Rasse – Eine Erfindung

Das Deutsche Hygiene Museum in Dresden hat aktuell die lobenswerte Aufgabe übernommen, sich mit dem Begriff „Rasse“ auf vielfältige Weise auseinanderzusetzen. Vielleicht korrigiert es damit die schnelle und bereitwillige Übernahme 1933 von nationalsozialistischem Gededankengut.
Eindrucksvoll beschreibt die Ausstellung „Rassismus – Die Erfindung von Menschenrassen“, wie beginnend im 17. Jahrhundert Wissenschaftler versuchten, innerhalb der Spezies Mensch ein weiteres Ordniungssystem zu entwickeln. Bei dem damaligen Stand der Wissenschaften konnten sie sich nur auf äußere Merkmale und das Verhalten stützen. Auch die Naturwissenschaften des 19. und 20. Jahrhunderts verfeinerten diesen biologistischen Ansatz nur und hinterfragten ihn nicht. Dass vermeintlich wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnis zum Völkermord benutzt werden kann, bewies schließlich das Dritte Reich mit dem Holokaust. Inzwischen hat uns der Fortschritt in der genetischen Forschung gezeigt, dass Unterschiede im Genom beispielsweise innerhalb der sogenannten Kaukasier oder der Afrikaner größer sind als die zwischen diesen beiden Gruppen. Damit wird der Terminus „Rasse“ als Unterscheidungsmerkmal hinfällig und verschwindet zunehmend auch aus dem wissenschaftlichen Vokabular. Wie lange es aber dauern wird, bis der sich daran anlehnende Begriff des Rassismus und sein Gedankengut verschwunden ist, läßt sich nicht absehen. Es ist zu hoffen, dass diese Ausstellung dazu beiträgt, ein größeres Stück auf diesem Weg zurückzulegen.
Bis Januar 2019 haben Sie Gelegenheit, durch einen Besuch in Dresden dazu beizutragen.

Deutsches Hygiene Museum Dresden, 19. Mai 2018 – 06. Jan 2019

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