In der letzten Woche fand die Eröffnung der Ausstellung Reinhard Heydrich, Karriere und Gewalt in der Topographie des Terrors statt. Die umfangreiche Arbeit der KuratorInnengruppe wurde von den verschiedenen Gästen bei ihren Ansprachen entsprechend gewürdigt.
Frau Dr. Andrea Riedle begrüßte als Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors die Gäste. In ihrer Einführung wies sie auf zwei markante Daten in Heydrichs Karriere hin. So wurde am 27.September 1939 das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) gegründet und Heydrich von Himmler mit der Leitung beauftragt. Am 20. Januar 1942 erläuterte Heydrich bei der Wannseekonferenz Vertretern des NS-Regimes den Beginn der Endlösung der Judenfrage. Er hatte dazu persönlich von Göring den Auftrag erhalten.
Ursprünglich sah Heydrich eine Laufbahn als Marineoffizier vor sich, wurde dann aber unerwartet wegen eines unehrenhaften privaten Verhaltens aus der Marine entlassen. Kurz darauf trat er 1931 der NSDAP und auch der SS bei. In Himmlers Auftrag baute er in München den Sicherheitsdienst (SD) der SS auf und übernahm gleichzeitig die Leitung der bayrischen politischen Polizei. In ähnlicher Weise verzahnte er in den folgenden Jahren Institutionen des Staates mit denen des NS-Regimes. Dabei wusste er sich gegen Konkurrenten durchzusetzen zeichnete sich gleichzeitig durch eine unbedingte Loyalität gegenüber Hitler aus. Ab September 1941 erhielt er zusätzlich die Aufgabe des Stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, die er bis zu seiner Ermordung Juni 1942 wahrnahm. Er wird als eiskalter Karrierist beschrieben, unter der Hand auch als Henker des Dritten Reiches. Dabei stammte er aus dem gehobenen Bürgertum, hatte eine humanistische Erziehung erhalten und gehörte so zur Mitte der Gesellschaft.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas betonte in ihrem Beitrag, dass Heydrich als Reichsprotektor seine Massaker öffentlich gemacht habe und sich dabei seiner Verbrechen bewusst gewesen sei. Er habe sie weltanschaulich mit dem Kampfes des Deutschen Volkes auf Leben und Tod gerechtfertigt. In Ihrer Rede ging sie auch auf die Morddrohungen ein, die Jens-Christian Wagner von der Gedenkstätte Buchenwald erhalten hat. Sie bezeichnete das als einen Angriff auf unsere Erinnerungskultur.
Der Berliner Kultursenator Joe Chialo erinnerte daran, dass die Gewalt des NS-Regimes von Berlin ausgegangen sei. Hier habe sich die Zentrale für Terror, Deportation und Massenmord befunden. Der Hausherr dieser Zentrale sei Heydrich gewesen, den sein Karriereweg von München, der Hauptstadt der Bewegung, nach Berlin geführt habe, um hier die Gestapo aufzubauen. So seien das frühere RSHA am Ort der heutigen Topographie des Terrors und das Haus der Wannseekonferenz wichtige Beziehungspunkte der Erinnerung.
Erfreulicherweise waren zu der Veranstaltung auch Vertreter von Tschechien eingeladen. So folgte der Beitrag des Gesandten-Botschaftsrat der Tschechischen Botschaft, Petr Kubera. Er beschrieb, wie sich die Tschechoslowakei nach dem Münchener Abkommen schutzlos der Gewalt des Deutschen Reiches ausgesetzt sah. Wie aber auch unter den sozialistischen Regierungen die Geschichte umgeschrieben worden sei. Unter der NS-Herrschaft sei anders als in Polen der Widerstand erst langsam entwickelt worden. So konnte Heydrich als Reichsprotektor anfangs noch sehr selbstsicher in Prag auftreten. Deshalb habe die Exilregierung in London dann Pläne für ein Attentat entwickelt und im Juni 1942 zur Ausführung gebracht. Damit konnte die Exilregierung gegenüber den Aliierten ihre eigene Rolle stärken.
Das Attentat auf Heydrich spielt auch noch heute noch eine wichtige Rolle in der Geschichtswahrnehmung der tschechischen Nation. alle fünf Jahre wird deshalb das Attentat am historischen Ort nachgespielt und ist dabei verbunden mit einem großen Volksfest.
In der Ausstellung selbst werden durch ein umfangreiches Bildmaterial dem Besucher die unterschiedlichen Faszetten von Heydrichs Persönlichkeit und Lebensweg nahe gebracht.
Angefangen von seinem bürgerlichen Elternhaus über die abgebrochene Marineoffizierslaufbahn, seiner Begegnung mit Himmler und sein schneller Aufstieg in der NS-Hierarchie, dem Wechsel nach Berlin und dem Aufbau von SD und Gestapo. Mit Kriegsbeginn verkörperte er dann den Terror der SS und die Endlösung der Judenfrage. Gestoppt hat ihn dann das Attentat in Prag.
Aufschlussreich ist die Begegnung Heydrichs 1923 mit Wilhelm Canaris, damals I. Offizier auf dem Kleinen Kreuzer Berlin. Dieser enge Kontakt, auch zwischen den Familie, hat bis zu Heydrichs Tod bestanden. Wobei sich beide in unterschiedlichen Lagern wussten.
Auch die Darstellung seines Familienlebens und das Festhalten seiner späteren Witwe an ihrer NS-Überzeugung ist interessant. Durch seine Körpergröße, seine sportlichen Erfolge und seinen Wagemut stellte er für die SS ein überzeugendes Beispiel für den idealen SS-Mann dar. Auch noch nach dem Krieg und in der heutigen Zeit ist Heydrich in rechtsextremen Kreisen ein anerkanntes Idol.
Es ist zu hoffen, dass diese Ausstellung ihn entzaubert. Auch wenn die bisherige Rezeption des RSHA wenig befriedigend ist.
red-