1950 stand die Ruine der Hansaklinik noch. Oben auf ihrer Außenmauer wuchs eine Birke. Mich hat damals als Kind beschäftigt, wie dieser nicht so kleine Baum dort hingekommen sein mochte. Gegenüber, auf dem Gelände der heutigen Hansabibliothek, waren die Ruinen bereits abgeräumt. Dieses freie Feld bot sich uns geradezu zum Drachensteigen an.

B Rep 202-01. Nr. 94-03 117
Bei Recherchen zu unserer Ausstellung Jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten fand ich 2019 ein Foto der Hansaklinik. Auf Anhieb erkannte ich die Ruine in der Dissertation von Michael Hondros wieder. Das war der Ausgangspunkt für die aktuelle Ausstellung.
Sie zeigt das 1890 für bürgerliches Publikum entstandene Sanatorium, das 1926 von der AEG-Betriebskankenkasse übernommen und in eine vorbildliche Betriebsklinik ausgebaut wird.Heinrich Schmieden, der Sohn des bekannten Architekten Heino Schmieden, zeichnet für die Arbeiten verantwortlich. 1932 eröffnet dort Friedrich Lewy nach langjähriger Vorarbeit ein Neurologisches Institut, das neben einer umfassenden neurologischen Behandlung auch Forschung ermöglichen soll. Bereits 1933 muss Lewy als Jude aber nach England emigrieren. 1934 übernimmt die Charité die Klinik und gründet hier in den nächsten Jahren die erste Neurochirurgische Universitätsklinik und anschließend die Neurologische Universitätsklinik. Mit Kriegsbeginn 1939 werden große Teile der Klinik in ein Luftwaffenlazarett umgewandelt. Im November 1943 wird das Gebäude durch Bomben zerstört.
Wie in einem großen Leporello zeigt die Ausstellung das sich wandelnde Gebäude, seine Innenausstattung und die handelnden Personen.

Bei der gut besuchten Austellungseröffnung heute konnten sich die Gäste einen eigenen Eindruck von dieser in Vergessenheit geratenen Klinik verschaffen. Sie stand direkt gegenüber der Hansabibliothek auf dem Grundstück des jetzigen Gripstheaters.


Thomas Abel von Verein Gleis 69 begrüßte die Gäste mit einigen persönlichen Worten, Dr. Benjamin Kuntz von der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin berichtete in seinem Beitrag über den medizinhistorischen Hintergrund der Klinik.



Danach nutzten die Gäste die Gelegenheit zum genaueren Studium der Ausstellung, zum angeregten Gespräch und vergaßen auch nicht, die Weinbar zu besuchen. Nach meinem Eindruck waren Gastgeber und Gäste mit diesem Abend sehr zufrieden.


Die Ausstellung ist bis zum 29. November 2025 in der Hansabibliothek, Altonaerstr. 15, 10557 Berlin,
U Hansaplatz zu sehen. Öffnungszeiten: Mo, Fr 13 – 19.30. Di, Mi, Do 12 – 18. Sa 10 – 14. So 10 – 16.
Eintritt frei.
TOL-