Die Staatsbibliothek hat auch eine Geschichte

Haupttreppe in der Staatsbibliothek zu Berlin. TAL

Nikolaus Bernau unterzieht im baunetz-Newsletter die Restaurierung der Staatsbibliothek zu Berlin einer kritischen Betrachtung. Anlass ist die Eröffnung des Bibliotheksmuseums im Juli 2022.

Für einen Betrag von 84 Millionen wurde der Lesesaal neugebaut und bietet neben einer Freihandbibliothek von 120.000 Bänden 250 Arbeitsplätze an. Die Humboldtuniversität zu Berlin hat bei einem deutlich schmaleren Budget als der Preußische Kulturbesitz für fast dieselbe Summe im benachbarten Grimm-Zentrum 4,5 Millionen Bände und 1.200 Arbeitsplätze untergebracht.

Besonders kritisch merkt Bernau den Umgang mit der jüngeren Geschichte dieser ehrwürdigen Institution an. Bei der 1661 vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm gegründeten Bibliothek gibt es wenig über ihre Rolle in der NS- und der DDR-Zeit zu erfahren. Bernau weist auf ihre Funktion als Zentralstelle bei der Bewertung geraubter Bücher und Archivalien aus jüdischem Besitz und aus den Raubzügen in Europa hin. Nach 1945 war sie mit vergleichbaren Aufgaben bei der Enteignung in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR beteiligt.
In einer Zeit, in der u.a. Firmen, Ministerien und Berufsverbände ihre eigene Rolle in der jüngeren Geschichte hinterfragen, wäre das auch für die Staatsbibliothek zu Berlin eine gute Gelegenheit gewesen.

Ansonsten ist der Besuch der Staatsbibliothek und ihres Museums allen Interessierten nur unbedingt zu empfehlen. Solche Unikate wie dort bekommt man so schnell nicht wieder zu sehen.
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