeitete er seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg und musste sich deshalb wiederholt mit der Justiz auseinandersetzen.

George Grosz, Wieland Herzfelde, Rechtsanwalt Dr. Alfred Apfel vor Gericht im „Gotteslästerungsprozess“ 1928.
Gesehen im Kleinen Grosz Museum 2024. TAL

Hier entstand aber auch die berühmte Bühnenfassung des „Braven Soldaten Schweijk“ zusammen mit Bertold Brecht und Erwin Piscator nach dem Buch von Jaroslav Hašek.

Ankündigung der Aufführung des „Braven Soldaten Schweijk“ ,gestaltet von Bertold Brecht, George Grosz und Erwin Piscator nach dem Buch von Jaroslav Hašek, am 28.Januar 1928 in der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung.

Aufmerksam die politische Entwicklung beobachtend verließ er noch vor Hitlers Machtergreifung Deutschland in Richtung USA und wurde kurz darauf als erster Deutscher seiner deutschen Staatsangehörigkeit beraubt.

George Grosz. The Menace (die Bedrohung).
Gesehen im Kleinen Grosz Museum 2024. TAL

In den USA konnte er seine künstlerische Karriere erfolgreich fortsetzen. Es veränderten sich aber Charakter und Themen seiner Werke . . . es fehlte der Berliner Biss.

Haus seiner Schwiegereltern Savignyplatz 5 in Berlin-Charlottenburg, in dem er 1959 auch verstarb. TAL
Gedenktafel am Haus seiner Schwiegereltern Savignyplatz 5 in Berlin-Charlottenburg, in dem er 1959 auch verstarb. TAL

1959 auf Wunsch seiner Frau ins Nachkriegsberlin zurückgekehrt verstarb er hier noch im selben Jahr. Die Historie gibt als Grund Herzversagen an, die Fama vermeldet Treppensturz unter Alkohol.

Im Berliner Stadtbild tritt er verschiedentlich in Erscheinung.

George Grosz wohnte von 1928 bis 1933 in der Trautenaustr. 12.1 in Berlin Wilmersdorf. TAL
Berliner Gedenktafel in der Trautenaustr. 12.1 in Berlin Wilmersdorf (8.01.2025). TAL

Berlin hat ihm sogar einen Platz am Kurfürstendamm gewidmet. Wer kennt ihn? Es ist das kleine Dreieck an der Kreuzung Schlüterstraße mit dem Kurfürstendamm.

Stele am George-Grosz-Platz in Berlin-Charlottenburg. Detail. TAL
Mosaik (George Grosz Unterschrift) am George-Grosz-Platz in Berlin-Charlottenburg. TAL

Auch in der Neuen Nationalgalerie ist er mit seinen Werken „Stützen der Gesellschaft“ und „Ein grauer Tag“ vertreten. Es fehlte aber das umfangreiche zeichnerische Werk.

Stützen der Gesellschaft, George Grosz. Neue Nationalgalerie Berlin. TAL
Ein grauer Tag, George Grosz. Neue Nationalgalerie Berlin. TAL

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Der Eingang zum ehemaligen Kleinen Grosz Museum . TAL

Das zu zeigen hatte sich der 2015 gegründete Verein George Grosz in Berlin e. V. im Kleinen Grosz Museum zur Aufgabe gemacht. Es hatte einen idealen Platz in der Bülowstraße unweit der Potsdamer Straße gefunden – in einer ehemaligen Shell-Tankstelle. Der Schweizer Galerist und Sammler Juerg Judin hatte sie zu einem preisgekrönten Ensemble erweitern lassen.

Das Ensemble mit der alten Shell-Tankstelle. Rechts das ehemalige Café. TAL

Zwischen 2022 und November 2024 waren hier neben der Dauerausstellung fünf Sonderausstellungen zu sehen, überwiegend Zeichnungen und Graphiken. Mit Eintrittsgeldern und Spenden allein war aber der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten. Das Land Berlin zeigte kein gesteigertes Interesse an diesem Museum. Damit war das Ende dieser bemerkenswerten Initiative und des besonderen Ortes nicht aufzuhalten.
Berlin hat wieder einmal eine Chance vergeben. Schade.
red-

Geschlossen. TAL