Antoni Graf Sobanski – ein Weltbürger beobachtet das Dritte Reich

Wer sich für eine exzellente, zeitgenössische Schilderung des Lebens im Dritten Reich interessiert, dem sei das Buch „Nachrichten aus Berlin 1933 – 36“ empfohlen. Hier berichtet ein ein polnischer Journalist, der sechs europäische Sprachen beherrscht, Europäer und Weltbürger zugleich ist –  und nicht zuletzt ein scharfer und genauer Beobachter seiner Umgebung. Bei seinen Schilderungen aus Berlin und vom Reichsparteitag in Nürnberg läßt er kaum eine Fascette des damaligen Lebens aus. Gleich, ob es sich um die Beobachtung bei der Zugfahrt nach Berlin handelt oder um die Begegnung mit Kellnern in vertrauten Restaurants noch um das Treffen mit unterschiedlichsten, gut bekannten Menschen. Seine Schilderungen vom Gespräch mit einem jüdischen Kind, vom Zusammenbruch einer großbürgerlichen Familie nach der viehischen Mißhandlung der Ehefrau durch die SA, vom Umgang in militaristischen und elitären Kreisen läßt ein umfasssendes Bild vom Denken, Fühlen und Handeln in der damaligen Zeit deutlich werden.

Das erstmals in deutscher Sprache erschienene Buch vermittelt auch einen guten Eindruck von dem geschliffenen Stil Sobanskis. Unbedingt lesenswert.

Antoni Graf Sobanski, Nachrichten aus Berlin 1933 – 36, rororo, Reinbek 2009

– TOL