Begegnungen

Es bereichert immer wieder, die jüngere Geschichte aus Sicht unserer Nachbarn zu betrachten.
So knüpft sich an die Begegnung mit dem Reiterstandbild Christian X. am Kopenhagener Saint Anne Plads auch die Geschichte der deutschen Besatzung Dänemarks. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im April 1940 mussten König und Regierung unter massivem Druck der deutschen Besatzung zustimmen. Christian X. verließ danach sein Land nicht, sondern ritt als Zeichen seines anhaltenden Widerstandes jeden Morgen durch seine Hauptstadt. Damit wurde er für die ganze Bevölkerung zum Symbol des Widerstandes, der 1943 auch die Rettung der dänischen Juden ermöglichte.

Große Synagoge in der Krystalgade. Danske Billeder For Skole Og Hjem, 7. Kjøbenhavn og Frederiksberg af Theodor Siersted. Forlagsbureauet i Kjøbenhavn 1899. Urheber Theodor Siersted. Gemeinfrei.

In Dänemark durften sich Juden seit 1619 wieder ansiedeln, auch wenn ihr wirtschaftliches und religiöses Leben zahlreichen Restriktionen unterworfen war. Erst 1854 wurden sie den christlichen Bürgern gleichgestellt. In der Krystalgade findet man die Kopenhagener Hauptsynagoge. Sie wurde 1833 fertiggestellt.

Vor ihrem Eingang sind drei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Thora Krogmann, Rosa Nachemsohn und Beile Malka Zipikoff. Sie lebten alle im Haus Nr. 12 der Meyers Minde-Stiftung, die alten Menschen dort ein mietfreies Wohnen ermöglichte. Am 1.10.1943 wurden sie verhaftet und danach mit über vierhundert dänischen Juden nach Theresienstadt deportiert. Dort sind sie ums Leben gekommen. Gleichzeitig konnten mit breiter Unterstützung der dänischen Bevölkerung über 7000 Juden nach Schweden gebracht und so gerettet werden.

Große Synagoge in der Krystalgade 12a. TAL

Heute steht ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Polizist vor der Synagoge.

Im schönen Garten der Königlichen Bibliothek überrascht einen das Jüdische Museum des Landes. Der Eingang und das Innere sind unverwechselbar von Daniel Libeskind geschaffen. Das Museum berichtet von der Geschichte der dänischen Juden, ihrer wiederholten Verfolgung bis ins 19. Jahrhundert, aber auch über ihre Rettung durch dänische Fischer im Oktober 1943.
Besonders beeindruckend ist, dass die Juden nach ihrer Rückkehr aus Schweden und Theresienstadt ihre Wohnungen und ihr Eigentum unangetastet vorfanden und wieder in Besitz nehmen konnten.
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